Tuesday, October 28, 2008

Glühwürmchen und Blitz

Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen ist derselbe Unterschied wie zwischen dem Blitz und dem Glühwürmchen.
Mark Twain
(Brief an George Bainton vom 15. Oktober 1888; veröffentlicht in "The Art of Authorship" von George Bainton)

Monday, October 27, 2008

Sechs Tanzstunden in sechs Wochen



Aufführung des Theater Bielefeld am 26.10.2008

Eigentlich war es nur Ersatzprogramm für ein ausgefallenes Stück aus dem Sonntagsabo. Zum Glück viel jemand aus dem eigentlichen Stück wegen Krankheit aus, sonst hätten wir "Sechs Tanzstunden in sechs Wochen" von Richard Alfieri nicht gesehen. Und das wäre schade gewesen.

Lily Harrison (Therese Berger), eine 72jährige Witwe, mietet sich bei einer Agentur den schwulen Michael Minetti (John Wesley Zielmann), um sich in ihrer Privatwohnung Tanzstunden geben zu lassen. Am Anfang könnten die beiden gegensätzlicher nicht sein - die verknöcherte alte Schachtel und er die unflätige Zicke. Doch einsam und vom Leben gebeutelt sind sie alle beide - und tanzen wollen sie. So kommen sie sich mit Cha-cha und Wiener Walzer langsam näher und können einander schließlich tragen, helfen und vor allem Freunde sein.

Natürlich kein tiefgreifender Stoff - es ist ja auch eine Komödie, die vor allem am Broadway erfolgreich war, aber das Stück ist amüsant und in gewisser Weise ergreifend, denn Therese Berger, das Urgestein der Bielefelder Bühnen, und John Wesley Zielmann spielten wirklich wunderbar und ernteten Lächeln und jede Menge Applaus.


Everlasting



Talk in everlasting words
And dedicate them all to me.
And I will give you all my life,
I'm here if you should call to me.
You think that I don't even mean
a single word I say.
It's only words
and words are all I have
to take your heart away.

:) Bee Gees, 1968.

Saturday, October 25, 2008

Christopher Paolini


Dragons...

Ich las, dass Christopher Paolini seine als Trilogie geplante Fantasywelt nun um ein viertes Buch erweitern musste. Ich habe das erste der bislang drei erschienenen auf Deutsch gelesen und stecke nun im Hörbuch vom zweiten Teil, das ich allerdings auf Englisch höre. Letzteres verbessert, so glaube ich, einmal mehr die Qualität von Dialogen und Erzählstil, aber vor allem hat die Listening Library mit Gerard Doyle wieder einmal einen exzellenten Vorleser gefunden. War ich doch schon von den auch dort erschienenen Harry Potter Lesungen (Hurray for Jim Dale!) schwer begeistert, so gelingt es auch Doyle, die einzelnen Charaktere ( Eragon, Saphira, Zwerge und Elfen) wunderbar darzustellen.
Andererseits: Wäre dies nicht der Fall, würde man wohl auch kaum 20 CDs lang durchhalten!

Friday, October 24, 2008

Erich Fried: Das richtige Wort

Nicht Schlafen mit dir
nein: Wachsein mit dir
ist das Wort
das die Küsse küssen kommt
und das das Streicheln streichelt
und das unser Einatmen atmet
aus deinem Schoß
und aus deinen Achselhöhlen
in meinen Mund
und aus meinem Mund
und aus meinem Haar
zwischen deine Lippen

und das uns die Sprache gibt
Von dir für mich
und von mir für dich
eines dem anderen verständlicher
als alles

Wachsein mit dir
das ist die endliche Nähe
das Sichaneinanderfügen
der endlosen Hoffnungen
durch das wir einander kennen

Wachsein mit dir
und dann
einschlafen mit dir

Aus: Erich Fried, Es ist was es ist. Liebesgedichte, Angstgedichte, Zorngedichte. Wagenbach-Verlag, Berlin 1983.

Thursday, October 23, 2008

Anfang



Am Anfang war das Wort
und nicht das Geschwätz,
und am Ende wird nicht die Propaganda sein,
sondern wieder das Wort.
Gottfried Benn, 1956

Wednesday, October 22, 2008

Sonne

Was hilft aller Sonnenaufgang,
wenn wir nicht aufstehen?
Georg Christoph Lichtenberg

Monday, October 20, 2008

Erich Fried: Logos




Das Wort ist mein Schwert
und das Wort beschwert mich

Das Wort ist mein Schild
und das Wort schilt mich

Das Wort ist fest
und das Wort ist lose

Das Wort ist mein Fest
und das Wort ist mein Los

Aus: Erich Fried, Befreiung von der Flucht. Gedichte und Gegengedichte. Claasen-Verlag, Hamburg 1968.

Friday, October 17, 2008

Anna Gavalda - Ich habe sie geliebt


Nachdem ich "Zusammen ist man weniger allein" so mochte, stolperte ich neulich über zwei weitere, kürzere Romane von Anna Gavalda. Den ersten, "Ich habe sie geliebt", habe ich in zwei Nächten verschlungen und er ist wunderschön. Die Geschichte ist herzzerreißend. Die Frage: Wenn die Liebe ungewollt zuschlägt, entscheidet Mann sich besser für die Liebe oder für die Frau und das Leben, mit dem man verheiratet ist?

Chloé wird von ihrem Ehemann verlassen und ihr Schwiegervater entführt sie zur Erholung in das Landhaus der Familie, wo er ihr von den nie erzählten Untiefen seines eigenen Lebens erzählt. Er erzählt von der eigenen ungelebten Liebe, dem Unglücklichsein in einer Ehe, die nicht mehr gewollt, aber bequemer war. Dem tritt Chloé mit ihrem Unglück über das Verlassensein entgegen - mit Tränen, Verzweiflung und Unglauben über das Geschehene.

Die Beantwortung der Frage bleibt offen.
Anna Gavalda, Ich habe sie geliebt. Fischer, Frankfurt am Main 2008.

Wednesday, October 15, 2008

Why did the chicken cross the road?



BARACK OBAMA: The chicken crossed the road because it was time for a CHANGE! The chicken wanted CHANGE!

JOHN MC CAIN: My friends, that chicken crossed the road because he recognized the need to engage in cooperation and dialogue with all the chickens on the other side of the road.

HILLARY CLINTON: When I was First Lady, I personally helped that little chicken to cross the road. This experience makes me uniquely qualified to ensure — right from Day One! — that every chicken in this country gets the chance it deserves to cross the road. But then, this really isn’t about me…….

DR. PHIL: The problem we have here is that this chicken won’t realize that he must first deal with the problem on ’THIS’ side of the road before it goes after the problem on the ’OTHER SIDE’ of the road. What we need to do is help him realize how stupid he’s acting by not taking on his ‘CURRENT’ problems before adding ’NEW’ problems.

OPRAH: Well, I understand that the chicken is having problems, which is why he wants to cross this road so bad. So instead of having the chicken learn from his mistakes and take falls, which is a part of life, I’m going to give this chicken a car so that he can just drive across the road and not live his life like the rest of the chickens.

GEORGE W. BUSH: We don’t really care why the chicken crossed the road. We just want to know if the chicken is on our side of the road, or not. The chicken is either against us, or for us. There is no middle ground here.

COLIN POWELL: Now to the left of the screen, you can clearly see the satellite image of the chicken crossing the road…

ANDERSON COOPER - CNN: We have reason to believe there is a chicken, but we have not yet been allowed to have access to the other side of the road.

JOHN KERRY: Although I voted to let the chicken cross the road, I am now against it! It was the wrong road to cross, and I was misled about the chicken’s intentions. I am not for it now, and will remain against it.

NANCY GRACE: That chicken crossed the road because he’s GUILTY! You can see it in his eyes and the way he walks.

PAT BUCHANAN: To steal the job of a decent, hardworking American.

MARTHA STEWART: No one called me to warn me which way that chicken was going. I had a standing order at the Farmer’s Market to sell my eggs when the price dropped to a certain level. No little bird gave me any insider information.

DR SEUSS: Did the chicken cross the road? Did he cross it with a toad? Yes, the chicken crossed the road, but why it crossed I’ve not been told.

ERNEST HEMINGWAY: To die in the rain. Alone.

JERRY FALWELL: Because the chicken was gay! Can’t you people see the plain truth? That’s why they call it the ’other side.’ Yes, my friends, that chicken is gay. And if you eat that chicken, you will become gay too. I say we boycott all chickens until we sort out this abomination that the liberal media white washes with seemingly harmless phrases like ’the other side.’ That chicken should not be crossing the road. It’s as plain and as simple as that.

GRANDPA: In my day we didn’t ask why the chicken crossed the road. Somebody told us the chicken crossed the road, and that was good enough.

BARBARA WALTERS: Isn’t that interesting? In a few moments, we will be listening to the chicken tell, for the first time, the heart warming story of how it experienced a serious case of molting, and went on to accomplish its life long dream of crossing the road.

ARISTOTLE: It is the nature of chickens to cross the road.

JOHN LENNON: Imagine all the chickens in the world crossing roads together, in peace.

BILL GATES: I have just released eChicken2007, which will not only cross roads, but will lay eggs, file your important documents, and balance your check book. Internet Explorer is an integral part of the Chicken. This new platform is much more stable and will never cra…#@&&^(C% ……… reboot.

ALBERT EINSTEIN: Did the chicken really cross the road, or did the road move beneath the chicken?

BILL CLINTON: I did not cross the road with THAT chicken. What is your definition of chicken?

AL GORE: I invented the chicken!

COLONEL SANDERS: Did I miss one?

DICK CHENEY: Where’s my gun?

AL SHARPTON: Why are all the chickens white? We need some black chickens.
Die Quelle dieser Sammlung war leider nicht aufzutreiben. Die Links zu den wikipedia-Artikeln zu den einzelnen Personen stammen von mir, da mir nicht alle im Detail bekannt waren.

Monday, October 13, 2008

Die lieben Kleinen...

Selten habe ich über ein Buch mit so vielen Kollegen, Bekannten und Freunden gesprochen. Bevor ich es noch zuende gelesen hatte, dachte ich, dass Michael Winterhoff wohl vermutlich - leider - Recht hat.
Der Titel "Warum unsere Kinder Tyrannen werden" ist natürlich reißerisch, aber man muss nicht als Lehrer tätig sein, um von Zeit zu Zeit unschönen Kinderszenen in Supermarkt, Bekanntenkreis oder sonstwo zu begegnen. Bei vielen der Fallbeispiele spürte ich mich innerlich nicken, klar, habe ich auch schon oft gesehen. Und mit oft meine ich oft.
Michael Winterhoff spricht von Störungen der Konzentrations- und Leistungsfähigkeit, der Lernbereitschaft und von uns als Respektlosigkeit wahrgenommenem Verhalten.
Die Ursache für diese verschiedenen Auffälligkeiten: Diese Kinder haben nicht die dafür notwendige psychische Reife entwickeln können.
Die Gründe dafür liegen in der Beziehung zu Eltern und anderen an der Erziehung beteiligten Personen, sprich Großeltern, Erzieher im Kindergarten, Lehrer, usw. Diese Beziehungen sind nicht wie früher hierarchisch geprägt - Erwachsener <-> Kind - wobei der Erwachsene dabei Grenzen aufzeigt, sich vor allem selbst klar abgrenzt und zwar auch als jemand, der mehr Rechte, mehr Wissen und dadurch auch Entscheidungsgewalt hat.
Statt dessen haben wir partnerschaftliche, projizierende und symbiotische Beziehungen zwischen Erwachsenen und Kindern (für genauere Begriffserklärungen, Zusammenfassungen: siehe Linksammlung). Gerade die erstere ist dabei weit verbreitet und wir sehen Beispiele für partnerschaftlichen Umgang mit Kindern täglich, ja, ich habe es sogar in der Lehrerausbildung deutlich beigebracht bekommen (naja, *deutlich* habe ich da eigentlich nichts beigebracht bekommen, aber das ist ja ein anderes Thema...). Mit Kindern auf Augenhöhe sein, ihnen Entscheidungen zu überlassen, sie frei entscheiden zu lassen: Lern ich dies, lern ich das, mach ich dies, mach ich das.... Nicht so extrem vielleicht, aber wenn Kinder selbst immer erfahren, dass sie frei entscheiden dürfen, Dinge nur nach dem Lustprinzip tun, gleichzeitig aber keine Frustationstoleranz erlernen konnten - wen wundert es dann, wenn diese in der Schule keinen Bock aufs Lernen, aufs Stillsein und Konzentrieren, auf Sich-Mühe-Geben haben? Es gibt ja keinen Grund dafür!
Leider hört Michael Winterhoff da auf, wo es für mich als Pädagogin interessant werden würde. Er maßt sich nicht an, aus seinen Überlegungen heraus neue didaktische Modellle und einzig wahre Lösungen zu basteln. Im Gegenteil: Man steht am Ende da mit einer neuen Blickweise auf die alltäglichen Probleme mit den auffälligen Kindern, aber man ist noch ratlos, was man nun mit der Erkenntnis anfangen soll. Aber ich finde die neue Blickweise bereits jetzt schon hilfreicher als das häufige Lamentieren und Verzweifeln über die manchmal wirklich dramatischen und vor allem im Arbeitsalltag anstrengenden Situationen.
Michael Winterhoff, Warum unsere Kinder Tyrannen werden Oder: Die Abschaffung der Kindheit. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2008.

Friday, October 10, 2008

In Another Life



If I knew what I was after, I'd remember where I'd been
If I was sure of something better, I'd go, I'd go
But I am just another picture, and I watch myself like you
I imagine what you're thinking, I know, I know

Ten cent wings,
I'll take two
Pin them to my sweater and I'll sail above the blue
Ten cent wings, tried and true
Orbiting like satellites I'll sail away, with you

I will love across the borders,
I will wait until it's dark
I will fly and you'll be with me, my wings, your heart
then our memory may fail us and our language will go too

Ten cent wings, I'll take two
Pin them to my sweater and I'll sail above the blue
Ten cent wings, tried and true
Orbiting like satellites I'll sail away, with you

But I'll never tell,
I'll never say,
I'll never be that brave

Ten cent wings,
I'll take two
Pin them to my sweater and I'll sail above the blue
Ten cent wings, tried and true

In another life you are with me, and I'm with you



Jonatha Brooke, 10 Cent Wings, from the album "10 Cent Wings", 1997.

Thursday, October 09, 2008

Feiner Grusel...

„Es existiert...
Existiert in Euren Träumen, lebt von der Nacht – und Eurer Furcht.
Ihr wisst, wovon ich spreche!
Ihr meidet diese Orte, macht ‚pssst’ und seht euch verstohlen um, wenn es jemand wagt, darüber zu sprechen. Würdet um nichts in der Welt um jene Ecke sehen, hinter der es so ... seltsam geraschelt hat.
War da nicht sogar ein Atmen?“
Mehr über Gabriel Burns beim Fantasy-Guide und beim experiment-stille.de

Tuesday, October 07, 2008

Reinhard Mey

6. Oktober 2008 - Stadthalle Bielefeld
Der Mann in Schwarz sang zweieinhalb Stunden alte (sogar "Ich wollte wie Orpheus singen") und neue Lieder (von dem Album "Bunter Hund", 2007). Da steht er da allein auf der großen Bühne vor dem großen dunklen Saal, singt sich die Seele aus dem Leib und rührt mich immer wieder - zum Lachen, zum Weinen.
Und man hat auch nach all den vielen, vielen Bühnenjahren noch das Gefühl, er meint es wirklich..
"Die Zeit des Gauklers ist vorbei,
Verklungen Sang, Schnurrpfeiferei,
Verstummt die Laute, die der Musikant noch in den Händen hält,
Der Tisch verwaist, die Gläser leer,
Das Fest ist aus.
Es bleibt nichts mehr,
Als abzugeh‘n, man sagt:
Der Narr ist traurig, wenn der Vorhang fällt.
Und das Fest, das wir endlos wähnen,
Hat doch wie alles seinen Schluß.
Nun, keine Worte und keine Tränen,
Alles kommt, wie‘s kommen muß."
(Reinhard Mey, Die Zeit des Gauklers ist vorbei, vom Album "Wie vor Jahr und Tag", 1974)

Sunday, October 05, 2008

Man trifft sich immer zweimal...

"Es ist purer Egoismus, wenn du den ganzen Tag zu Hause frustriert rumsitzt und von jemandem erwartest, dass er dich permanent glücklich macht."

Keinohrhasen von Til Schweiger.

Mehr davon: Filmzitate!
:)

Friday, October 03, 2008

John Boyne - Der Junge im gestreiften Pyjama


Puh.
Das ist ein Buch, das im Gedächtnis bleiben wird: Der Junge im gestreiften Pyjama von John Boyne.
Ich habe es in der Jugendbuchabteilung gefunden, hatte den Titel schon mehrfach irgendwo gelesen, wusste aber nichts darüber. Auch der Klappentext verät nichts:
"Die Geschichte von Der Junge im gestreiften Pyjama ist schwer zu beschreiben. Normalerweise geben wir an dieser Stelle ein paar Hinweise auf den Inhalt, aber bei diesem Buch - so glauben wir - ist es besser, wenn man vorher nicht weiß, worum es geht."
So habe ich dann nach und nach Bruno, den Protagonisten der Geschichte, kennen gelernt. Er ist neun Jahre alt und weiß noch nicht sehr viel über die Welt, in der er lebt. Diese Welt verändert sich auch noch sehr, als er durch einen "beruflichen Wechsel" des Vaters umziehen muss.
So begibt er sich auf Forschungsreise...
Hier mag ich im Grunde nicht weitererzählen, denn ich glaube, dass meine Unvoreingenommenheit und Unwissenheit vor dem Lesen mir und dem Buch gut getan hat.
Nur soviel: Ich habe schon viele, viele Bücher zu dem Thema gelesen, als Kind, als Jugendliche und auch danach noch. Dieses hier war anders und auf eine andere Art und Weise aufrüttelnd.
Ich bin unsicher, wie Kinder das Buch auffassen und ob man als Elternteil dann sehr viel Nacharbeit leisten muss. Vielleicht. Aber es ist es wert.
John Boyne ist Ire und dieses Buch verhalf ihm zum internationalen Durchbruch. Es ist derweil in über 30 Sprachen übersetzt und hat zahlreiche Preise gewonnen.
Hier nur weiterlesen, wer das Buch nicht lesen will oder bereits weiß, worum es geht.
Ich fand die Stelle sehr beeindruckend.
"Man hätte meinen können, es handle sich um eine in sich geschlossene Stadt, in der Leute zusammen lebten und arbeiteten, eine Stadt die neben dem Haus lag, in dem er wohnte. Aber waren die Leute wirklich so anders? Alle Bewohner in dem Lager trugen die gleichen Sachen, jene gestreiften Anzüge und die dazu passenden gestreiften Stoffmützen; und alle, die durch sein Haus gingen (ausgenommen Mutter, Gretel und er), trugen Uniformen von unterschiedlicher Qualität und Ausführung, dazu Mützen oder Helme und leuchtende rot-schwarze Armbinden, und sie hatten Gewehre bei sich und sahen immer furchtbar streng aus, als wäre alles sehr wichtig, und das sollte bloß jedem klar sein.
Aber wo genau lag der Unterschied?, fragte er sich. Und wer entschied, welche Leute die gestreiften Anzüge und welche Leute die Uniformen trugen?"
John Boyne, Der Junge im gestreiften Pyjama, Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2008.