"The little Mermaid" by Lena Gnedkova, Russian artist
postcrossing card sent by Tatyana, Russia
Eiszeit schließt direkt an seinen Vorgänger Vergeltung an: Die erfolgreiche Ermittlergruppe um Carol Jordan und Tony Hill arbeitet nicht mehr zusammen, Carol und Tony selbst sprechen nicht mehr miteinander, Carol hat den Job gleich ganz hingeworfen und bastelt an der "Scheune" herum, dem Haus, in dem ihr Bruder und dessen Lebensgefährtin so grauenhaft ermordet wurden.
Er weist eingangs darauf hin, dass Gewöhnung Menschen dazu bringt, Dinge im Laufe der Zeit anders wahrzunehmen und zu bewerten als dies bei der ersten Konfrontation der Fall ist. Er vergleicht Situationen und gesellschaftliche Reaktionen am Beispiel zweier fiktiver Kinderpaare, die er Alex und Alexa bzw. Luis und Luisa nennt. Das eine Paar positioniert er mit ihren Erlebnissen im Jahr 1990, das andere in vergleichbaren Situationen im Jahr 2017. Er schildert eindrücklich, wie groß die Unterschiede in den Beziehungs- und Reaktionsmodi sind, weil sich Eltern in symbiotischen Beziehungsmustern mit ihren Kindern befinden. Sie nehmen Kinder nicht mehr als Kinder, sondern als kleine Erwachsene wahr, die viel zu früh Entscheidungen, Verantwortlichkeiten und Problemen ausgesetzt werden, denen sie vom Entwicklungsstatus nicht gewachsen sind. Gleichzeitig bieten ihnen die Erziehenden keine klaren Grenzen und Orientierungsmöglichkeiten mehr, was dazu führt, dass die Psyche auf der Stufe eines 10-16 Monate alten Kindes zurückbleibt. Es lernt nicht zu unterscheiden zwischen Mensch und Gegenstand, d.h. zwischen steuerbarem und nicht steuerbarem "Ding". Es erfährt weiterhin, dass sich auch Menschen steuern lassen, besonders die Eltern, da es alles bekommt, was es möchte. So versuchen sie durchgehend Menschen zu steuern und handeln dabei rein lustbetont. Dabei ist angepasstes Verhalten zum Teil möglich, oft aber fallen diese Kinder durch ständiges Nachfragen, Unruhe oder andere Formen von Sabotage auf.
Ich mag Val McDermid, ich mag ihre Art Charaktere zu entwickeln, das Setting der Romane ist oft interessant, sie erzählt oft gute Geschichten. Mit ihrer erfolgreichsten Reihe um Carol Jordan und Tony Hill bin ich dennoch nie ganz warm geworden. Vielleicht weil ich diese, entgegen meiner Gewohnheit, nicht von vorn begonnen und mit großen Abständen gelesen habe. Hätte ich vielleicht tun sollen...
1983. Tschernobyl ist noch nicht geschehen, der Kalte Krieg noch nicht beendet. Es Gudrun Pausewang veröffentlicht ihr Buch Die letzten Kinder von Schewenborn. Es handelt von einem fiktiven Atomschlag in Europa, bei dem alle größeren deutschen Städte zerstört werden. Der Erzähler ist der Jugendliche Roland Bennewitz, der mit seiner Familie gerade auf dem Weg zu den Großeltern ist, als die Bomben fallen. Sie erreichen den Heimatort der Großeltern - Schewenborn - schließlich, aber die Großeltern wurden durch die Bombe im nahegelegenen Fulda getötet. Schonungslos und zum Teil drastisch erzählt Roland von den Folgen der Bombe. Er beobachtet das Sterben der Menschen um ihn herum und muss auch in seiner Familie zahlreiche Verluste ertragen. Strahlenkrankheit, Seuchen wie Typhus und Ruhr, dann schließlich Hunger und Kälte raffen die Menschen dahin. Zwar überlebt er, am Ende des Buches ist er 17 Jahre alt, aber eine Zukunft scheint es nicht zu geben.
"Sometimes you can do everything right and things will still go wrong. The key is to never stop doing right."
"What's the point of having a voice if you're gonna be silent in those moments you shouldn't be?"Angie Thomas, The Hate U Give. cbt, München 2017.