Sunday, November 03, 2019

Matthew Quick - Die Sache mit dem Glück

Matthew Quick erzählt in seinem Briefroman Die Sache mit dem Glück die Geschichte des 39jährigen Bartholomew. Nach dem Tod seiner Mutter muss er sich neu im Leben zurechtfinden, er hat keinen Beruf, keine Freunde und keine Ahnung von der Welt. Weil er im Zimmer seiner Mutter einen Werbebrief (Boycott der Olympischen Spiele in China wegen der Situation in Tibet) von Richard Gere findet und diese ihn in den letzten Wochen vor ihrem Krebstod Richard nannte, schreibt er tagebuchartig seine Erlebnisse in Briefen an den Schauspieler, auch wenn dieser ihm nicht antwortet.
Er berichtet darin von den wenigen Menschen, die ihm begegnen, Father McNamee, die Trauerbegleiterin Wendy und Max, den er in der Therapiegruppe kennenlernt. Allesamt befinden sich diese Charaktere auch in schwierigen Lebenssituationen und, von außen betrachtet, sind sie keineswegs in der Lage, dem kindlich schreibenden und zum Teil naiv denkenden Bartholomew zu helfen. Doch die Tatsache, dass es diesen Menschen schlecht geht und er, Bartholomew, in der Lage ist sie zu unterstützen, richtet ihn auf und lässt ihn wachsen und führt schließlich zu einem Neubeginn.

Leider gefiel mir Bartholomew weder als Erzähler noch als Protagonist sonderlich. Der Erzählgestus ist der eines Sechzehnjährigen, der noch nichts von der Welt gesehen hat und sozial zurückgeblieben ist. Gleichzeitig soll er in der Bibliothek psychologische und philosophische Werke gelesen haben und kann auf deren Theorien dann plötzlich zurückgreifen? Dennoch begreift er nicht, was Father McNamees Anwesenheit in seinem Haus zu bedeuten hat? Das ist einfach unglaubwürdig. Der plötzliche Roadtrip im letzten Teil des Buches wird nach den langen inneren Monologen des ersten Teils sehr knapp abgehandelt, was man, maximal wohlwollend, vielleicht noch in den Zusammenhang damit bringen kann, dass er nun statt mit Richard Gere zu korrespondieren vielleicht echte Sozialkontakte hat. Dennoch wirkt die Auflösung des ganzen persönlichen Dilemmas dann doch etwas zu sehr nach Happy End um jeden Preis.

Matthew Quick, Die Sache mit dem Glück. Rowohlt, Reinbek 2015.

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