Saturday, December 29, 2012

Jo Nesbø - Das fünfte Zeichen

Na klar, nach einem Aufwärtstrend folgt der Absturz. Trotz Alkoholismusrückfall und unter Kündigungsandrohung ist Harry immer noch der erfolgreichste Ermittler Oslos. Und Tom Waaler kriegt endlich gerechterweise eins auf die Mütze. Gut gelesen von Heiko Deutschmann.

Jo Nesbø, Das fünfte Zeichen. Hörbuch Hamburg 2007.

Thursday, December 27, 2012

Jo Nesbø - Die Fährte


Nachdem ich Kakerlaken und Rotkehlchen als Audiobooks gehört habe, habe ich nun Nummer vier der Harry Hole Serie von Jo Nesbø, Die Fährte, gelesen. Vielleicht liegt es am Medienwechsel, vielleicht musste mir Harry auch erst näherkommen, jedenfalls finde ich Die Fährte bislang am besten.
Nesbø greift neben einem neuen Fall die in Rotkehlchen begonnene Geschichte um Harrys ermordete Kollegin Ellen wieder auf, gibt ihm aber zugleich die Möglichkeit, menschlich zu wachsen. Er geht auf die neue Kollegin Beate Lønn zu, er vertieft seine Beziehung zu Rakel und ihrem Sohn, obwohl diese erst am Ende des Romans wieder zurück nach Norwegen kommen. Dazwischen liegt eine vielschichtige, sehr komplizierte Verwirrgeschichte um Bankraub, Familienhass und Rache, die Harry nur nach und nach und mit vielen Umwegen aufdecken kann. Am Ende bleibt der Cliffhanger für Das fünfte Zeichen, Roman Nummer fünf.  
Komplex ist wohl ein sehr passendes Adjektiv für Nesbøs Krimis, aber noch fesselnd und glaubhaft, nicht überfordernd.

Jo Nesbø, Die Fährte. Ullstein 2006.

Mehr zu Die Fährte bei krimi-couch.de.

Die Harry-Hole-Reihe im Überblick:
  1. Der Fledermausmann (1997)
  2. Kakerlaken (1998)
  3. Rotkehlchen (2000)
  4. Die Fährte (2002)
  5. Das fünfte Zeichen (2003)
  6. Der Erlöser (2005)
  7. Schneemann (2007)
  8. Der Leopard (2009)
  9. Die Larve (2011)

Tuesday, December 25, 2012

Daniel Kehlmann - Der fernste Ort


Der fernste Ort ist eine Novelle von Daniel Kehlmann, die 2001 und damit vier Jahre vor seinem Bestseller Die Vermessung der Welt erschienen ist. Der Titel Der fernste Ort ist eine Adaption von Ultima Thule, dem fernsten bekannten Ort im Norden der Welt.
Für das Cover des Buches wurde Réné Magrittes La reproduction interdite (1937) verwendet, sehr treffend für eine Geschichte, die selbst surreal wirkt, von Spiegelungen und verschwommener (Selbst-) Wahrnehmung nur so wimmelt. Sie handelt von Julian, der sein durchschnittlich-mittelmäßigs Leben hinter sich lassen will und dabei in Rückblenden von seinen vorangegangenen und von seinen aktuellen Fluchtversuchen berichtet. Eine akkurate Zusammenfassung der Handlung findet sich bei wikipedia, die allerdings nicht darstellt, wie im Zuge der Novelle die Grenzen von Realität und träumend-halluzinierender Wahrnehmung Julians immer mehr verschwimmen. Am Ende bleibt die Frage offen, was vom Geschilderten tatsächlich noch passiert.
Mich erinnerte gerade der Beginn der Erzählung aus irgendeinem, sich mir nicht näher erschließenden Grund an Thomas Mann, vielleicht ist es die Verzweiflung und übermäßige Beobachtungs- und Reflexionsgabe des Protagonisten, vielleicht auch die Sprache mit langen, ins Detail gehenden Sätzen. Die bereits erwähnte verschwimmende Realität des Erzählten erschwerten mir im letzten Drittel der Novelle ein wenig das Verständnis, zumal alles mit Symbolen und Querbezügen zu Vorangegangenem schier überfrachtet ist (eventuell ein Audiobook-Problem, gelesen vielleicht einfacher). Kehlmann zieht ständig Verbindungen zu Gewesenem, zur Psyche, zum Unterbewussten des Protagonisten. Gründe für dessen Fluchtwunsch sind viele zu finden, vor allem seine Losgelöstheit und Distanziertheit zu allen ihn umgebenden Menschen, in der Familie und im Beruf. Ob die Flucht aus dem ungeliebten, vielleicht sogar nicht lebenswertem Leben gelingen kann, wird nicht beantwortet, denn die Surrealität der Handlung der letzten zwei Abschnitte lässt diese undeutlich bleiben. Wohin Julian am Ende geht, ist offen, der Tod ist nur eine Möglichkeit.
Unbestritten hat Kehlmann hier sprachlich und erzählerisch eine große kleine Geschichte geschrieben, die von Matthias Brandt exzellent umgesetzt wurde.

Daniel Kehlmann, Der fernste Ort. Hörbuch Hamburg 2010.

Sunday, December 23, 2012

Reading Challenge

Reading is fine and one of the best things you can do in your free time. You can never read too much, sadly you usually don't read enough. A while ago, I joined goodreads, a social network for readers (maybe you noticed the widget on the right), where you can search for new books, get recommendations, talk and write about what you read and plan your next reading. In addition to writing about my books here I usually post my reviews there too.

In 2012 I also took part in the goodreads reading challenge where you choose a specific number of books you want to read over the year. I set my goal to a realistic number of 50 books which I managed quite easily.
I want to read more in 2013 but I haven't decided on the exact number yet.

Browsing on goodreads' groups I came across another challenge which was set up by one of the other members. Mandy came up with the idea and she writes about it on her blog bookaholicasworld.
Here are the - in part unusual - conditions for the challenge:
  1. Ein Buch mit mindestens 500 Seiten. 
  2. Ein Buch, dessen Cover dir gar nicht gefällt.
  3. Ein Buch, das mit dem Buchstaben “Z” im Titel beginnt.
  4. Ein Buch, in dem mindestens 1 Tier vorkommt.
  5. Ein Buch, das mittlerweile seit einem Jahr auf deinem SuB (= Stapel ungelesener Bücher) liegt.
  6. Ein Buch, das schon einmal gelesen wurde oder gebraucht ist.
  7. Ein Buch mit einem schwarz-weißen Cover.
  8. Ein Buch, das du abgebrochen und nie beendet hast.
  9. Ein Buch, dessen Autor weder deutsch- noch englischsprachiger Herkunft ist.
  10. Ein Buch, dessen Erscheinung du kaum erwarten konntest.
  11. Ein Buch, das alle Vokale [a, e, i, o, u] im Titel enthält.
  12. Ein Buch von einem kleinen/unbekannteren Verlag.
  13. Ein Buch, das vor dem 21. Jahrhundert veröffentlicht wurde (bis 1999).
  14. Ein Buch, dessen Autor oder Genre dich bisher nicht begeistern konnte.
  15. Ein Buch, das eine andere Person wahllos aus deinem SuB fischt.
  16. Ein Buch, dessen Autor den Nobelpreis erhalten hat.
  17. Ein Buch, das du lesen möchtest, bevor der Film erscheint.
  18. Ein Buch, das im Titel eine Fantasy-Gestalt enthält (z.B. Elfenfluch, Dämonenkuss, Engel der Nacht, usw.)
  19. Ein Buch, das auf einer wahren Begebenheit basiert.
  20. Ein Buch lesen, in dem es um das Thema BÜCHER geht.
Let's see what'll become of it. Updates will be available on the special Challenges page.

Wednesday, December 19, 2012

Self-made Christmas cards



These are some of my watercolour-Zentangled-self-made Christmas cards 2012. They are being postcrossed at the moment, I hope they arrive safely.

Sunday, December 16, 2012

Kiss That Frog

Postcrossing card from Russia by Lidia, referring to the fairytale of the Frog Prince. It reminded me of Peter Gabriel's song Kiss That Frog (from the album Us, 1992).
I liked the album a lot at the time, but if I listen to the lyrics of Kiss That Frog today, I know that I missed out on some of the ambiguous meaning then. Or, come to think of it, it's not ambiguous, it's really quite distinct:

"Don't you know that this tongue can kill? ..."

By the way, the video won the award for "Best Special Effects" at the MTV Video Music Awards in 1994.


Sunday, December 09, 2012

Ken Follett - Sturz der Titanen

Einmal mehr hat Ken Follett mit Sturz der Titanen (im Original Fall of Giants, 2010) einen historischen Epos verfasst - über eine eher ungewöhnliche Zeit, nämlich die rund um den ersten Weltkrieg. Anhand verschiedener Einzelcharaktere und Familien, die er in Großbritannien, Deutschland, Russland und den USA positioniert, erzählt er die Vorgeschichte, den Verlauf und die Nachwirkungen des Krieges. Dabei schafft es Follett, den Balanceakt zwischen emotionaler Romanerzählung und historischen Fakten zu halten. In manchen Details gibt er äußerst genau den geschichtlichen Verlauf wieder, lässt reale und prominente Personen der Zeit die Dinge sagen, die sie tatsächlich gesagt haben oder gesagt haben könnten, wie Follett in seinem Nachwort betont. Dem Roman liegt definitv eine umfassende historische Recherche zugrunde.
Trotz der Länge des Romans (in der gebundenen Ausgabe 1024 Seiten) kommt der Erzählfluss kaum je ins Stocken, hat man nicht den Eindruck von überflüssigem Geplänkel. Statt dessen nimmt man Anteil an den großen Veränderungen der Zeit, an dem Schrecken dieses Krieges und lernt gegebenenfalls sogar etwas über die großen politischen Zusammenhänge dazu. Dabei hebt Follett sprachlich nie ab, wie alle seine Romane ist auch dieser leicht lesbar und bedient sich eines unkomplizierten, aber dennoch ansprechenden Sprachstils.
Sturz der Titanen ist der erste Band einer geplanten Trilogy, der zweite Band ist kürzlich erschienen. Er trägt den Titel Winter der Welt und handelt vom zweiten Weltkrieg, augenscheinlich treten einige der Charaktere aus Sturz der Titanen wieder auf. Der dritte Band soll sich mit dem Kalten Krieg beschäftigen.

Ken Follett, Sturz der Titanen, Lübbe, Köln 2011.
Mehr Rezensionen und Meinungen in der FAZ, der Süddeutschen und bei histo-couch.de.

Joy Fielding - Zähl nicht die Stunden


Von außen betracht hat Mattie Hart alles: Den gut aussehenden Ehemann Jake (erfolgreicher Anwalt), die fast perfekte Tochter und das Haus mit Pool, in dem sie sich mit schönen Dingen umgibt.
Doch der Schein trügt: Die Ehepartner leiden beide unter traumatischen Kindheitserlebnissen und Jake betrügt Mattie. Als Mattie einen Neuanfang machen will, kommt die fürchterliche Diagnose einer Krankheit hinzu, die nach und nach ihre Muskeln unbrauchbar machen wird, so dass sie nur noch kurze Zeit zu leben hat.

Von diesem Punkt ausgehend, entwickelt Fielding die Geschichte um das Ehepaar, das es erst im Angesicht des Endes schafft, mit Liebe und Ehrlichkeit aufeinander zuzugehen.
Natürlich ist der Verlauf des Buches in gewisser Weise vorhersehbar, Spannung kam daher wenig auf, was man bei der Psychothriller-Autorin vielleicht anders erwarten würde. Einige Szenen sind ergreifend, aber dabei auch ein wenig gefühlsduselig - wie man dies empfindet, hängt wohl von der eigenen Stimmung ab.
Zwar rüttelt die Geschichte der schrecklichen Krankheit, die einen nach und nach lähmt und damit das Leben immer weiter einschränkt, wach, die eigene Gesundheit, das eigene Leben wertzuschätzen, andererseits bleiben Fragen. Der Ausweg aus dem nicht mehr lebenswerten Leben wird Mattie fast ein wenig zu leicht gemacht, die Bürde, die damit anderen auferlegt wird, wenig thematisiert.

Joy Fielding, Zähl nicht die Stunden. Random House 2008.

Thursday, December 06, 2012

Charlotte Link - Im Tal des Fuchses

Eine Entführung, mit dessen Erlös der Kleinkriminelle Ryan Lee seine Schulden bei einem Kredithai abbezahlen will, geht schrecklich schief: Er wird wegen eines anderen Deliktes (schwere Körperverletzung bei einer Kneipenschlägerei) verhaftet und kommt insgesamt. Feige verschweigt er seine Entführung und die Entführte Vanessa Willard bleibt elendig im Tal des Fuchses, eingesperrt in einer Holzkiste in einer Höhle zurück. Die eigentliche Geschichte spielt in der Zeit nach Ryan Lees Gefängnisstrafe. Er kommt zunächst bei Nora unter, die den mittellosen Ryan an sich binden will, während er Angst vor der Verfolgung durch den Kredithai haben muss.


Charlotte Link konstruiert die Geschichte aus verschiedenen Perpektiven, neben der von Ryan Lee, erleben wir auch Noras Sichtweise und die von Jenna. Jenna ist die neue Freundin von Matthew Willard, wobei sich die Beziehung schwierig gestaltet, weil Matthew den Verlust seiner Frau Vanessa und die Ungewissheit über ihren Verbleib nicht verwunden hat.
Tempo bekommt die Geschichte, als mit Alexia, eine gemeinsame Freundin von Jenna und Matthew, durch die sie sich kennenlernten, eine weitere Frau auf die gleiche Weise entführt wird. Ryan kann es nicht gewesen sein, er hat durch Nora ein Alibi. Wer steckt also hinter der Entführung?

Ein typischer Krimi ist Im Tal des Fuchses nicht, Links Bücher werden oft als "Spannungsromane" bezeichnet, was vielleicht auch zutreffend ist. Spannung erzeugt die Geschichte schon, allerdings wirken der emotionalen Befindlichkeiten und auch die Charaktere selbst konstruiert und klischeehaft gewollt:
Ryan, der charakterlich zu schwach ist, um auch nur eine einzige richtige Entscheidung zu treffen - gerechtermaßen landet er wieder im Gefängnis.
Nora, die verzweifelt nach einem Mann sucht, den sie an sich binden kann, dabei aber völlig die Perspektive verliert und damit auch die Kontrolle über ihr eigenes Leben verliert - sie droht am Ende für Jahrzehnte in eine unerfüllte, kranke Liebe abzurutschen, die glücklos bleiben wird.
Matthew, das indirekte Opfer Ryans, der traumageplagte, einsame Wolf - er wird erlöst durch die bedingungslos liebende, neue Frau und kann so mit der Vergangenheit abschließen.

Der Plot ist soweit plausibel konstruiert inklusive der Schlusswendung zum wahren zweiten Entführer und in ihrer Klischeehaftigkeit handeln die Charaktere stringent. Die Lesung von Gudrun Landgrebe ist angenehm, wenngleich nicht überdurchschnittlich bemerkenswert.

Bislang hatte ich noch nichts von der Autorin gelesen oder gehört, zumindest kann ich mich daran nicht erinnern. Im Tal des Fuchses ist kein Roman, der mich zum Charlotte Link Fan machen würde, so wird ihr weiteres Werk vermutlich von mir ungelesen bleiben.

Charlotte Link, Im Tal des Fuchses. Random House 2012.