Sunday, May 31, 2020

M.E. Stedman - Das Licht zwischen den Meeren

Die australische Westküste in den 1920er Jahren: Tom Sherbourne ist Leuchtturmwärter auf Janus Island und lebt dort mit in großer Abgeschiedenheit mit seiner Frau Isabel. Ihre Beziehung wird durch drei Fehlgeburten auf die Probe gestellt, Isabel ist verzweifelt und fühlt sich unverstanden. Als eines Tages ein Boot angespült wird mit einem toten Mann und einem noch lebenden Baby, überredet Isabel Tom dazu, das Baby als ihr eigenes auszugeben und den Toten stillschweigend zu begraben. Diese Entscheidung belastet den rechtschaffenden, prinzipientreuen Tom sehr, aber er mag sich nicht gegen das Glück seiner Frau stellen. Als sie nach einiger Zeit herausfinden, wer die wahre Mutter des kleinen Mädchens ist, das sie Lucy nennen, werden Toms Gewissensbisse immer größer und er trifft die folgenschwere Entscheidung, diese wissen zu lassen, dass ihre Tochter noch lebt.
Während der erste Teil des Romans den beiden Protagonisten und ihrer Beziehung viel Raum lässt und die Atmosphäre der einsamen Insel mit ihrem Leuchtturm eine sehr besondere ist, geht es im zweiten Teil um Schuld und Verantwortung und die Geschichte verliert sich dabei ein wenig in langatmigen Auseinandersetzungen verschiedener Charaktere. Auch die "Geschichte danach" wirkt ein wenig aufgesetzt und bringt nicht viel Neues. Die Quintessenz ist, dass auch gute Menschen in gewissen Situationen und Lebensumständen falsche Entscheidungen treffen können, die dann schwer wieder gutzumachen sind und mit denen die Beteiligten dann zu leben lernen müssen. Mir haben das Setting der Leuchtturminsel und die beiden Protagonisten anfangs sehr gut gefallen, die moralischen Auswirkungen ihrer Entscheidung werden meines Erachtens in einer ermüdenden Weise ausgedehnt und erörtert, die die Geschichte nicht nötig gehabt hätte, um rund zu sein.

M.E. Stedman, Das Licht zwischen den Meeren. Random House Audio 2013.

Friday, May 29, 2020

Ken Kesey - Einer flog über das Kuckucksnest


Ken Kesey (1935-2001) veröffentlichte Einer flog über das Kuckucksnest im Jahr 1963. In dem Roman kommen seine persönlichen Erfahrungen mit halluzinogen Drogen (für klinische Studien) und seine Arbeitserfahrungen in Kliniken mit psychisch kranken Menschen zum Tragen.

Einer flog über das Kuckucksnest wird erzählt aus der Perspektive eines Patienten indianischer Herkunft in einer Anstalt für psychisch Kranke. Er gehört augenscheinlich zu den chronischen Fällen, ohne Aussicht auf Heilung, durch Krankheit oder Medikamente in einem Dämmerzustand befindlich. Alle um ihn herum glauben, er sei taubstumm, doch dies täuscht er nur vor, ebenso wie seinen eigentlich geistigen Zustand.
Die Situation auf der Station ändert sich maßgeblich mit der Ankunft eines neuen Patienten namens McMurphy, der nach einer Verurteilung wegen Körperverletzung und Betrugs dem Straflager entkommen will, indem er sich in die Klinik einweisen lässt. Vom ersten Tag an untergräbt er den stark reglementierten Alltag und vor allem die Herrschaft der Schwester Ratched und löst damit massive Veränderungen aus, sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. 
Der Roman schildert intensiv die absolute Machtausübung der Autoritäten gegenüber den Individuen der Klinik. Es wird deutlich, dass psychische Krankheit schwer zu definieren ist, die Grenzen sind fließend, Medikamentierung und Therapieoptionen dieser Zeit scheinen mehr willkürliche Folter als Mittel zur Heilung zu sein. Und auch die Heilung selbst muss relativiert werden, wenn sie nur als absolute Anpassung an die gängige gesellschaftliche Norm definiert wird. 
McMurphy macht den Insassen klar, dass es innerhalb der Klinik nur die Wahl zwischen Unterwerfung oder bei Widerstand das Erdulden von Strafe gibt, da ersteres für ihn nicht in Frage kommt, geht er große Risiken ein, um das System auf die Probe zu stellen. Dadurch erreicht er bei einigen der Patienten eine innere und äußere Veränderung, insbesondere beim Erzähler selbst, der den Weg zurück ins Leben außerhalb der Klinik wagt. 
Erzählerisch interessant sind die verschwimmenden Grenzen von Wirklichkeit, Halluzinationen, Erinnerungen und Visionen. Der Erzähler ist sich seiner eigenen Unzuverlässigkeit hierbei bewusst, er weiß, dass seine psychischen Probleme und die Medikamente ihn beeinflussen und er nicht immer eine verlässliche Wahrnehmung der Welt um ihn herum hat. Dabei stellt sich die Frage, was denn überhaupt eine verlässliche Wahrnehmung wäre. Was ist real, was nicht? 
Und während über die unmenschliche und unzulängliche Behandlung psychisch Kranker in den 60er Jahren nicht mehr viel mehr zu sagen ist, so ist die Frage, was normal, gesund oder konform ist, nach wie vor aktuell.

Ken Kesey, Einer flog über das Kuckucksnest. Rowohlt, Reinbek 1983.





Friday, May 22, 2020

John Grisham - Die Firma

John Grishams Die Firma erschien 1991, 1993 der gleichnamige Kinofilm von Sydney Pollack mit Tom Cruise in der Hauptrolle.

Mitch McDeere hat sein Jurastudium so erfolgreich absolviert, dass er sich seinen ersten Arbeitsplatz, seine erste Kanzlei, aussuchen kann. Das beste Angebot macht die  Anwaltskanzlei Bendini, Lambert & Locke in Memphis. Zwar muss er dort hart arbeiten, aber er kann seiner Frau Abby alles bieten. Doch schon bald merkt er, dass in der Firma nicht alles mit legalen Mitteln zugeht - sie verdient zuviel Geld. Doch erst als das FBI ihn kontaktiert, erfährt er, dass die Firma für die Mafia Geld wäscht. Beunruhigend sind vor allem die Todesfälle unter den Anwälten der Firma, wer nicht mitmachen will, bezahlt mit dem Leben.
Mitch versucht das Unmögliche - Beweise gegen die Firma zu sammeln mit Hilfe einiger Verbündeter und gleichzeitig das FBI so zu steuern, dass er die höchstmögliche Sicherheit erlangt. Am Ende kommt es zu einer dramatischen Verfolgungsjagd, an deren Ende Mitch schließlich die Akten dem FBI überlässt, so dass die Mitglieder der Firma verurteilt werden können.

Auch an diesem sehr erfolgreichen Thriller der 90er ist inzwischen ein wenig die Zeit vorbeigegangen, dennoch ist es eine spannende Geschichte mit gut gezeichneten Charakteren.

John Grisham, Die Firma. Random House Audio 2005.

Thursday, May 21, 2020

Das große Torfmoor

Startpunkt der Tour war am Freibad Gehlenberg bzw. am Besucherzentrum Moorhus des NABU, wo man sich für ein Entgelt von 2,50€ ein wenig über Moore generell und das große Torfmoor informieren kann. Dort gibt es auch Toiletten und ein Besuchercafé, das Corona-bedingt zurzeit geschlossen ist.
Nach einem kurzen Stichweg am Besucherzentrum vorbei gelangt man auf Rundweg, der in etwa 8,5km um und durch das Moorgebiet führt. An verschiedenen Stellen gibt es Aussichtstürme. Der Weg ist komplett eben, Komoot hat nur zehn Höhenmeter gemessen und das war vermutlich der eine Aussichtsturm, den ich bestiegen habe.
Die Tour dauerte bei mir etwas weniger als zwei Stunden, aber man kann sich vermutlich mit Pausen und mehr Aussichtstürmen auch länger in dem Gebiet aufhalten.
Weg und Landschaft sind definitiv sehr schön und lohnen auch eine etwas längere Anfahrt.

 


Thursday, May 07, 2020

Tess Gerritsen - Das Schattenhaus

Der Klappentext verspricht von Das Schattenhaus von Tess Gerritsen folgendes:
Ein unheimliches altes Haus, eine verschwundene Frau und ein dunkles Geheimnis, das tief in die Vergangenheit reicht ...
Nach einem tragischen Ereignis flüchtet Ava von Boston auf eine abgelegene Halbinsel an der Küste Maines. Dort mietet sie ein altes herrschaftliches Haus und hofft, endlich zur Ruhe zu kommen und Inspiration für ihr neues Buch zu finden. Obwohl das Haus zunächst düster und unheimlich wirkt, übt es doch eine unerklärliche Anziehungskraft auf sie aus. Dann beginnt sie plötzlich seltsame Geräusche zu hören, und eines nachts glaubt sie eine schattenhafte Gestalt hinter den Vorhängen in ihrem Schlafzimmer zu sehen. Von den Dorfbewohnern erfährt sie von dem mysteriösen Verschwinden ihrer Vormieterin. Als Ava beginnt nachzuforschen, kommt sie hinter ein verstörendes Geheimnis, das verzweifelt gewahrt werden soll.
Natürlich ist das kein Thriller. Natürlich erwarte ich nicht die Spannung, die ich an der Rizzoli und Isles Serie der Autorin so mag. Aber ich hatte dennoch Besseres erwartet.
Sie schafft es auch in diesem Buch, Atmosphäre zu schaffen und auch Ava, wenngleich eine sehr unzuverlässige Erzählerin mit ihrem Alkoholmissbrauch, ist eine interessante Protagonistin. Geistergeschichten sind (von Lockwood  und Co abgesehen) nicht unbedingt mein Lieblingsgenre, aber Das Schattenhaus nahm da eine sehr unerwartete Wendung - BDSM Szenen mit dem Geist waren nicht das, was ich von einem Tess Gerritsen Roman erwartet hatte! Sie waren nicht sonderlich störend, haben aber nicht zu mehr Spannung oder zu einer Verbesserung des Plots beigetragen. Ich fand auch den Zusammenhang zwischen Avas sexueller Neigung in diese Richtung und ihrer empfundenen Schuld für den Tod ihres Schwagers sehr an den Haaren herbeigezogen und es scheint mir eine unzulässige, nicht plausible Verknüpfung zu sein. Der Showdown und die Auflösung lassen dann auch einiges zu wünschen übrig und wirken erzwungen, zumal Avas Grundkonflikt ungelöst bleibt, sie entscheidet dann einfach es "auszuhalten" und am Ende scheint die Sonne auf Brodie's Watch. Ich weiß nicht, wie Fans von romantischen Mystery-Geschichten den Roman bewerten würden, mir hat er eine herbe Enttäuschung bereitet und die Bewerbung des Romans durch den Verlag verspricht etwas, dass das Buch nicht halten kann.
Allen Fans von Tess Gerritsens Krimis kann ich nur von diesem Buch abraten.

Tess Gerritsen, Das Schattenhaus. Limes, München 2020.


Tuesday, May 05, 2020

Leigh Bardugo - Goldene Flammen

...das Cover gefällt mir hingegen ganz gut...
Leigh Bardugo, amerikanische Bestseller-/Fantasy-Autorin erschafft in ihrer Shadow and Bone-Trilogy eine an russische Landschaften und Gebräuche angelehnte Fantasywelt. Goldene Flammen ist der erste Band. Ich wusste nichts über Autorin und Reihe, sondern war schlichtweg auf der Suche nach einem passenden Buch für einen Popsugar-Reading-Prompt (a book with a made-up language) und dies stand in einer der goodreads-Listen, es klang nicht uninteressant und es gab das Audiobook bei der Onleihe.

"Grischa" - so der zusätzliche deutsche Titel - sind diejenigen Menschen in Ravka, die über besondere magische Fähigkeiten unterschiedlichster Art verfügen. Die Protagonistin Alina weiß lange nicht, dass sie Grischa ist und als sie es herausfindet, findet der mächtigste Grischa, der Dunkle, Gefallen an ihr. Während ihrer Ausbildung hat sie ein besonderes Verhältnis zu ihm, während sie gleichzeitig versucht, ihr Kindheitsliebe Mal zu vergessen. Bei dieser Dreieckskonstellation ist der weitere Verlauf des Plots bereits vorherbestimmt. Jemand, der der Dunkle genannt wird, kann in keiner Fantasy-Welt der Gute sein und die Naivität Alinas schmerzt phasenweise sehr.  Und auch wenn die Welt Ravkas stellenweise interessant geschildert wird und einige Details liebevoll erdacht sind, so bleiben doch Zusammenhänge und Ursprünge dieser Welt unklar. Man wird hineingeworfen, sieht sich darin um, findet es ganz okay, aber der zugrunde liegende Konflikt, die Ursache für den herrschenden Krieg, die Mythologie, warum es die Grischa gibt, all dies bleibt im Diffusen.
Das mag sehr kritisch sein und vermutlich wird das Universum der Grischas in anderen Bänden plausibler, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich die Geduld dafür habe. Gut vorstellen kann ich mir aber die visuelle Umsetzung in der geplanten Netflix-Serie - vielleicht schaue ich dann die an!

Leigh Bardugo, Goldene Flammen. Silberfisch 2012. 


Friday, May 01, 2020

SuBAP-Challenge: Stand April 2020


Im Monat Aptil konnte ich 13 Bücher für die SuBAP-Challenge verbuchen. Vier erfüllten die Monatsaufgabe (Debutroman). Zum Monatsthema #Antike habe ich angefangen Kassandra von Christa Wolf zu lesen, habe es aber abgebrochen, weil es mich zu wenig interessierte. Die Gesamtpunktzahl beläuft sich für diesen Monat  auf 34 Punkte, auch in diesem Monat hatten die meisten der Bücher unter 400 Seiten, weswegen es keine Zusatzpunkte für die Seitenzahl gab.


Buch 1: René Goscinny - Asterix bei den Olympischen Spielen 
- liegt seit 2019 auf dem SuB: 1 Punkt
Buch 2: N.H. Kleinbaum - Der Club der toten Dichter
- liegt seit vor 2019 auf dem SuB: 2 Punkte
Buch 3: Charles Dickens - Great Expectations (nach 125 Seiten abgebrochen)
- liegt seit vor 2019 auf dem SuB: 2 Punkte
Buch 4: Tove Jansson - Winter im Mumintal
- liegt seit vor 2019 auf dem SuB: 2 Punkte
Buch 5: Robert Galbraith - Weißer Tod 
- liegt seit 2019 auf dem SuB: 1 Punkt
- über 600 Seiten: 3 Punkte
Buch 6: Johannes Bröckers - "Schnauze, Alexa!"
- liegt seit 2019 auf dem SuB: 1 Punkt
- erfüllt die Monatsaufgabe: 2 Punkte
Buch 7: Charlie Jane Anders - Alle Vögel unter dem Himmel
- liegt seit 2019 auf dem SuB: 1 Punkt
- erfüllt die Monatsaufgabe: 2 Punkte
- über 400 Seiten: 1 Punkt
Buch 8: Toni Morrison - Sehr blaue Augen
- liegt seit 2019 auf dem SuB: 1 Punkt
- erfüllt die Monatsaufgabe: 2 Punkte
Buch 9: Enid Blyton - Fünf Freunde auf dem Leuchtturm
- liegt seit vor 2019 auf dem SuB: 2 Punkte
Buch 10: Jussi Adler Olsen - Miese kleine Morde
- liegt seit vor 2019 auf dem SuB: 2 Punkte
Buch 11: John Grisham - Die Akte
- liegt seit vor 2019 auf dem SuB: 2 Punkte
- über 400 Seiten: 1 Punkt
Buch 12: George Orwell - Farm der Tiere
- seit vor 2019 auf dem SuB: 2 Punkte
Buch 13: Delia Owens - Der Gesang der Flusskrebse
- liegt seit 2019 auf dem SuB: 1 Punkt
- erfüllt die Monatsaufgabe: 2 Punkte
- über 400 Seiten: 1 Punkt