Monday, April 13, 2020

Robert Galbraith - Weißer Tod

Cormoran Strike ist eine prominente Figur in London, nachdem er seinen letzten spektakulären Fall gelöst hat. Er konnte Robin trotz der Widerstände ihres unsympathischen Ehemanns für die Detektei zurückgewinnen und musste sogar weitere Mitarbeiter einstellen. Da die finanzielle Situation dennoch nicht rosig ist, ist der Auftrag von Jasper Chiswell, einem hochrangigen Politiker, der erpresst wird, höchst willkommen. Parallel dazu macht sich Strike Gedanken um die merkwürdigen Schilderungen des psychisch gestörten Billys, der behauptet als Kind einen Mord mit angesehen zu haben. Beide Fälle sind lose miteinander verknüpft, denn Billy lebte früher auf dem Anwesen der reichen Chiswells.

Mit viel Vorsicht und mit mehreren Undercoveraktionen von Robin ermitteln die beiden im politischen und privaten Umfeld von Chiswell. Erschwert wird dies dadurch, dass alle Familienmitglieder offensichtlich Dinge verschweigen. Das mag zwar erzähltechnisch dazu dienen, dass die Spannung aufrecht erhalten wird - was ist denn nun der Grund für die Erpressung, was hat Billy denn damals wirklich gesehen? - aber man fragt sich auch leicht genervt, warum Cormoran und Robin diese Fragen nicht zuerst klären, sondern sich ausgerechnet bei diesen wichtigen Punkten zufrieden geben mit ausweichenden Antworten. Auch das private Leiden Robins zieht sich unnötig in die Länge - sie weiß längst, dass ihre Ehe am Ende war, bevor sie überhaupt richtig begonnen hat, dennoch ist sie unfähig Konsequenzen zu ziehen. Auch ihr Verschweigen ihrer Schwierigkeiten gegenüber Cormoran wirkt stellenweise unnatürlich - hätten beide dieses tiefe gegenseitige Verständnis, müsste dann nicht auch mehr Vertrauen herrschen? Diese Verhaltensweisen schaden der Glaubwürdigkeit der Charaktere, die Langatmigkeit bei der Aufklärung des Falls trübt die Freude bei der Lektüre, das Setting und eine grundlegende Sympathie für die Protagonisten haben mich aber bei der Stange gehalten.

Die Lesung von Dietmar Wunder ist gewohnt gut. Der deutsche Titel Weißer Tod ist unglücklich gewählt, da das Lethal White im Originaltitel eine Anspielung auf eine gleichnamige Pferdekrankheit ist, das Wortspiel damit mit dem deutschen Titel aber nicht funktioniert.

Robert Galbraith, Weißer Tod. Randomhouse Audio 2018.


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