Sunday, February 25, 2018

Max Bentow - Das Dornenkind

Das Dornenkind aus dem Titel des fünften Falls von Nils Trojan ist die Tochter des Federmanns aus dem ersten Band. Der war vom Dach eines Hauses gestürzt, für tot angenommen, aber nicht gefunden worden. Und - welch Überraschung - er kehrt zurück. Die Tochter Wendy, ein etwas unklarer Charakter, will ihn treffen und kehrt nach einer Zeit in Vancouver nach Berlin zurück. Dort geschehen wieder Morde, den Opfern werden Worte in die Haut geritzt. Trojan will es erst nicht wahrhaben, aber Wendy bestätigt ihm schließlich, dass ihr Vater noch lebt und Kontakt mit ihr aufgenommen hat. Und er will sich an Trojan rächen, da er diesen für die schweren gesundheitlichen Folgen, die sein Sturz mit sich brachte, verantwortlich macht. Er spielt Wendy und einen weiteren Komplizen geschickt aus, um sowohl Trojans Tochter Emily als auch dessen Lebensgefährtin Jana zu bedrohen. Die Spannung wird hauptsächlich dadurch aufrechterhalten, dass man im Ungewissen bleibt, ob sich Wendy auf die Seite des Guten oder des Bösen schlägt und der Autor gibt sich große Mühe, damit zu spielen und baut mehrere Wendungen und Doppeldeutigkeiten ein.
Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen funktioniert Das Dornenkind nicht.
Trojan, der zugegebenermaßen psychisch schon immer instabil war, lässt sich von Wendy irritieren und einwickeln. Er denkt zu wenig und agiert kopflos. Zwar verfolgt er die ein oder andere Spur, die Rettung der Tochter aber fällt mal wieder vom Himmel. Gekrönt wird dies noch von der meines Erachtens überflüssigen persönlichen Epilogs, ob auch Trojans Vater ein Mörder sei. Damit wird die im Buch aufgeworfene Frage, ob das Verlangen zum Morden vererbbar sei, auf etwas arg flache Weise weitergetragen.
Auch andere Charaktere werfen mehr Fragen auf als sie Antworten geben: Der liebende Ehemann, der so gestört ist, dass er dem Federmann blindlings als Fan (!) gehorcht, gleichzeitig aber seine Frau aufopferungsvoll pflegt? Dieselbe Ehefrau, die angeblich nichts mitbekommt, dann aber trotz Lähmung die Treppe herunterkrabbelt? Der Wahrsager, dessen einzige Aufgabe ist Spurenlieferant zu sein, ansonsten aber völlig deplatziert wirkt? Und immer wieder Wendy und ihr irrationales Hin und Her...
Prinzipiell habe ich auch nichts dagegen, den Bösen aus einem vorangegangenen Band wieder auftauchen zu lassen, das haben auch schon andere (z.B. Patricia Cornwell mit dem "Loup Garou") getan. Ihn auch beim zweiten Mal nicht zur Strecke zu bringen, zumal der Federmann gesundheitlich nicht völlig handlungsfähig ist, wird dann etwas unglaubwürdig. Die Polizei scheint durchaus extrem unfähig zu sein, wenn ein einarmiger Serienkiller mit Perücke so einfach entkommen kann.
Nein, diesen Band habe ich mit großem Unwillen zuende gehört, wenn auch die Lesung von Axel Milberg tadellos wie immer war.

Max Bentow, Das Dornenkind. Der Hörverlag 2015.

Die Bücher der Serie um Nils Trojan:
#1 Der Federmann
#2 Die Puppenmacherin
#3 Die Totentänzerin
#4 Das Hexenmädchen
#5 Das Dornenkind
#6 Der Traummacher

Saturday, February 17, 2018

Maja Lunde - Die Geschichte der Bienen


Maja Lunde hat mit ihrem Roman einen Nerv getroffen und es damit zunächst in Norwegen und dann weltweit auf die Bestsellerlisten geschafft. Sogar eine Verfilmung ist bereits im Gespräch.
Natürlich stehen die Bienen im Mittelpunkt aller drei Geschichten, aus denen sich der Roman zusammensetzt.
Die Depression hat den englischen Biologen und Samenhändler William fest im Griff. Es ist 1852 und er sieht sein Leben gescheitert - bis er schließlich auf die Idee kommt, einen neuartigen Bienenstock zu entwickeln und sich so als Wissenschaftler zu rehabilitieren.
Im Jahr 2007 will der Imker George expandieren, sein Sohn Tom soll seinen Hof übernehmen. Doch der hat andere Träume und will Journalist werden. Doch dann geschieht die Katastrophe: CCD, colony collapse disorder, Bienensterben.
Die chinesische Arbeiterin Tao, die 2098 Tag für Tag Bäume per Hand bestäubt, erlebt ein Trauma anderer Art - ein mysteriöser Unfall entreißt ihr ihren Sohn Wei-Wen. Sie versucht ihn wiederzufinden und entdeckt dabei, dass es vielleicht doch noch Grund zur Hoffnung für die Menschheit gibt.
Erst auf den letzten Seiten des Romans stellt die Autorin den Zusammenhang zwischen den drei Erzählsträngen her und macht daraus tatsächlich eine Geschichte der Bienen.

Neben dem Verdienst, dass sie die dramatische Problematik des Bienensterbens, das leider bereits Realität ist, in das gesellschaftliche Bewusstsein rückt, erzählt Maja Lunde aber auch drei spannende Geschichten über die Erwartungshaltungen von Eltern, insbesondere Vätern, ihrer Kindern gegenüber, um nebenbei augenscheinlich zu machen, dass es meistens die Frauen sind, die das Gleichgewicht wieder herstellen, dass das Schweigen, die fehlende Kommunikation, der Männer angerichtet haben.
Die dringlichen Fragen des Romans sind: Wie soll die Zukunft der Kinder aussehen? Was ist das "Beste", was wir ihnen wünschen? Und was müssen wir ändern, damit diese Zukunft Wirklichkeit werden kann und sich nicht in einen Albtraum verkehrt.

Ein ausgezeichneter Roman, der hoffentlich noch lange in den Bestsellerlisten verweilen wird, damit die Gefährdung der Bienen noch präsenter wird in den Köpfen der Menschen und vor allem der Politiker, die über die Zulassung von Pestiziden und Vorgaben für die Landwirtschaft zu entscheiden haben.

Maja Lunde, Die Geschichte der Bienen. btb, München 2017.



Weitere Informationen zum Thema via Avaaz:


Paul Signac

postcrossing card sent by Anastasia from Russia
Paul Signac - "The Harbour at Marseilles" (1906/1907)

Thursday, February 15, 2018

Elisabeth Herrmann - Das Kindermädchen

Das Kindermädchen ist der erste Band von Elisabeth Herrmanns Reihe rund um den Rechtsanwalt Joachim Vernau. Wir lernen ihn kurz vor seiner Verlobung mit Sigrun Zernikow kennen, die Familie ist Berliner High Society, reich und einflussreich mit einer ehrbaren Familientradition.
Doch eine Ukrainerin taucht auf und spricht von Zwangsarbeit bei den Zernikows während des zweiten Weltkriegs - damit will sich niemand beschäftigen und niemand will Vernaus Fragen beantworten. Auch nicht, als diese Frau später tot im Landwehrkanal schwimmt.
Vernaus Hartnäckigkeit führt zum Zerwürfnis mit der Familie und auch sein Leben gerät in Gefahr, denn nicht nur die Familienehre steht auf dem Spiel, sondern auch eine Menge Geld, als er eine Spur entdeckt, die zu unrechtmäßigen Kunstschätzen aus der Nazizeit führt.
Herrmann entwirft mit Vernau einen sehr aufrechten Ermittler, fest im Recht verankert und auf der Suche nach Gerechtigkeit und Wahrheit. Seine persönlichen Interessen lässt er dabei außer Acht und nimmt während seiner Ermittlung persönliche und finanzielle Verlust in Kauf. Für meinen Geschmack ist er damit zu gerade und ein wenig unglaubwürdig, zumal er auch seine physischen Verletzungen (verprügelt, angeschossen, lebendig begraben) etwas arg unproblematisch wegsteckt.
Der Fall der enteigneten Kunst wird gut entwickelt und ist nur am Ende etwas langatmig. Interessant ist Vernaus Verhältnis zu seiner Mutter, mit der einige der humorvollen Szenen des Krimis verbunden sind.
Es ist denkbar, dass Vernau in den Folgebänden noch mehr Charakter erhält und auch die noch etwas vernachlässigten Nebenfiguren weiterentwickelt werden. Potential vorhanden.

Elisabeth Herrmann, Das Kindermädchen. RandomHouse Audio 2012. 

Joachim Vernau:
#1 Das Kindermädchen
#2 Die 7. Stunde
#3 Die letzte Instanz
#4 Versunkene Gräber
#5 Totengebet



Monday, February 12, 2018

Carl Van Vechten


"Truman Capote, 1948" - photo by Carl Van Vechten 
postcrossing card sent by Teryl, USA
Teryl added a quote by Capote, too:
Failure is the condiment that gives success its flavor.

Sunday, February 11, 2018

Sol Heilo @ Gleis 22 in Münster

I saw Norwegian band Katzenjammer live three times - the girls rocked!
Then Sol Heilo published her new album Skinhorse Playground which is less folk and more singer/songwriter and a bit quieter altogether. More emotional too, because Sol put all her experience of touring with Katzenjammer into it, not all of that being pleasant. During her concert at Gleis 22 in Münster (10th February, 2018) she even said it was one of the loneliest times of her life...
She's on tour with a wonderful band (including a quite impressive Hanne Mari Karlsen who was also part of a trio with Sol and amazing Unni Wilhelmsen). The concert was very personal, emotional and had lots and lots of great songs - great performance. Loved every minute of it!



Thursday, February 08, 2018

Freda Wolff - Schwesterlein muss sterben

Leseimpuls für Schwesterlein muss sterben von Freda Wolff (Pseudonym des Schriftstellerpaars Ulrike Gerold und Wolfram Hänel) war die Lesung durch Dietmar Bär, einen meiner Lieblingssprecher.
Obwohl die Autoren in Deutschland leben, spielt ihr erster Thriller um die Psychologin Merette Schulman in Bergen, Norwegen. Sie gerät eines Tages an Aksel, für den sie ein psychologisches Gutachten erstellen soll. Gleich zu Beginn gesteht ihr dieser den Mord an seiner Halbschwester, den er mit 14 Jahren begangen hat - außerdem hasst er Psychologen, da er sie für weite Teile seines misslungenen Lebens verantwortlich macht. So gerät Merette und mit ihr ihre Tochter Julia ins Visier des Soziopathen.
Der Thriller wird aus den Perspektiven des Täters, Merettes und Julias erzählt. Dabei lebt die Spannung hauptsächlich davon, dass mehrere junge Männer auftreten und man nicht sicher weiß, hinter wem sich der Täter verbirgt. Prinzipiell eine gute Idee, aber leider wirkt das zwischendurch etwas wirr und aufgesetzt, die Protagonisten (Merette und ihre Mutter) handeln nicht unbedingt überlegt und arbeiten vor allem nicht zusammen - etwas, was vor dem familiären Hintergrund nicht glaubhaft wirkt. Der Auftritt von Julias Künstler-Polizisten-Vater ist dann auch etwas gewollt à la "Die Rettung naht" und die vorher sorgfältig ausgebreiteten familiären Schwierigkeiten lösen sich im Nichts auf. Trotzdem funktionierte der Spannungsbogen ganz ordentlich bis zum finalen Showdown.

Freda Wolff, Schwesterlein muss sterben. Audiomedia 2014.

Wednesday, February 07, 2018

A. Steinhöfel - Rico, Oskar und das Vomhimmelhoch

Passend zur Vorweihnachtszeit erschien im letzten Jahr Andreas Steinhöfels vierter Band rund um Rico und Oskar, den Tief- und den Hochbegabten.
Es ist Heiligabend und ein heftiger Schneesturm ist angekündigt - trotzdem müssen die beiden noch einmal raus, um Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Bald hat Rico das Gefühl, dass Oskar ihm etwas verheimlicht - natürlich kommt er nicht ganz dahinter, was das sein könnte. Im Haus in der Dieffe herrscht das übliche Durcheinander: Die Kesslerkinder benehmen sich daneben, Frau Dahling wartet auf ihren neuen Geliebten und füttert Rico durch, Mommsen meckert und der Westbühl, Ricos neuer "Papa", wartet auf die Ankunft des neuen Geschwisterchens! Für das besorgt Rico zu Weihnachten erst einmal einen Schwimmreifen, damit es gut durch das Obstwasser kommt bei der Geburt...
In Rückblicken erzählt Rico von Geschehnissen aus dem Sommer, wo er sich mit einer bunten Mischung aus Kindern angefreundet hat, die sich immer in einem verlassenen Hinterhof treffen. Ganz ungetrübt blieb diese Freundschaft jedoch nicht: Als Oskar hinzukommt, kommt es zum Streit und bösen Vorwürfen und die Gruppe bricht auseinander.
Doch ausgerechnet an dem stürmischen Weihnachtsabend stehen plötzlich zwei der Kids bei Rico vor der Tür, um den Streit beizulegen. Voller Hoffnung gehen sie zu Oskar - doch der lässt sie abblitzen! Was ist da los, fragt sich Rico. Als sie herausfinden, was für ein Geheimnis Oskar hat, erreicht das Heiligabendchristkinderchaos seinen Höhepunkt...
Es ist eine durch und durch anrührende Geschichte von Freundschaft und dem Glauben an das Gute im Menschen, die Steinhöfel Rico in die Feder legt. Denn der ist es wieder, der stellvertretend und gewürzt mit seinen hinreißenden Tieferbegabten-Definitionen die Geschichte erzählt. Nur selten wirkt Rico etwas zu sprachgewandt - aber er ist ja auch älter geworden und sagt selbst, dass seine Bingokugeln viel seltener durch seinen Kopf rollen. Bestechend klar und schonungslos führt Steinhöfel dem Leser durch die vorurteilsbelastete Welt, findet alternative Sichtweisen durch die Augen eines Jungen, der selbst oft Vorurteilen ausgesetzt ist. Es ist in der Tat eine Weihnachtsgeschichte, liebevoll, vielleicht ein bisschen kitschig hier und da, aber am meistens besticht Steinhöfels unvergleichlicher Humor, lautes Auflachen inbegriffen. Die Lesung durch den Autor trägt natürlich zu dieser Wirkung bei. Bisher mein liebster Rico-und-Oskar-Band!

Andreas Steinhöfel, Rico, Oskar und das Vomhimmelhoch. Silberfisch 2017.

Einige Zitate als Kostprobe:

Ricos Definition von Profilneurose:
"PROFILNEUROSE: Wenn jemand sich vor anderen wieder und wieder darstellen muss, auch wenn die ihn schon jahrelang kennen und das langweilig finden. Es ist die Vorstufe von Narzissmus, wo einer nur noch sich selber sieht und liebt. Keine Ahnung, was das alles mit Rosen und Narzissen zu tun hat, aber es betrifft nicht nur Gärtner."
Ricos Sichtweise auf die weihnachtliche Fleischauslage:

"Irgendwer hatte mal hier, mal dort ein paar Tannenzweige, silberne Christbaumkugeln und rote Schleifchen in die Auslage gelegt. Als ob so ein Schnitzel oder ein Steak, wenn es erst mal hier gelandet war, noch einen Grund zum Feiern hätte."
Oskars trockene Analyse seiner Mitmenschen:
"...und Oskar hatte gesagt, der Kessler sei bloß sauer, weil seine eigenen Kinder nicht gerade die hellsten Kerzen auf der Torte wären. Ich hatte mich automatisch sofort nach Kuchen umgeschaut, bis Oskar mir den Ausspruch erklärte, und zwar so lange, bis ich ihn erstens endlich verstanden und zweitens ein bisschen witzig gefunden hatte." 

Sunday, February 04, 2018

Simon Beckett - Totenfang

David Hunter ist in diesem fünften Fall weder beruflich noch privat auf der Höhe, als ihn der Anruf aus Essex erreicht. Er soll bei einer Leichenbergung im Blackwater Estuary helfen. Es wird vermutet, der Tote sei der seit einer Weile vermisste Leo Villiers, Sohn des reichen und einflussreichen Stephen Villiers. 
Doch schon bei der Bergung kommen Hunter erste Zweifel, ob der Zustand der Leiche mit dem Zeitraum des Verschwindens zusammenpassen. Auf dem Weg zur Autopsie geschieht Hunter jedoch ein Missgeschick, das ihn auf unerwartete Weise mitten hinein ins Geschehen wirft. Er lernt die Familie der zweiten Verschwundenen kennen und kommt in deren Bootshaus unter. Seine Erfahrungen und seine gute Beobachtungsgabe führen dazu, dass er immer weitere Puzzlesteine in dem Rätsel aufdeckt, das schließlich ganz andere Hintergründe hat, als es zunächst scheint. 

Totenfang besticht durch sein schnelles Tempo und die vielen kleinen Wendungen, die den Plot wenig vorhersehbar machen. Wie schon zuvor, schafft Beckett eine intensive Atmosphäre durch das Setting - die Marschlandschaften, die Flussmündung, das Meer (inklusive der Seefestung) und das raue Klima sind stets präsent in Hunters Wahrnehmung. Und auch die Charaktere sind einmal mehr gut gezeichnet, haben ihre Ecken und Kanten und sind dadurch glaubhaft und interessant. 
Totenfang war für mich ein echter Pageturner und ein tolles Leseerlebnis. 


britische Seefestung (Quelle: Spiegel online)

Saturday, February 03, 2018

Tess Gerritsen - Blutzeuge


In Blutzeuge, Rizzoli und Isles' zwölftem Fall, stoßen die beiden Frauen zunächst auf Schwierigkeiten. Bei der ersten Leiche, einer grausig arrangierten jungen Filmemacherin, hat Maura zunächst Probleme, die Todesursache zu bestimmen - etwas, das in ihrer Karriere sicher noch nicht oft vorgekommen ist. Nach dem Fund der zweiten Leiche, die - bereits - tot von Pfeilen durchbohrt wurde, rätseln Rizzoli und Frost, was ein möglicher Zusammenhang sein könnte. Als Maura eine Parallele zu katholischen Märtyrern erkennt, bieten sich endlich erste Ermittlungsansätze, die schließlich zu einem Fall in der Vergangenheit führen...

Laut dem Nachwort hat sich Tess Gerritsen von ihren eigenen Erfahrungen im Horrorfilmdreh inspirieren lassen und der Plot von Blutzeuge hat durchaus Bezüge zu klassischen Horrorszenarien. Eine Reihe von brutalen Morden, ein Täter, der sich wie auf dem Silbertablett anbietet - nein, so einfach kann es natürlich nicht sein! Das merkt auch Jane Rizzoli und geht ihrem unguten Gefühl nach und gelangt mit Hartnäckigkeit zum wahren Kern der Geschichte. Die Beobachtungen aus der Perspektive einer Beteiligten von damals, die das aktuelle und damalige Geschehen in ein anderes Licht rücken, verraten nicht zu viel und steigern die Spannung zusätzlich.
Die persönlichen Geschichten der Protagonisten werden weitergesponnen, stehen aber nicht im Fokus des Romans, mit Ausnahme von Mauras biologischer (mordenden) Mutter (im Gefängnis), die einen kleinen Anteil an dem Gang der Ermittlungen hat.
Blutzeuge ist ein sehr gut konstruierter, spannender Thriller, eine tolle Fortsetzung der Serie mit Charakteren, die man längst ins Leserherz geschlossen hat und nicht wieder hergeben möchte.

Tess Gerritsen, Blutzeuge. Limes, München 2017.