Wednesday, December 31, 2014

Fundstück

Beim Aufräumen der Pinnwand fand ich diesen alten Glückskeks-Spruch. 
Vielleicht ein geeignetes Motto für das neue Jahr?

Anthony Horowitz - Stormbreaker

Anthony Horowitz's Buchreihe um den 14jährigen Alex Rider ist inzwischen schon bei Band 10 angekommen und so wurde es Zeit, endlich einmal hineinzulesen.
Alex Rider wird nach dem Tod seines Onkels vom britischen MI6 in dessen Geheimdiensttätigkeit eingeweiht und unter erpresserischen Bedingungen angeworben, einen Fall seines Onkels zuendezubringen. Er erhält eine kurze Ausbildung und wird ausgerüstet mit einigen Gadgets im Stile früher 007-Filme in den Einsatz geschickt. Er gerät in einige brenzlige Situationen, die er aber mit Köpfchen, körperlichem Einsatz und mit Hilfe der Gadgets meistern kann.
Die Zielgruppe des Buchs sind definitiv männliche Leser, die noch zu jung für echte Agententhriller sind. Für Mädchen birgt Alex Rider wenig Identifikationsfläche, fast alle übrigen Charaktere sind auch männlich, insgesamt ist die Atmosphäre eher action- bzw. gewaltgeladen und wenig emotional. Das wäre weniger problematisch, wenn die Geschehnisse in irgendeiner Weise realistisch wären. Die erwachsenen Gegner von Alex Rider müssen sich schon extrem dämlich geben, um ihn nicht zu durchschauen oder auszuschalten. Zwar wird der Protagonist durchaus als ressourcenreich (intelligent, fit und in vielen Dingen trainiert) beschrieben, dennoch widersprechen seine Handlungen jeder Realität. Sind manche der Actionszenen in James-Bond-Filmen schon unrealistisch bzw. wirken (un-?) gewollt komisch, so sind sie übertragen in die Handlungswelt eines 14jährigen nur noch lächerlich.
Dies ist allerdings eine Beurteilung aus der Perspektive eines erwachsenen Lesers, verschiebt man das Buch gedanklich ein wenig in die Fantasy-Ecke, so mag man sich durchaus unterhalten fühlen. Für die Zielgruppe ist es sicherlich alles in allem spannende Lektüre.

Anthony Horowitz, Stormbreaker. Ravensburger, Ravensburg 2010.

Jen Campbell - "Verkaufen Sie auch Bücher?"

Cute, short and very funny book about stupid humans in bookstores.
Some stories are unbelievable.
The German edition has a few pages of stories from German bookstores, but those are mainly about mispelled, wrongly remembered or misunderstood titles or names. That's funny too but the stories from the two British bookstores are way better. Reading this you know that booksellers have to have nerves of steel.

The original blog where the stories were collected is called weirdthingsinbookshops, the author Jen Campbell -  who works in a bookstore of course - has her own website, too.

Jen Campbell, "Verkaufen Sie auch Bücher?"Kuriose Kundenfragen in Buchhandlungen. Bastei Lübbbe, Köln 2014.

Tuesday, December 30, 2014

Lese-Challenge SuB-Abbau 2014 - erfüllt!

Auch die Teilnahme an der SuB-Abbau-Challenge von Annette Eickert war recht erfolgreich, auch wenn ich nicht alle 45 Kategorien erledigt habe, aber immerhin 39. 20 waren nötig, um die Challenge offiziell zu "schaffen". Für zwei weitere hatte ich bereits ein Buch auf dem SuB gefunden, aber es leider dennoch nicht geschafft, diese dann auch zu lesen. Zum Glück kann ich beide einfach in die Liste für 2015 übertragen... So ist das wohl mit dem SuB!
Im Gegensatz zur Buchchallenge 20/14 waren auch Audiobooks zugelassen, was jeweils in der Rezension erkennbar ist. Das führte aber auch zu einer geringeren Wirksamkeit bei dem Abbau des Bücherstapels, da die Audiobooks natürlich Neuzugänge bzw. Ausleihen waren. Vorsatz für 2015 - wirklich den SuB stärker in den Fokus nehmen! Endgültiger Challenge-Status: 39/45
  1. Lies ein Buch mit mehr als 100 Seiten: Jesper Juul: Aggression
  2. Lies ein Buch mit mehr als 200 Seiten: Tess Gerritsen: Grabkammer
  3. Lies ein Buch mit mehr als 300 Seiten: Yrsa Sigurðardóttir: Seelen im Eis
  4. ein Buch mit mehr als 400 Seiten: Johan Theorin: So bitterkalt
  5. Lies ein Buch mit Braun im Cover: Andrea Maria Schenkel: Finsterau
  6. Lies ein Buch mit Lila im Cover: Tess Gerritsen: Grabesstille
  7. Lies ein Buch mit Gelb im Cover: Jonas Jonasson: Die Analphabetin, die rechnen konnte
  8. Lies ein Buch mit Orange im Cover: Italo Calvino: Wenn ein Reisender in einer Winternacht
  9. Lies ein Buch mit Grün im Cover: Tess Gerritsen: Leichenraub
  10. Lies ein Buch mit Blau im Cover: Hakan Nesser: Die Schatten und der Regen
  11. Lies ein Buch mit Rot im Cover: Anna Gavalda: Alles Glück kommt nie
  12. Lies ein Buch mit Weiß im Cover: Jo Nes
  13. Lies ein Buch mit Schwarz im Cover: Gillian Flynn: Gone Girl
  14. Lies ein Buch aus dem Bereich Vampire: L.J.Smith: Im Zwielicht (The Vampire Diaries #1)
  15. Lies ein Buch aus dem Bereich Fantasy: George R.R. Martin: Zeit der Krähen
  16. Lies ein Buch aus dem Bereich Jugendliteratur: Andreas Steinhöfel: Beschützer der Diebe
  17. Lies ein Buch aus dem Bereich Thriller: Karin Slaughter: Entsetzen
  18. Lies ein Buch aus dem Bereich Krimi: Jean-Luc Bannalec: Bretonische Verhältnisse
  19. Lies ein Buch aus dem Bereich Gayliteratur: John Green / David Levithan - Will und Will
  20. Lies ein Buch aus dem Bereich Historische Romane: Umberto Eco: Der Friedhof in Prag
  21. Lies ein Buch aus dem Bereich Dokumentation oder dokumentarischer Roman: Alex Rühle: Ohne Netz: Mein halbes Jahr offline
  22. Lies ein Buch aus dem Bereich Biographien oder Autobiographische Romane: Marian Hoefnagel: Anne Frank. Ihr Leben.
  23. Lies ein Buch, das zwischen 2000 und 2005 erschienen ist: Reinhard Mey/Bernd Schroeder: Was ich noch zu sagen hätte
  24. Lies ein Buch, das zwischen 2005 und 2009 erschienen ist: David Baldacci: Die Wächter (erstmals erschienen 2005 in englisch, 2009 auf deutsch)
  25. Lies ein Buch, das du schon immer haben wolltest, aber welches du noch nicht gelesen hast: Frank L. Baum: The Wonderful Wizard of Oz
  26. Lies ein Buch, das mehrere Geschichten aus einer Reihe beinhaltet (z.B. Sammelband): Isabelle Allende: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar (Drei Romane in einem Band)
  27. Lies ein Buch, das du angefangen, aber nie beendet hast
  28. Lies ein Buch, das am längsten auf deinem SuB liegt: Pamela Lyndon Travers: Mary Poppins
  29. Lies ein Buch, das 2010 erschienen ist
  30. Lies ein Buch, das 2011 erschienen ist
  31. Lies ein Buch, das 2012 erschienen ist: Arne Dahl: Gier (erstmals 2012 im Piper Verlag)
  32. Lies ein Buch, das 2013 erschienen ist: Jean-Luc Bannalec: Bretonische Brandung
  33. Lies ein Buch, das 2014 erschienen ist: Jan Weiler: Das Pubertier
  34. Lies ein Buch, welches einen Preis gewonnen hat: Rachel Joyce: Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry (National Book Award/UK- New Writer of the Year)
  35. Lies ein Buch, welches verfilmt wurde: Cassandra Clare: City of Bones (verfilmt 2013)
  36. Lies ein Buch von einem noch nicht allzu bekannten Autor: Denis Thériault: Siebzehn Silben Ewigkeit
  37. Lies ein Buch von einem Autor, mit dem du schon in Kontakt standest
  38. Lies ein Buch von einem deutschsprachigen Autor: Markus Orths: Das Zimmermädchen
  39. Lies ein Buch von einem englischsprachigen Autor: Patricia Cornwell: Knochenbett, Kay Scarpettas 20. Fall
  40. Lies ein Buch, das ein Klassiker in der Literatur ist: Mark Twain: The Adventures of Huckleberry Finn
  41. Lies ein Buch aus einer Buchreihe: Camilla Läckberg: Meerjungfrau (Band 6 der Fjällbäcka-Reihe)
  42. Lies ein Buch, in dem ein Tier eine Rolle spielt: Elke Heidenreich: Nero Corleone
  43. Lies ein Buch, das du geschenkt bekommen hast: Nigel Hinton: Im Herzen des Tals
  44. Lies ein Buch, an das du dich noch nie herangetraut hast
  45. Lies ein Buch mit Kurzgeschichten

Sunday, December 28, 2014

Buchchallenge 20/14 - erfüllt!

Nach der erfolgreichen Challenge 20/13 habe ich auch 2014 an der Challenge von Mandy von bookaholicasworld teilgenommen. Es gab 20 Vorgaben, von denen diesmal mindestens 14 in 2014 erledigt werden sollten. 
Ich habe für alle 20 Kategorien ein Buch gelesen und jeweils eine Rezension verfasst (siehe Links unten). Wieder einmal fand ich die Challenge als sehr lesemotivierend. Auch die Lesenächte haben viel Spaß gemacht und mich teilweise bei schwierigen Büchern vorwärts gebracht. Danke an Mandy dafür!
Für das kommende Jahr hat sie sich ein neues Konzept ausgedacht. Näheres dazu bald auf der aktualisierten Challenges-Seite. 
Ein paar "statistische" Anmerkungen zu den gelesenen Büchern:
  • Es finden sich fünf Thriller oder Krimis, sieben Kinder- oder Jugendbücher, sieben Romane, drei Bücher aus dem Bereich Fantasy bzw. Science Fiction und nur ein Sachbuch (das ist ja keine Überraschung).
  • Dieses Jahr habe ich drei der Bücher auf Englisch gelesen, das war im Jahr davor genauso.
  • Es befinden sich mehrere Romane darunter, die schon sehr, sehr lange auf dem Stapel der ungelesenen Bücher (SuB) lagen, einige haben auch sehr lange gebraucht, um fertig gelesen zu werden, z.B. Brasyl, Der Wolkenatlas und Die Liebeshandlung.
  •  Es waren dieses Jahr nur neun von den 20 Büchern e-books, der realexistierende SuB ist also vielleicht etwas kleiner geworden. Genau weiß ich es aber nicht, ich habe nicht gezählt, vor allem auch nicht die Neuzugänge.

  1. Ein Buch, das aus deiner Kindheit stammt.
    Susan Cooper: Bevor die Flut kommt
  2. Ein Buch mit Sternen auf dem Cover.
    Ian McDonald: Brasyl
  3. Ein Buch, welches du als Geschenk erhalten hast.
    Jeffrey Eugenides: Die Liebeshandlung.
  4. Ein Buch, dessen Titel mit "M" beginnt.
    John Green: Margos Spuren
  5. Ein Buch, dessen letzte Ziffer der ISBN eine vier ist.
    Elly Griffiths: Knochenhaus. (ISBN 978-3-499-25220-4)
  6. Ein Buch, von einem dir unbekannten (noch nicht gelesenen) Autor.
    Siobhan Dowd: Der Junge, der sich in Luft auflöste
  7. Das 14. Buch vom SuB ("Stapel der ungelesenen Bücher").
    Tess Gerritsen: Girl Missing
  8. Ein Buch, dessen Autor von einem der folgenden Kontinente stammt: Australien/NZ, Asien oder Europa (dabei nicht aus Deutschland oder Großbritannien).
    Hakan Nesser: Himmel über London (Schweden)
  9. Ein Buch, das Fortsetzung einer Reihe/Trilogie ist.
    George R.R. Martin: Die Königin der Drachen (Band 3.2 bzw. 5 von "The Song of Ice and Fire")
  10. Ein Sachbuch.
    Michael Winterhoff: Lasst Kinder wieder Kinder sein: Oder: Die Rückkehr zur Intuition
  11. Ein Buch, das in der Zukunft spielt.
    Matt Haig: Ich und die Menschen
  12. Ein Buch aus deinem Lieblingsgenre.
    Simon Beckett: Der Hof
  13. Ein Buch, in dem ein Kind eine Rolle spielt.
    Patrick Ness: A Monster Calls
  14. Ein Buch, dessen Titel aus vier Worten besteht.
    Ellen Berg: Ich koch dich tot
  15. Ein Buch, dessen Autor 14 Buchstaben im Namen enthält (Vor- und Nachname).
    Jenny Erpenbeck: Aller Tage Abend
  16. Ein Buch mit mindestens 14 Kapiteln.
    Kathy Reichs: Exposure (Band 4 der Virals-Reihe)
  17. Ein Buch, auf dessen Cover mindestens vier Lebewesen oder/und Gegenstände abgebildet sind. Bart Moeyaert: Hinter der Milchstraße
  18. Ein Buch, das dir schon mehrfach empfohlen wurde.
    Markus Zusak: Die Bücherdiebin
  19. Ein Buch, das an einem Ort spielt, an dem du schon einmal gewesen bist.
    Jussi Adler-Olsen: Erwartung (Carl Mørck ermittelt auch in diesem fünften Band in Kopenhagen, eine Stadt, die ich sehr liebe und die ich mehrfach besucht habe.)
  20. Ein Buch, das bereits verfilmt wurde.
    David Mitchell: Der Wolkenatlas (verfilmt in 2012)

Jacques Berndorf - Ein guter Mann

Neben seinen Eifel-Krimis schreibt Jacques Berndorf (alias Michael Preute) auch an einer weiteren Reihe rund um den BND-Mann Karl Müller. Ein guter Mann mit dem interessanten diabolisch-ironischen Cover ist der erste Band.

Karl Müller hat eigentlich schon genug Sorgen, die Ehe ist zuende, er sorgt sich um die Beziehung zu seiner Tochter und der Vater liegt nach einem Schlaganfall im Sterben. Als einer seiner Kontaktmänner aus Syrien plötzlich in Berlin gesehen wird, gerät auch sein berufliches Gleichgewicht ins Schwanken. Er hatte Achmed für einen guten Mann gehalten, doch nun sieht es so aus, als sei er an dem Diebstahl von radioaktivem Material und dem Bau einer schmutzigen Bombe beteiligt. Eine intensive Suche nach Achmed beginnt, die gleichzeitig die Untiefen christlich-extremrechter Politiker und Unternehmer vordringt.

Berndorf zeichnet einen nicht unbedingt durch und durch sympathischen, aber sehr glaubhaften und realistischen Protagonisten. Die Strukturen und Abläufe der geheimdienstlichen Ermittlungen wirken ebenfalls glaubhaft, ebenso die Verstrickungen der (Geheim-) Dienste untereinander. Und obwohl durch so betitelte "Zwischenspiele" dem Leser klar ist, was mit Achmed und auch in den Kreisen seines Auftragsgebers gerade passiert, bricht die Spannung der Ermittlungsjagd dennoch nicht ab. Keine Zufälle, sondern Recherchen und Fleißarbeit bringen Karl Müller schließlich ans Ziel - auch wenn das Ergebnis nicht das erhoffte ist. Der eigentlich Böse der ganzen Affäre kommt - wie wohl leider auch oft im echten Leben - ungeschoren davon, da er trotz offensichtlicher Verbindungen nicht belangt werden kann. Karl Müller selbst ist zerrissen von den Geschehnissen und seine Zukunft ist in jeglicher Hinsicht ungewiss. Ein gelungener Auftakt in die Krimireihe.

Jacques Berndorf, Ein guter Mann. Heyne, München 2007.

Saturday, December 27, 2014

Reading by the window

Charles James Lewis (1830-1892): Reading by the window, Hastings
postcard travelling to Natalya in France

Friday, December 26, 2014

Rachel Joyce - Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry

Rachel Joyces Roman Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry erschien bereits 2012 und hatte großen Erfolg und hielt sich lange auf den Bestsellerlisten.
Der Stil des Titels und auch der Plot erinnert entfernt an Der Hundertjährige, des aus dem Fenster stieg und verschwand. Völlig unerwartet verschwindet der Pensionär Harold Fry aus seinem kleinen Häuschen in einem englischen Kaff, nachdem er den Brief einer an Krebs erkrankten alten Arbeitskollegin, Queenie Hennessy,  erhalten hat. Statt nur bis zum Briefkasten läuft er immer weiter, um die Krebskranke zu besuchen, sie soll "auf ihn warten". Ein Roadmovie zu Fuß: Harold erfährt die Probleme eines Wanderanfängers, die Freundlichkeit von Unbekannten und das meditative Versinken in die eigene Gedankenwelt beim Wandern. Eine Pilgerreise wird es durch die Hoffnung, dass er Queenie durch sein Laufen irgendwie retten könne, doch eigentlich rettet er eher sich selbst, seine Frau, seine Ehe. Er durchlebt und durchleidet die Schicksalschläge und Fehler seines Lebens, um Frieden damit machen zu können.
Trotz des Wortes Pilgerreise im Titel erhebt die Autorin dabei nie den moralischen oder gar religiösen Zeigefinger, im Gegenteil, man hat den Eindruck Harold (und auch seine Frau) geht viel zu streng mit sich selbst ins Gericht, lädt sich selbst viel Schuld auf die Schultern. Die erhoffte Erlösung durch den Besuch im Hospiz bei Queeny stellt sich nicht automatisch ein, das wäre auch zu einfach. Erst zusammen können Harold und seine Frau erkennen, dass es einen weiteren, gemeinsamen Weg und Möglichkeiten gibt, über Vergangenes hinwegzukommen.
Mir hat der Erzählton des Buches gut gefallen, britisch mit einem Augenzwinkern, sehr geradeaus, die Charaktere mit wenigen Strichen gut gezeichnet. Die Dynamik des Wanderns und der Effekt auf die Psyche sind gut umgesetzt, aber auch wiederum ohne dies als Allheilmittel zu verkaufen, denn gerade auch die kaputten Gestalten, die sich Harold zwischenzeitlich anschließen, erfahren mit ihrer Bedürftigkeit und ihrer Lautstärke gerade nicht das, was Harold auf seiner Reise erfährt. 

Rachel Joyce, Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry. Argon 2012.

Thursday, December 25, 2014

Reinhard Mey/Bernd Schroeder - Was ich noch zu sagen hätte

Reinhard Mey ist einer der Musiker, die in meiner Familie immer präsent waren, zahlreiche Schallplatten, CDs und vor allem die häufigen Zitate zu allen Lebenslagen zeugen davon.Wer Meys Liedern aufmerksam zuhört, der weiß auch automatisch schon einiges über sein Leben, seine Familie, seine Überzeugungen.

Der Schriftsteller Bernd Schroeder hat zahlreiche Gespräche mit Reinhard Mey geführt und aus den Mitschnitten dieser Gespräche, vielen Liedtexten und Fotografien ist die Biographie Was ich noch zu sagen hätte entstanden, die 2005 erschien. Der Gesprächscharakter ist dabei weitgehend erhalten geblieben, was einerseits einen vertrauten Tonfall erzeugt, andererseits aber auch dazu führt, dass es inhaltlich auch nicht tiefer geht oder Dinge anders beleuchtet werden, als Mey dies selbst zulässt.
Die Liedtexte erläutern dabei die einzelnen Lebensabschnitte oder Themen in Meys Leben und bilden eine schöne Einheit. Natürlich findet man keine oder nur wenig kritische Töne, schließlich ist der Sänger auch der Autor, aber man erfährt auch zwischen den Zeilen manchmal Dinge, die neu sind und nicht in dem Maße öffentlich waren. Einen bitteren Beigeschmack bekommen die Stellen, an denen Mey über seinen Sohn Max spricht bzw. an denen dieser selbst zu Wort kommt, nachdem dieser im Mai dieses Jahres nach fünf Jahren im Wachkoma verstorben ist. Diese Familientragödie hat den Sänger offensichtlich schwer getroffen, denn aus seinen Äußerungen über seine Kindern wird deutlich, dass diese in Meys Leben den größten Stellenwert einnehmen und sinnstiftend sind.
Es ist keine überragende Biographie, die Mey in einem gänzlich anderen Licht darstellt oder Überraschendes bietet, aber es ist ein Zeugnis seines Lebens, seiner Musik und seiner Lebensüberzeugungen - und dadurch für Fans und Interessierte sicherlich lesenswert.

Reinhard Mey mit Bernd Schroeder, Was ich noch zu sagen hätte. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2005.


Wednesday, December 24, 2014

Watercolour Swap V - December


These lovely birds are called cardinals and Laura has them in her garden - and I only get magpies and pidgeons. As a Christmas card she put them out in the snow - Winter Cardinals!
I forgot to scan my card, but it was a simple Christmas tree on old book paper, nothing fancy...

And MERRY CHRISTMAS to everyone!

 Update: Laura sent me a picture of my card, so here it is.

Monday, December 22, 2014

Lee Child - Way Out

Ich wusste nicht, was ich erwarten sollte. Hier und dort war der Name des Autors Lee Child (*1954 in Coventry, UK) und seines Ermittlers Jack Reacher bereits gefallen. Ein Einstieg bei Band 10 einer Reihe ist natürlich risikoreich, aber es ging ganz gut...

Vorweg nur eine Bemerkung zum Audiobook: Sprecher ist Roland D. Floegel und außer seinem Namen weiß ich nichts über ihn, aber mir ging die schlechte Aussprache des Protagonistennamens ("Riedscher", ich glaube nicht, dass das so gemeint ist) und anderer amerikanischer und britischer Namen und Ausdrücke etwas auf die Nerven. Ansonsten passte sein Tonfall recht gut zu Jack Reacher und zum markant-knappen Erzählstil des Autors, aber eine Lieblingsstimme wird das definitiv nicht.

Jack Reacher, der einsame Wolf, ehemaliges Mitglied der Militärpolizei, gerät per Zufall in New York in einen Entführungsfall: Edward Lane betreibt mit einer Elitetruppe von ehemaligen Militärhaudegen ein etwas dubioses Unternehmen (Söldner...), hat Geld wie Heu aus mindestens genauso dubiosen Geschäften, aber nun ist ihm bereits die zweite Frau (plus Kind) abhanden gekommen (auch dubios). Jack Reacher ist misstrauisch und ermittelt nicht nur für Lane, sondern auch auf eigene Faust. Der Schlüssel zu dem aktuellen Geschehen liegt offensichtlich in der Vergangenheit und der tödlich geendeten Entführung von Lanes erster Frau.
Mehrmals nimmt die Story eine Kehrtwendung und endet mit einem unvermeidbaren Showdown - wie im Märchen - für die Guten gut.

Dabei ist Reachers Rolle klar die des Helden, er übertrifft alle im Schlussfolgern, im Beobachten und im Kampf. Er braucht dabei kaum Hilfe. Seine Macken liegen eher in seiner Inkompatibilität mit sozialen Normen, er baut keine wahren Beziehungen auf, er bleibt nicht, er zieht weiter.
Lässt man sich auf diese nahezu allmächtige Funktion des Protagonisten ein, so macht Way Out durchaus Spaß, eine gelungene Mischung aus Ermittlung und Action an abwechslungsreichen Schauplätzen.
Ein zweiter Band scheint angeraten, um diesen ersten Eindruck von Autor und Protagonist zu überprüfen.
Vielleicht versuche ich es auch mal mit dem Film, auch wenn der Charakter von Jack Reacher nun so gar nicht zu Tom Cruise (allein schon wegen der Größe!) in der Hauptrolle passen mag. 

Lee Child, Way Out. Radioropa 2010.

Blog post about blogging

I started this blog in 2004. Although I posted about some rather personal experiences at first it soon transformed into a space where I review my reading and write down fragments, quotes and pictures of things I liked or that I found interesting. I joined postcrossing in January 2010 and because there are many beautiul cards this became a topic of the blog too.

Posting was infrequent during the first years but since 2010 I tend to write between ten and fifteen posts per month, mostly depending on the time available (a lot of work = less postcrossing, less reading, less everything = less blogging).

In 2012 I closed down my homepage (read about that here) because I thought it wasn't appropriate anymore, too static, the address now redirects here to this blog.

Altogether I'm quite happy to have Everything and In Between because it helps me to evaluate and to better remember the things I read or see or listen to. I have to focus on what's important to me in books and why I like or dislike something. And I can come back later and visit these thoughts about a book or an author. My readers (if there are any) can do so too but since I'm not that active in the blogosphere increasing the numbers of visitors is not my first priority. But of course it is nice to think that someone might be interested in what I have to write or show - you are very welcome.

And the reason for writing this little overview of my blog's history is that this is my 1000th post.

Sunday, December 21, 2014

Watercolour Squares


One of my older geometrical watercolour cards is on its way to New Zealand now as a thank you card for two beautiful B&W photo cards that Joni sent me.

Saturday, December 20, 2014

Watercolour Swap IV - November

This is Lauras fourth watercolour for me from the month November. She entitled it Indian Corn.
I especially like the colour effects all the tiny dots of corn have together.

Mine wasn't a true watercolour but mixed media from my painting course on Sylt in October. It's ink and water, pigments and graphite glimmer. A kind of Stormy Sea...



Friday, December 19, 2014

Reading statistics

It's a nice feature that goodreads offers you reading statistics. So you can compare how much you read and how you evaluated the books in comparison. Here is my overview for 2014:


Good thing: There are twelve books with the best possible rating and only six that I totally disliked. There is a majority with four and three stars, altogether good or very good books I liked.
It is not surprising that there are several of my favourite authors in the five-star-section such as Jonathan Stroud, Tove Jansson, Tess Gerritsen, Simon Beckett or Kathy Reichs. There are some classics I partly re-read such as The Little Water Sprite by Ottfried Preußler, Huck Finn by Mark Twain or an Agatha Christie thriller. Patrick Ness was a new discovery and A Moster Calls is an exceptional book in many different ways.
All these books together have more than 38000 pages, but I haven't read them all but listened to quite a few audiobooks which is obviously a timesaver cause you can listen and do household stuff at the same time which is quite difficult while holding a book. Although one of my challenges was supposed to shrink my pile of unread books (SuB = Stapel ungelesener Bücher) I didn't quite manage to read a lot of the old ones but kept on adding new (e-) books to it - will have to retry in 2015.

Sunday, December 14, 2014

Sätze für die Ewigkeit


Newspaper clipping at a friend's home. Hear all of them regularly (except for the one with the coffee beccause we have a machine for that). So typical.

Val Mc Dermid - Tödliche Worte

Tödliche Worte ist der vierte Band in Val McDermids Reihe um Profiler Tony Hill und Kommisarin Carol Jordan. Nach einer schwierigen Zeit in Berlin kehren beide in ihren Heimatort zurück und geraten dort sofort in einer Mordserie an Prostituierten. Diese erinnern an identische Fälle, die einige Jahre zurückliegen, doch der damalige Täter sitzt hinter Gittern in einer psychiatrischen Anstalt. Als eine Undercover-Agentin vor ihren Augen von dem aktuellen Täter entführt wird, wächst der Druck auf die Ermittler. Es wird immer deutlicher, dass die Täter von einer weiteren Person gesteuert werden...
Ich kannte die Protagonsiten noch nicht und bin mitten in der Reihe eingestiegen. Dennoch gefallen mir Hill und Jordan als Team gut, sie sind nicht zu glatt und haben ihre Probleme, miteinander und im Job, sind aber dennoch brilliant in ihrem Tun. Der Fall selbst wirkt allerdings zu konstuiert und die Auflösung ein wenig abwegig, was der Spannung allerdings keinen Abbruch tat. Ein guter Thriller. 

Val Mc Dermid, Tödliche Worte. Brigitte Edition, Random House Audio 2009.

Saturday, December 13, 2014

Friday, December 12, 2014

Jeffrey Eugenides - Die Liebeshandlung

Eugenides hat mit Die Selbstmord-Schwestern (1993) und Middlesex (2003) zwei großartige Romane verfasst, ersterer wurde zu einem faszinierenden Film durch die Hand von Sofie Coppola mit einer jungen Kirsten Dunst in einer der Hauptrollen.

Die Liebeshandlung, im englischen Originaltitel deutlicher The Marriage Plot, erzählt die Geschichte dreier junger Amerikaner:

1. Madeleine: Als Tochter reicher Eltern studiert sie Literatur und ist besonders fasziniert vom viktorianischen Roman, daher der Titel, dessen Studium zu Beginn der 80er Jahre nicht unmoderner sein könnte.

2. Leonard: Er ist trotz seines Hauptfachs Biologie von allen möglichen Themen fasziniert und begegnet den anderen beiden in einem Literatur- bzw. Religionswissenschafsseminar. Seine geistige Brillianz und schnelle Auffassungsgabe und sein gutes Aussehen machen ihn erfolgreich bei Frauen, jedoch stellt sich dies auch als Ergebnis der manischen Phase seiner bipolaren Störung, deren Depression ihn nahezu handlungsunfähig und hilfebedürftig macht.  

3. Mitchell: Er ist auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, den er in verschiedenen religiösen Ansätzen und einer Reise nach Europa und Indien sucht.

Die Geschichte der drei ist miteinander verwoben, da Madeleine beiden Männern begegnet, Leonards Faszination erliegt, aber mit ihm aufgrund seiner Krankheit nicht glücklich werden kann,während Mitchell sie verzweifelt und erfolglos liebt.
Die Liebeshandlung ist gut geschrieben, Eugenides' Erzählstil lässt wenig zu wünschen übrig. Er differenziert das Innenleben und die Erzählebenen der drei Personen gut, jeder der drei hat seine eigene spezifische Stimme. Richtig sympathisch geworden oder nahe gegangen sind mir die Charaktere dennoch nicht, selbst der etwas stärker reflektierende Mitchell schwächelt, als es um tatsächlich gewichtigere Entscheidungen in seinem Leben geht (ggf. mit Ausnahme des Romanendes) und wählt den leichteren, banalen Weg.

Ein wenig hat man beim Lesen das Gefühl, der Roman (der Autor?!) weiß nicht recht, was er sein will, was vielleicht wiederum die Konflikte der Protagonisten spiegelt. Hier wird die Literaturwissenschaft, die Psychologie und die Religion gestreift, teilweise auch exzessiv im Detail dargestellt, ohne wirklich zu Erkenntnissen zu kommen. Wohin führt der radikale, dekonstruktivistische literaturkritische Ansatz? Zurück zum viktorianischen Roman. Wie soll man mit einem manisch-depressiven Menschen leben? Es klappt nicht. Welche Religion kann Erleuchtung bringen? Schulterzucken.
Vielleicht verbergen sich in Die Liebeshandlung noch einige interessante Konstruktionen, die Bezug nehmen auf den Plot von Dreiecksbeziehungen im viktorianischen Roman, vielleicht entgeht mir die Bedeutsamkeit der Besichtigung von drei reichen, weißen Collegeabsolventen auf ihren ersten Schritten ins Leben (von denen keiner der drei übrigens wirklich Verantwortung für irgendetwas übernimmt). Als Roman des "Coming of Age" (wie ihn William Deresiewicz in der NY Times rezensiert) ist das Buch aber auch nicht beeindruckend, da völlig unklar ist, ob die drei Charaktere tatsächlich im Leben weiterkommen werden.  

Das heißt nicht, dass ich Die Liebeshandlung ungern gelesen habe, besonders beeindruckt bin ich aber nicht.

Jeffrey Eugenides, Die Liebeshandlung. rororo, Reinbek 2012.

Friday, December 05, 2014

Les rêves

The dreams just wait to see the day...


illustration by Anne-Sophie Rutsaert
postcard sent by Francoise from France

Wednesday, December 03, 2014

Find solutions

Today in my advent calendar... 


The original has a slightly different meaning:

Don’t find blame. Find solutions. 

Tuesday, December 02, 2014

Nele Neuhaus - Die Lebenden und die Toten

In dem siebten Roman um Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein packt Nele Neuhaus wieder einmal ein nicht unproblematisches Thema an, diesmal sind es Organspenden und -transplantationen.
Rund um Frankfurt erschießt ein Scharfschütze scheinbar wahllos Menschen. Erst bei dem dritten Mord zeichnet sich ab, dass die Opfer indirekt alle mit einer Herztransplantation bzw. dem Tod der Spenderin zu tun haben. Offensichtlich handelt es sich um einen Rachefeldzug und bald verschickt der Täter Todesanzeigen, in denen er erklärt, warum seine Opfer sterben mussten.
Zunächst nimmt Die Lebenden und die Toten schnell Fahrt auf: Die ersten Morde, kurze Einblicke in das Innenleben des Täters und die Schockiertheit der Ermittler über dessen Taten. Dann verbreitert sich schnell der betroffene Personenkreis und die Zusammenhänge und Beziehungen werden komplexer. Ähnlich wie sich auch Pia und Oliver in diesem Netz verheddern und sich daher die Aufklärung des Falls und Festnahme des Täters hinzieht, fällt es auch dem Leser nicht immer leicht, den roten Faden und klar zu sehen. (Das Audiobook machte es in dieser Hinsicht sicher auch nicht leichter, den Überblick zu behalten.). So wirken einige der falschen Verdächtigungen und Fährten dann doch übertrieben kompliziert oder fehlgeleitet. Ein oder zwei Wendungen und Sackgassen weniger hätten es auch getan, aber dies ist bei Nele Neuhaus auch kein unbekanntes Phänomen.
Bei diesem Thema Transplantationhätte ich mir durchaus gewünscht, sie hätte das Thema noch differenzierter beleuchtet, so ist es zwar Tatmotiv, aber gibt wenig Anhaltspunkte, wie sich beispielsweise die Protagonisten (ggf. die Autorin) dazu positionieren möchten.
Insgesamt aber ein brauchbarer Krimi zur leichten Unterhaltung.

Nele Neuhaus, Die Lebenden und die Toten. Hörbuch Hamburg 2014.

weitere Rezensionen zu Nele Neuhaus: