Sunday, March 16, 2025

Silke Lambeck - Die Ahoibande

Die Ahoibande von Silke Lambeck erzählt von den Erlebnissen einer Gruppe von Kindern auf der fiktiven Insel Süderhoorn. Willi, Paule (eigentlich Pauline), Paules kleiner Bruder Jojo und Schulz (eigentlich Marko und aus Berlin) schließen sich zu einer Bande zusammen. Mit dabei ist auch immer Willis Hund Ohdsschie. In lockerem und oft witzigem Ton erfahren wir einiges über das Inselleben und die Eigenarten der Kinder. 
Das Buch ist in neun Kapitel eingeteilt, in jedem Kapitel steht ein anderes Kind im Mittelpunkt, was zu unterschiedlichen Sichtweise und Erlebnissen führt.

Die Zielgruppe sind Grundschüler:innen, aber das Buch eignet sich auch gut zum Vorlesen. Mir haben die Geschichten Freude gemacht und die Illustrationen von Lena Hesse werten das Buch noch einmal deutlich auf. 

Silke Lambeck, Die Ahoibande. Gerstenberg, Hildesheim 2025.

Jason Reynolds - Ghost

Ghost ist der erste Band einer vierbändigen Serie von Jason Reynolds über ein Laufteam. Benannt sind die Bände nach den jeweiligen Protagonisten. Ghost ist der Spitzname von Castle Cranshaw. Er lebt in einer finsteren Wohngegend einer nicht näher benannten Stadt in den USA. Ghost ist oft wütend und gerät deswegen auch oft in Konflikte in der Schule, auch wenn er genauso oft nicht die alleinige Schuld daran trägt. Sein großes Geheimnis: Sein Vater sitzt im Gefängnis, weil er gedroht hat, seine Mutter und Ghost zu erschießen. Die beiden konnten fliehen...wegrennen..., doch seitdem sind die Dinge schwierig. Eines Tages stolpert Ghost per Zufall in das Lauftraining eines Teams, dass sich Defenders nennt. Er rennt - aus dem Stand - gegen eines der Teammitglieder und ist genauso schnell! Gegen alle Widerstände, die von Ghost selbst und die seiner Mutter, bringt ihn der Trainer ins Team. Und Ghost lernt, wie gut es tut, etwas zu tun, was man gut kann, Lob dafür zu bekommen, und es auch noch mit Menschen zu tun, die ihn schätzen. Natürlich biegt er noch ein paarmal falsch ab, bis er das tatsächlich kapiert.
Die Lesung von Jörg Pohl interpretiert die Stimme und die Emotionen von Ghost hervorragend. Ghost ist clever, emotional und verletzlich, ein guter Beobachter und er entwickelt sich - dank seiner Fehler und dank der Menschen, die sich für ihn einsetzen - weiter. Er ist ein authentischer Jugendlicher, mit typischen Teenagerproblemen, aber auch mit einem Brocken Ballast, der nicht ganz so leicht zu bewältigen ist. Die Botschaft, dass Sport und ein Team bei der Überwindung davon helfen kann, gefällt mir sehr gut. Und es ist eine erfreuliche Abwechslung zu all den Fußballbüchern, denn wer hätte gedacht, dass Laufen so spannend und herausfordernd sein kann? 
Ein wenig erfahren wir in Ghost auch schon von den Charakteren der Folgebände, in denen Jason Reynolds wiederum andere, nicht minder schwere Themen aufgreift. 

Jason Reynolds, Ghost. Hörcompany 2018.

Saturday, March 15, 2025

Terry Pratchett - Heiße Hüpfer

Was für eine schlimmer Übersetzung ist bitte dieser Titel? The Last Continent war treffend, hatte Zusammenhang mit dem Handlungsort und tat niemandem weh. Die "Hüpfer" sind vielleicht doppeldeutig, aber dennoch irgendwie beschämend flachwitzig. Zum Glück ist die Lesung von Rufus Beck wie gewohnt großartig, so dass man schnell grinsend und lachend über den miesen Titel hinwegkommt. Sarkastisch macht sich Pratchett in diesem Band über vieles Australische lustig, welches entsprechend dem Original der letzte Kontinent ist. Ein Gott probt dort die Evolution, ohne sie wirklich verstanden zu haben, es hat seit Langem nicht geregnet. Achja, und irgendwie hat es Rincewind dorthin verschlagen, seine Truhe ist kurzfristig vergraben worden, taucht aber rechtzeitig auf, um ihr Ding zu machen. Währenddessen hat der Orangutan-Bibliohekar ein magisches Problem und die Zauberer denken sich, das Rincewind, der mit ihm zusammengearbeitet hat, vielleicht helfen könnte. Es beginnt eine denkwürdige Expedition.
Dieser Band hat viele sehr witzige Stellen, ist aber sicher nichts für Scheibenwelt-Neulinge. Je besser man sich mit australischen Bräuchen und Besonderheiten auskennt, desto amüsanter wird es vermutlich. Der Plot ist aber insgesamt - noch vorsichtig ausgedrückt - holprig, einige Handlungsfolgen sind nur schwer nachzuvollziehen. Das mag vor allem auch noch an dem Element der Zeitreisen liegen, das Pratchett hier auch noch auf die Schippe nimmt und für weitere Verwirrung - beim Lesenden und seinen Charakteren - sorgt. Als Fan sehe ich über die Unzulänglichkeiten hinweg und freue mich an den liebgewonnenen Figuren. 

Terry Pratchett, Heiße Hüpfer. Random House Audio 2009.

Monday, March 10, 2025

Willa Cather - My Antonia

illustration by Władysław T. Benda - first edition of My Ántonia, copyright 1918
My Antonia von Willa Cather (1873-1947) handelt vom Leben im ländlichen Nebraska im ausgehenden 19. Jahrhundert. Der Ich-Erzähler Jim reist in den fiktiven Ort Black Hawk, um bei seinen Großeltern zu leben, nachdem seine Eltern verstorben sind. Zeitgleich kommt dort auch die böhmische Familie Shirmerdas an. Jim bringt der Tochter Antonia Englisch bei und die beiden freunden sich an. Der in fünf Bücher gegliederte Roman verfolgt die verschiedenen Lebensabschnitte von Antonia bzw. Jim. Das erste und längste Buch schildert eindrücklich die Atmosphäre und das Leben auf den abgelegenen Farmen. Die Natur und die Jahreszeiten beeinflussen das Leben der Menschen, besonders die Shimerdas leiden aufgrund ihrer geringen Erfahrung mit der Landwirtschaft unter den harten Bedingungen. 
Antonia ist ein eindrücklicher Charakter. Trotz der ärmlichen und ungünstigen Bedingungen bei ihrer Ankunft in Nebraska und einigen Rückschlägen im Verlauf ihres Lebens, schafft sie es aus eigener Kraft sich angemessenen Wohlstand und familiäres Glück zu erarbeiten. Dies gelingt ihr durch physische und psychische Kraft, sie lässt sich nicht von gesellschaftlichen Normen einschränken, sondern handelt für ihre Zeit und im Rahmen ihrer Möglichkeiten fortschrittlich. Der Ich-Erzähler ist stets voller Bewunderung für ihre Errungenschaften, obwohl er einen vollkommen anderen Lebensweg mit Studium und einem Leben in der Großstadt einschlägt. Mich hat besonders das erste Buch in den Bann gezogen aufgrund Willa Cathers eindringlichen Beschreibungen der Landschaft und der Lebensbedingungen.
Ich kann nun nachvollziehen, warum Willa Cather mit drei Romanen auf der Radcliff Liste der besten Romane auftaucht, auch wenn die Autorin mir lange unbekannt war. Ich setze nun auch noch O Pioneers! und Death Comes for the Archbishop auf die Leseliste.

Willa Cather, My Antonia. Public Domain.

Sunday, March 09, 2025

Anthony McCarten - Going Zero

Going Zero, das bedeutet in Anthony McCartens Roman, dass man unauffindbar bleiben muss. Cy Baxter und sein Team haben eine Software entwickelt, die sämtliche Daten aus Social Media, Daten- und  Kameraüberwachung auswertet, um den Aufenthaltsort eines Einzelnen festzustellen. In einem Betatest versuchen zehn ausgewählte Personen, 30 Tage lang der Entdeckung zu entgehen, um ein Preisgeld von 3 Millionen zu verdienen. Für Baxter eine wichtige Phase, denn es geht um nichts anderes als die Zusammenarbeit mit dem CIA und zukünftige Beteiligung an Regierungseinsätzen seiner Technik.
Man sieht zu, wie die Mechanismen greifen, wie selbst die technisch versierten Testpersonen Fehler machen und von den Programmen aufgespürt und aufgegriffen werden. Übrig bleibt eine Frau, der zumindest Cy Baxter nicht zugetraut hat, lange durchzuhalten. Doch mehrfach entwischt Kaitlyn ihren Verfolgern und es wird klar, dass sie ihr eigenes Ziel verfolgt - nämlich Cy zu zwingen, mit seiner Technologie ihren verschwundenen Ehemann zu finden. 
Der erste Teil des Romans mit den verschiedenen Verfolgungsszenen und den unterschiedlichen Charakteren und ihren Strategien empfand ich als recht spannend. Im zweiten Teil verschob sich der Fokus auf Kaitlyns Agenda und das Thema Datenspeicherung und -schutz bekam eine zusätzliche Ebene, die aber wenig überraschend war. Wir alle gehen davon aus, inzwischen ein weitgehend gläsernes Leben zu führen, gespeicherte Daten sind nie irgendwo sicher und es wird illegal vermutlich alles gespeichert und auch ausgewertet, was man sich nur vorstellen kann. Passend dazu wird der Charakter des Cy Baxter  so willkürlich und unverantwortlich dargestellt, wie nur möglich. Vor dem Hintergrund der aktuellen Machtposition eines anderen Medienmoguls in den USA erregt das Übelkeit. Der Schluss ist wohl plausibel, aber ebenso desillusionierend. 

Anthony McCarten, Going Zero. Diogenes 2023.

Sunday, March 02, 2025

Emily St. John Mandel - Das Licht der letzten Tage

Emily St. John Mandel veröffentlichte Das Licht der letzten Tage im Jahr 2014. Ein agressiver Grippevirus breitet sich rasant aus und tötet weite Teile der Bevölkerung. Die Zivilisation bricht zusammen, nur Einzelne überleben und schließen sich zu kleinen Gemeinschaften zusammen.
Der Roman wird aus der Sicht verschiedener Charaktere erzählt und springt immer wieder zwischen der Zeit vor und nach dem Ausbruch der Krankheit hin und her. Die Personen sind lose miteinander verknüpft, auch wenn sie sich in Alter und in ihren Erlebnissen stark unterscheiden. Kunst und Kultur sind Thema - was bleibt, wenn alle Technologie plötzlich ausfällt? Worauf kann man hoffen, wie lange muss man warten? Das ist den Charakteren gemein - sie glauben an die Schönheit, sie halten fest an Freundschaften, auch wenn es ebenso Böses und Tod um sie herum gibt. Diese Resilienz traut man den Figuren nicht immer zu, gerade in den Rückblenden und zu Beginn des Romans hat man Zweifel, ob sie es in dieser schwierigen neuen Welt schaffen können. Der Autorin gelingt es, am Ende der Hoffnung vielfältig Ausdruck zu verleihen, mit feinen, leisen Tönen, was mir sehr gut gefallen hat.
Das Licht der letzten Tage
führt uns die Vergänglichkeit und Anfälligkeit unserer zivilisierten Welt vor Augen - im Roman ist es ein Virus, während es aktuell in unserer Wirklichkeit andere Dinge sind, die unseren Status Quo bedrohen. Umso wichtiger, sich auf das Wesentliche zu besinnen, sich selbst und die Menschen um sich herum nicht zu verlieren. 

Emily St. John Mandel, Das Licht der letzten Tage. Audio Media Verlag 2015.

Eva Lezzi - Die Großstadtdetektive - Wer schnappt den Dieb?

Eva Lezzis Kinderkrimi Die Großstadtdetektive - Wer schnappt den Dieb? beginnt mit Jonas erstem Tag in der neuen Klasse in Berlin. Das läuft erst einmal nicht gut, sein Sitznachbar Deniz kann ihn offensichtlich nicht leiden. Dann verschwindet Lauras Handy und ausgerechnet Jona und Deniz werden verdächtigt, es gestohlen zu haben. Zwangsläufig tun sie sich als Detektive zusammen, um den wahren Dieb zu entlarven. Das gelingt ihnen aber erst mit weiterer Verstärkung und nachdem sie einige persönlich Hindernisse überwunden haben.
In Die Großstadtdetektive passieren viele (durchaus spannende) Dinge gleichzeitig. Es geht um Andersartigkeit (Jona ist Jude und geht in die Synagoge, Deniz ist Moslem), familiäre Probleme, Fremdsein, Vorurteile, Freundschaft und vieles mehr. Nebenbei klären die Kids nicht nur ein, sondern eigentlich drei Verbrechen auf. Mir ging das alles ein wenig zu schnell und zu einfach. Einige der interessanten persönlichen Aspekte der Charaktere blieben zu oberflächlich. Gefallen hat mir das authentische Berliner Setting und die Atmosphäre. Der Kriminalfall, sogar oder besonders als einer, der für Kinder geschrieben ist, ist nur mäßig spannend, da ihnen die Lösung quasi vor die Füße fällt, obwohl sie mehr als einmal falsch liegen.  

Eva Lezzi, Die Großstadtdetektive - Wer schnappt den Dieb? Beltz & Gelberg 2024.

Teuto: Oerlinghausen - Tönsberg - Hünenkapelle

Die Tour 24 aus dem Rother Wanderführer Teutoburger Wald trägt den Totel "Oerlinghausen – Tönsberg – Hünenkapelle". Das Parken im Ortskern habe ich vermieden und den Startpunkt verlegt, was auch zu einer leichten Kürzung der Tour auf nur 6,5 Kilometer führte (im Original mit 7,3 km angegeben). Im Nachhinein wäre es auch möglich gewesen, am Berggasthaus Tönsberg zu parken, das direkt am Kammweg liegt. Ich habe noch einen Schlenker über den Philosophenweg gemacht, der im Original nicht vorgesehen ist. Man kommt am Mühlenstumpf "Kumsttonne" und am Gefallenendenkmal vorbei und folgt über einige Strecken dem Hermannsweg. Beeindruckend ist auch die Hünenkapelle und am Ende liegt noch ein Kneipptretbecken, bei den eher niedrigen Temperaturen aber eher nicht empfehlenswert. Der Wald weist an einigen Stellen Lücken durch Borkenkäfer bedingte Rodungen auf, dafür hat man an mehr Stellen weite Ausblicke. 
 
 
 
Blick auf Oerlinghausen
 
Zitat von Alan Turing auf dem Philosphenweg 


Hünenkapelle 

#hermanntrifftmanimmer


Kneipptretbecken an der Sachsenquelle


Saturday, March 01, 2025

Mikael Niemi - Die Flutwelle

Im Norden Schweden hat es viel geregnet und die Staudämme des Flusses Luleälv sind voll. Im obersten Staudamm entsteht ein Riss - der Beginn einer Flutkatastrophe riesigen Ausmaßes. Die Flutwelle von Mikael Niemi beleuchtet die Einzelschicksale einiger Personen mit unterschiedlichen Ausgangslagen: Der eigentlich zum Selbstmord entschlossene Hubschrauberpilot, eine Künstlerin, die als einzige ihrer Malgruppe rechtzeitig das Flussufer verlässt, eine Schwangere, die sich an ein wegtreibendes Haus klammert, oder auch die zwei Mitarbeiterinnen des Energiebetreibers, die in eine unerträgliche Situation mit einem Kollegen geraten.
Der Klappentext sagt: "Sie kämpfen nicht nur ums Überleben, sondern auch um ihre eigene Menschlichkeit." Tatsächlich habe ich genau das wenig nachempfinden können, denn einige der Charaktere verhalten sich geradezu unerträglich brutal und rücksichtslos. Es scheint, als wäre ihre Brutalität nur knapp unter der Oberfläche verborgen gewesen und bricht sich in dieser Situation hemmungslos Bahn. Das war für mich teilweise jenseits des Erträglichen, auch wenn es natürlich entsprechende Gegenpole unter den anderen Charakteren gab. Obwohl einige der Figuren miteinander in Beziehung stehen, blieb Die Flutwelle dennoch eher episodenartig und nur lose verknüpft. Der Fluss wird oftmals als Metapher für das jeweilige Innenleben der Charaktere genutzt, was manchmal gut, manchmal weniger gut gelingt.
Insgesamt konnte mich Die Flutwelle nicht begeistern, die meisten Charaktere blieben mir fremd, trotz (oder vielleicht auch wegen) ihrer Unterschiedlichkeit. 

Mikael Niemi, Die Flutwelle. Saga 2014.