Monday, November 25, 2019

Stephen King - Friedhof der Kuscheltiere

Der Friedhof der Kuscheltiere (welch bizarre Falschübersetzung übrigens) war eines der Bücher, die ich gemieden habe, nachdem ich als Jugendliche von Carrie und einem Kurzgeschichtenband von Stephen King (der "Nebel" enthielt) Albträume hatte.
Jetzt fand ich eine gekürzte Hörspielfassung, an die ich mich herangetraut habe.
Ich fand die Geschichte überraschend interessant in Bezug auf die Familienbezüge und die Reflexion über den Tod. Gut umgesetzt waren in dieser Fassung die veränderten Stimmen der Toten (sogar die der Katze) und die wechselnden Perspektiven. Die Kürzungen sind natürlich radikal (das Hörspiel umfasst nur drei CDs), dennoch  war mein Eindruck von der Story positiv und ich kann im Nachhinein nun auch die Begeisterung, die das Buch damals auslöste, nachvollziehen.
Mein Lieblingsgenre wird es dennoch nicht werden.

Stephen King, Friedhof der Kuscheltiere. Hörverlag 2003.

Sunday, November 24, 2019

Kerstin von der Linden - Mein süßes Leben ohne Zucker

Kerstin von der Linden ist Journalistin und Fernsehmoderatorin beim WDR. In ihrem Buch Mein süßes Leben ohne Zucker berichtet sie von ihrer selbstgestellten Herausforderung, in sieben Wochen auf eine zuckerfreie Ernährung umzustellen. Dabei bleibt sie in ihren Ansprüchen an sich selbst moderat und verbannt nicht jede Art von Zucker, sondern versucht Menschliches (wir haben das Verlangen nach Süßem) mit Sinnvollem (wir essen zuviel Zucker, was uns schadet und was wir ändern sollten) unter einen Hut zu bekommen.
Das Buch hat einen grundlegendes Wissen vermittelnden Einleitungsteil, der Gefahren von unserem übermäßigem Zuckerkonsum darstellt, über Zuckerarten aufklärt und hier und da auch anreißt, wie und warum die Nahrungsmittelindustrie Zucker in Mengen einsetzt - und das auch in Lebensmitteln, bei denen wir es nicht erwarten.
In ihrem Erfahrungsbericht schildert sie ihre Herangehensweise, wie beispielsweise die Planung von Einkauf und Mahlzeiten, die Möglichkeiten, dem Wunsch nach Süßem gesund nachzukommen und ihre kleinen Niederlagen und Triumphe im Verlauf der Challenge.
Es folgen danach noch ein Rezeptteil und eine Liste von Produkten, die zuckerfrei sind, mit Nennung von Herstellern und Bezugsquellen. Letztere erleichtert sicher an vielen Stellen die Suche nach solchen Produkten, da man sonst selbst lange die Inhaltsstoffe lesen und vergleichen müsste.
Mit einigen der beiläufig eingestreuten Ernährungstipps bin ich nicht immer ganz einverstanden, da die Autorin pauschalisiert bzw. sie Ernährung einzig aus dem Blickwinkel des Blutzuckerspiegels betrachtet. Vor dem persönlichen Hintergrund hat auch der Untertitel (Gesund und glücklich in 7 Wochen) wenig Aussagekraft, da die Autorin nach eigener Darstellung keine Erkrankungen und Idealgewicht hatte und sich sportlich betätigte. Lediglich war sie unzufrieden mit ihrem Zuckerkonsum. Es fehlt also im Grunde eine realistische Einschätzung oder Darstellung, wie der Verzicht auf Zucker die Gesundheit nachhaltig positiv beeinflusst - das Ergebnis der Challenge bleibt subjektiv erfolgreich.
Im Fazit ist es ein nettes kleines Buch, mit dem man sich durchaus grundlegendes Wissen über zuckerfreie Ernährung aneignen kann. Einige der Rezepte und Tipps finden sich übrigens auch auf dem Blog der Autorin.

Kerstin von der Linden, Mein süßes Leben ohne Zucker. Komplett Media, Grünwald 2017.


Thursday, November 21, 2019

A.J. Finn - The Woman in the Window

The Woman in the Window von A.J. Finn handelt von Anna Fox, ehemals praktizierende Kinderpyschologin, die nun allein in ihrem New Yorker Haus lebt und aufgrund einer Agoraphobie dieses nicht mehr verlässt.
Die Mischung aus Depression, Ängsten, Medikamenten und Alkoholmissbrauch macht Anna zu einer der unzuverlässigsten Erzählerin, die man sich vorstellen kann. Man kann ihr und ihrer Wahrnehmung nicht trauen, ihre Rastlosigkeit und der Nebel, in dem sie sich meistens bewegt, der auch sprachlich zum Ausdruck kommt, lassen den Leser dies bereits schnell spüren. Ihr Alltag ist geprägt von einigen wenigen online-Kontakten, alten Schwarz-Weiß-Filmen und - daher der Titel - dem Beobachten ihrer Nachbarn ringsum, deren Leben sie miterlebt und gedanklich ausschmückt.
Der Titel ist auch in Kombination mit den cineastischen Vorlieben von Anna überaus passend - denn wie in Das Fenster zum Hof (Hitchcock, 1954) wird sie bei ihren Beobachtungen Zeugin eines Verbrechens. Doch aufgrund ihrer psychischen Verfassung glaubt ihr niemand, es folgt der Selbstzweifel, nichts ist wie es scheint - was ist Wirklichkeit und was ist nur in ihrer Kopf?

Nach erfolgreichen Thrillern wie Gone GirlThe Woman in Cabin 10 und anderen weiß man schon, dass schließlich eine große Wendung  zu erwarten ist (vielleicht auch zwei), und dass das, was offensichtlich scheint, auf keinen Fall die Lösung sein wird. So sucht man schon vorher nach der unwahrscheinlichen Möglichkeit, nach dem harmlosen Charakter, der sich dann als Psychopath herausstellt. So erging es mir bei The Woman in the Window und das war nicht unbedingt ein Vorteil beim Lesen. Anna selbst erschien mir übertrieben beeinträchtigt, denn trotz ihres Schicksals und der dramatischen Gründe für ihre Krankheit, verhält sie sich für eine intelligente Frau mit einer psychologischen Ausbildung tatsächlich ausgesprochen dumm. Das betrifft ihren Umgang sowohl mit Medikamenten und Alkohol als auch den mit den Menschen um sie herum. Da hilft es auch nicht, dass sie genau dies im Finale aufs Brot geschmiert bekommt... So hält sich meine Begeisterung trotz der durchaus vorhandenen Spannungskurve in Grenzen.

A.J. Finn, The Woman in the Window. William Morrow, NY 2018.

Wednesday, November 20, 2019

Maja Lunde - Die Geschichte des Wassers

Nach dem sehr erfolgreichen Roman von Maja Lunde, Die Geschichte der Bienen (in Norwegen bereits 2015, in Deutschland 2017), folgte 2018 die deutsche Übersetzung des zweite Bandes des "Klimakvartetten" 2018, Die Geschichte des Wassers.
So steht diesmal das Wasser im Mittelpunkt zweier Geschichten, von denen eine im Norwegen 2017 spielt, die andere in einem vom Klimawandel stark veränderten Frankreich 2041.
Die Norwegerin Signe ist entsetzt über die Veränderungen, die allein in ihrer Lebenszeit über ihren Heimatort gekommen sind. Der Fluss ist unter die Erde verlegt, der majestätische Wasserfall versiegt und nun wird auch noch der Gletscher ausgebeutet, um das hochwertige Eis für Eiswürfel nach Dubai zu verschiffen. Ihr Leben lang hat sie sich als Journalistin und Aktivistin dem Kampf gegen diese Form der Ausbeutung und Zerstörung verschrieben. Auch jetzt ist sie über den Eisabbau entsetzt, wirkt aber auch müde. Aber sie macht sich dennoch mit ihrem Boot, dem Einhandsegler Blau (Blå, so der Originaltitel des Romans), auf den Weg, um eine der Personen zu konfrontieren, die sie dafür verantwortlich macht. Mit auf der Blau befinden sich mehrere Kisten des abgebauten Gletschereises...
David und seine kleine Tochter Lou sind vor einem katastrophalen Brand in ihrer Heimatstadt geflohen, auf der Flucht haben sie Lous Mutter und den kleinen Bruder verloren. Nun warten und hoffen sie, während in dem Flüchtlingslager die Ressourcen und vor allem das Wasser immer knapper werden. Die große Dürre in Mittel- und Südeuropa hält schon seit Jahren an, weite Teile sind unbewohnbar. Die Lage scheint aussichtslos und David verliert nahezu alle Hoffnung, nur seiner Tochter zuliebe versucht er immer wieder, Wege zu finden. Diese führen weg vom Lager, weg von den übrigen Menschen, die unter dem Druck des Durstes immer irrationaler handeln...

Außer dem offensichtlich verbindenden Themas des Wassers werden die zwei Geschichten inhaltlich erst spät und nur lose verknüpft. Offensichtlich ist der Zusammenhang der skrupellosen Ausbeutung der natürlichen Ressourcen im Hier und Jetzt und den katastrophalen klimatischen Auswirkungen in der (erschreckend nahen) Zukunft. Im Vordergrund stehen aber die zwei Protagonisten Signe und David, beide emotional angeschlagen, beide mit Geschehnissen in der Vergangenheit, die sie belasten. Die Autorin verwendet viel Mühe auf die Ausgestaltung der beiden Lebensgeschichten, so dass das Umweltthema fast ein wenig dahinter zurückbleibt.
Für mich waren diese beiden Lebenswege weniger anrührend als die Schicksale der Charaktere in Die Geschichte der Bienen. Signes Verzweiflung über die Gier und Gedankenlosigkeit der Menschen, gepaart mit ihrer Hilflosigkeit angesichts des geringen Einflusses, den sie trotz aller Wut und trotz ihrer Aufopferung für den Kampf hat, rührt an - der Abschluss ihres letzten Aufbegehrens weniger. David befindet sich in einem steten inneren Ausnahmezustand, er findet kaum Ruhe und bleibt bis zum Schluss getrieben. Die aufwändige Entwicklung ihrer Charaktere findet in beiden Erzählsträngen keinen sonderlich befriedigenden Abschluss, was etwas enttäuscht. Auch hätte das Wasserthema noch mehr Aufmerksamkeit und weitere Perspektiven verdient.

Maja Lunde, Die Geschichte des Wassers. Hörverlag 2018.

Wednesday, November 13, 2019

Cecilia Ahern - Zeit deines Lebens

Cecilia Aherns Roman Zeit deines Lebens spielt in der Vorweihnachtszeit. Der Protagonist Lou ist ein unangenehmer, egoistischer Zeitgenosse, der seine Familie für selbstverständlich erachtet, sich weder um Frau und Kinder noch um den 70. Geburtstag seines Vaters oder seine einsame Schwester kümmert. Ihn beschäftigt sein eigenes berufliches Fortkommen (um nahezu jeden Preis) und sein individuelles Vergnügen (Seitensprünge und Saufgelage). Das Schlimmste daran ist, dass er diese Einstellung für völlig in Ordnung hält, schließlich ist er derjenige, der das Geld herbeischafft.
Dies ändert sich auch nur nach und nach, als er aus einem Impuls heraus dem Obdachlosen Gabe (Gabriel!) einen Job in seiner Firma beschafft. Plötzlich ist Gabe überall und zwingt Lou sanft aber beharrlich, die Perspektive zu wechseln. So verändert er sich tatsächlich nach und nach in kleinen Schritten und mit Lou zusammen sinnieren wir über die Werte der Familie und den Sinn des Lebens.
Die Geschichte selbst wird in einer Polizeiwache erzählt von einem ungleichen Polizistenduo, um einem Jugendlichen die gleiche Lehre zu erteilen, die Lou erfahren hat. Und auch die Polizisten selbst bleiben nicht unberührt und treffen ebenfalls Entscheidungen für ihre Familien.
Der Roman endet mit einer dramatischen, tränenprovozierenden Schlusswendung, die aber trotzdem ein moralisches Happy End darstellt.
Mir war Zeit deines Lebens ein bisschen zu offensichtlich, ein bisschen überdeutlich in seiner Botschaft und der Protagonist in seiner Wandlung nicht ganz glaubhaft, auch wenn er insgesamt nicht schlecht konstruiert war.

Cecilia Ahern, Zeit deines Lebens. Argon 2009.

Saturday, November 09, 2019

Yrsa Sigurdadottir - Nebelmord

Nebelmord von Yrsa Sigurðardóttir ist ein gut konstruierter isländischer Thriller. Die drei zunächst scheinbar unabhängigen Handlungsstränge werden nach und nach miteinander verwoben bis zur Auflösung des Falls.
Eine dreiköpfige Familie kehrt nach einem USA-Urlaub mit Haustausch nach Hause zurück und ihnen fallen immer mehr Kleinigkeiten auf, die ihnen merkwürdig erscheinen - und wieso reagieren die Amerikaner nicht auf Anrufe und E-Mails?
Ein Wartungsteam und ein mitgereister Fotograf stranden im Sturm auf einer einsamen, schroffen Leuchtturminsel ohne zu wissen, wann sie wieder vom Hubschrauber abgeholt werden können.
Die Polizistin Nina befindet sich in einer privaten und beruflichen Krise: Ihr Mann liegt ohne Aussicht auf Besserung im Koma nach einem für sie unverständlichen Selbstmordversuch, während sie bei der Polizei gerade nur im Archiv arbeiten darf, nachdem sie einen Kollegen wegen unkollegialem und frauenfeindlichem Verhalten angezeigt hat. Im Archiv stößt sie allerdings auf alte Unterlagen, die ihren Mann betreffen: Als Kind hat dieser bei einem anderen Selbstmord als Zeuge ausgesagt und der Fall hat beängstigende Parallelen zu seinem eigenen Selbstmord. Sie beginnt zu recherchieren.
Nebelmord legt ein schnelles Erzähltempo vor, hält sich nicht mit Nebensächlichkeiten auf und trägt den Spannungsbogen bis zum Schluss. Allein der letzte Plottwist wirkt aufgesetzt, dabei hätte der Fall auch ohne diesen genug Spannung gebracht.

Yrsa Sigurðardóttir, Nebelmord. Argon 2014. 



Tuesday, November 05, 2019

Naomi Wood - Als Hemingway mich liebte

Als Hemingway mich liebte (Originaltitel: Mrs Hemingway) von Naomi Wood ist eine fiktive Sammelbiografie von den vier Ehefrauen von Ernest Hemingway. Als Quelle nutzte die Autorin Briefe und Telegramme und hält sich in ihrem Roman an historischen Rahmenfakten. In vier Teilen wird aus der Perspektive von Elizabeth Hadley Richardson (1891–1979), Pauline Pfeiffer (1895–1951),  Martha Gellhorn (1908–1998) und Mary Welsh (1908–1986) erzählt, wie ihre Beziehung zu dem berühmten Schriftsteller der Lost Generation begann und endete. Dabei liegt ein Fokus der Erzählung darauf, dass sich durch Hemingways schwieriges Verhalten und Empfinden die Beziehungen immer überlappten, was auch seiner Angst vor dem Alleinsein geschuldet war. So sind es oft Dreierbeziehungen, die seine Frauen unfreiwillig eingehen mussten, bis sie es nicht mehr aushalten und ihn an die nächste weitergeben. Diese Übergangsphasen werden von beiden Seiten, beiden Frauen geschildert, was Verständnis für sie weckt, gleichzeitig aber auch verdeutlicht, wie kaputt und getrieben Hemingway durchs Leben ging. Ob das, was er als genialer Schriftsteller und ungewöhnlicher Mann, diesen Frauen geben konnte, das aufwiegt, was sie durch ihn erdulden und erleiden mussten, muss der Leser selbst entscheiden. Die Autorin urteilt nicht über Hemingway als Mann, hat tiefen Respekt vor seinem literarischen Schaffen, färbt aber auch nicht alles rosarot. Gerade aus der Perspektive von Hemingways letzter Frau Mary Welsh wird deutlich, dass Hemingway am Ende auch ein psychisch kranker Mann war, den die Hilfsangebote und Therapieversuche letztlich nicht mehr retten konnten.
Da ich mich mit Hemingway nicht besonders beschäftigt habe (und ihn auch nicht sonderlich mag), kann ich die biografische Korrektheit von Als Hemingway mich liebte nicht beurteilen. Lohnend finde ich es aber, diesen berühmten Mann durch die Augen seiner Frauen zu betrachten und dies gelingt der Autorin auf umfassende und interessante Weise.

Naomi Wood, Als Hemingway mich liebte. DAV 2016.

Sunday, November 03, 2019

Matthew Quick - Die Sache mit dem Glück

Matthew Quick erzählt in seinem Briefroman Die Sache mit dem Glück die Geschichte des 39jährigen Bartholomew. Nach dem Tod seiner Mutter muss er sich neu im Leben zurechtfinden, er hat keinen Beruf, keine Freunde und keine Ahnung von der Welt. Weil er im Zimmer seiner Mutter einen Werbebrief (Boycott der Olympischen Spiele in China wegen der Situation in Tibet) von Richard Gere findet und diese ihn in den letzten Wochen vor ihrem Krebstod Richard nannte, schreibt er tagebuchartig seine Erlebnisse in Briefen an den Schauspieler, auch wenn dieser ihm nicht antwortet.
Er berichtet darin von den wenigen Menschen, die ihm begegnen, Father McNamee, die Trauerbegleiterin Wendy und Max, den er in der Therapiegruppe kennenlernt. Allesamt befinden sich diese Charaktere auch in schwierigen Lebenssituationen und, von außen betrachtet, sind sie keineswegs in der Lage, dem kindlich schreibenden und zum Teil naiv denkenden Bartholomew zu helfen. Doch die Tatsache, dass es diesen Menschen schlecht geht und er, Bartholomew, in der Lage ist sie zu unterstützen, richtet ihn auf und lässt ihn wachsen und führt schließlich zu einem Neubeginn.

Leider gefiel mir Bartholomew weder als Erzähler noch als Protagonist sonderlich. Der Erzählgestus ist der eines Sechzehnjährigen, der noch nichts von der Welt gesehen hat und sozial zurückgeblieben ist. Gleichzeitig soll er in der Bibliothek psychologische und philosophische Werke gelesen haben und kann auf deren Theorien dann plötzlich zurückgreifen? Dennoch begreift er nicht, was Father McNamees Anwesenheit in seinem Haus zu bedeuten hat? Das ist einfach unglaubwürdig. Der plötzliche Roadtrip im letzten Teil des Buches wird nach den langen inneren Monologen des ersten Teils sehr knapp abgehandelt, was man, maximal wohlwollend, vielleicht noch in den Zusammenhang damit bringen kann, dass er nun statt mit Richard Gere zu korrespondieren vielleicht echte Sozialkontakte hat. Dennoch wirkt die Auflösung des ganzen persönlichen Dilemmas dann doch etwas zu sehr nach Happy End um jeden Preis.

Matthew Quick, Die Sache mit dem Glück. Rowohlt, Reinbek 2015.

Friday, November 01, 2019

Volker Kutscher - Goldstein

Goldstein ist der Name eines US-amerikanischen Gangster, den Kommissar Gereon Rath in einem Sonderauftrag während seines Berlin-Aufenthaltes überwachen soll. Es ist das Jahr 1931, die Wirtschaftskrise und die politischen Konflikte verstärken sich. Immer öfter ist von der SA die Rede und Übergriffe auf Juden kommen öfter vor. Zunächst ist unklar, was der Tod eines jungen Diebes, der von der Fassade Berlins größten Kaufhauses stürzt, damit zu tun hat. Auch Charlie gerät mitten in die Ermittlungen, als ihr die Mittäterin und Zeugin des Sturzes vor Abschluss des Verhörs entkommt.
Einmal mehr stößt Rath auf innerpolizeiliche Verstrickungen und politische Interessen, die mit dem Berufsethos eigentlich nicht zu vereinbaren sind - und das, wo auch Rath durchaus unorthodoxe (aber sehr erfolgreiche) Methoden bei der Ermittlung anwendet.
Und Goldsteins Rolle ist eine andere, als anfangs anzunehmen ist...

Goldstein von Volker Kutscher besticht durch das sehr atmosphärisch umgesetzte Setting, starke Charaktere und einem Plot, der mit schnellem Tempo durchaus komplexe Zusammenhänge, Ermittlungsarbeit und actionreiche Szenen umsetzt. Dadurch, dass die Charaktere jetzt im dritten Band schon klarer angelegt sind, rückt die Handlung stärker in den Vordergrund, wenngleich auch die wechselhafte Beziehungsebene zwischen Gereon und Charly nicht zu kurz kommt.

Volker Kutscher, Goldstein. Argon 2011.

Rezensionen der ersten beiden Bände:
#1 Der nasse Fisch
#2 Der stumme Tod