Als Hemingway mich liebte (Originaltitel: Mrs Hemingway) von Naomi Wood ist eine fiktive Sammelbiografie von den vier Ehefrauen von Ernest Hemingway. Als Quelle nutzte die Autorin Briefe und Telegramme und hält sich in ihrem Roman an historischen Rahmenfakten. In vier Teilen wird aus der Perspektive von Elizabeth Hadley Richardson (1891–1979), Pauline Pfeiffer (1895–1951), Martha Gellhorn (1908–1998) und Mary Welsh (1908–1986) erzählt, wie ihre Beziehung zu dem berühmten Schriftsteller der Lost Generation begann und endete. Dabei liegt ein Fokus der Erzählung darauf, dass sich durch Hemingways schwieriges Verhalten und Empfinden die Beziehungen immer überlappten, was auch seiner Angst vor dem Alleinsein geschuldet war. So sind es oft Dreierbeziehungen, die seine Frauen unfreiwillig eingehen mussten, bis sie es nicht mehr aushalten und ihn an die nächste weitergeben. Diese Übergangsphasen werden von beiden Seiten, beiden Frauen geschildert, was Verständnis für sie weckt, gleichzeitig aber auch verdeutlicht, wie kaputt und getrieben Hemingway durchs Leben ging. Ob das, was er als genialer Schriftsteller und ungewöhnlicher Mann, diesen Frauen geben konnte, das aufwiegt, was sie durch ihn erdulden und erleiden mussten, muss der Leser selbst entscheiden. Die Autorin urteilt nicht über Hemingway als Mann, hat tiefen Respekt vor seinem literarischen Schaffen, färbt aber auch nicht alles rosarot. Gerade aus der Perspektive von Hemingways letzter Frau Mary Welsh wird deutlich, dass Hemingway am Ende auch ein psychisch kranker Mann war, den die Hilfsangebote und Therapieversuche letztlich nicht mehr retten konnten.
Da ich mich mit Hemingway nicht besonders beschäftigt habe (und ihn auch nicht sonderlich mag), kann ich die biografische Korrektheit von Als Hemingway mich liebte nicht beurteilen. Lohnend finde ich es aber, diesen berühmten Mann durch die Augen seiner Frauen zu betrachten und dies gelingt der Autorin auf umfassende und interessante Weise.
Naomi Wood, Als Hemingway mich liebte. DAV 2016.
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