Nach dem sehr erfolgreichen Roman von Maja Lunde, Die Geschichte der Bienen (in Norwegen bereits 2015, in Deutschland 2017), folgte 2018 die deutsche Übersetzung des zweite Bandes des "Klimakvartetten" 2018, Die Geschichte des Wassers.
So steht diesmal das Wasser im Mittelpunkt zweier Geschichten, von denen eine im Norwegen 2017 spielt, die andere in einem vom Klimawandel stark veränderten Frankreich 2041.
Die Norwegerin Signe ist entsetzt über die Veränderungen, die allein in ihrer Lebenszeit über ihren Heimatort gekommen sind. Der Fluss ist unter die Erde verlegt, der majestätische Wasserfall versiegt und nun wird auch noch der Gletscher ausgebeutet, um das hochwertige Eis für Eiswürfel nach Dubai zu verschiffen. Ihr Leben lang hat sie sich als Journalistin und Aktivistin dem Kampf gegen diese Form der Ausbeutung und Zerstörung verschrieben. Auch jetzt ist sie über den Eisabbau entsetzt, wirkt aber auch müde. Aber sie macht sich dennoch mit ihrem Boot, dem Einhandsegler Blau (Blå, so der Originaltitel des Romans), auf den Weg, um eine der Personen zu konfrontieren, die sie dafür verantwortlich macht. Mit auf der Blau befinden sich mehrere Kisten des abgebauten Gletschereises...
David und seine kleine Tochter Lou sind vor einem katastrophalen Brand in ihrer Heimatstadt geflohen, auf der Flucht haben sie Lous Mutter und den kleinen Bruder verloren. Nun warten und hoffen sie, während in dem Flüchtlingslager die Ressourcen und vor allem das Wasser immer knapper werden. Die große Dürre in Mittel- und Südeuropa hält schon seit Jahren an, weite Teile sind unbewohnbar. Die Lage scheint aussichtslos und David verliert nahezu alle Hoffnung, nur seiner Tochter zuliebe versucht er immer wieder, Wege zu finden. Diese führen weg vom Lager, weg von den übrigen Menschen, die unter dem Druck des Durstes immer irrationaler handeln...
Außer dem offensichtlich verbindenden Themas des Wassers werden die zwei Geschichten inhaltlich erst spät und nur lose verknüpft. Offensichtlich ist der Zusammenhang der skrupellosen Ausbeutung der natürlichen Ressourcen im Hier und Jetzt und den katastrophalen klimatischen Auswirkungen in der (erschreckend nahen) Zukunft. Im Vordergrund stehen aber die zwei Protagonisten Signe und David, beide emotional angeschlagen, beide mit Geschehnissen in der Vergangenheit, die sie belasten. Die Autorin verwendet viel Mühe auf die Ausgestaltung der beiden Lebensgeschichten, so dass das Umweltthema fast ein wenig dahinter zurückbleibt.
Für mich waren diese beiden Lebenswege weniger anrührend als die Schicksale der Charaktere in Die Geschichte der Bienen. Signes Verzweiflung über die Gier und Gedankenlosigkeit der Menschen, gepaart mit ihrer Hilflosigkeit angesichts des geringen Einflusses, den sie trotz aller Wut und trotz ihrer Aufopferung für den Kampf hat, rührt an - der Abschluss ihres letzten Aufbegehrens weniger. David befindet sich in einem steten inneren Ausnahmezustand, er findet kaum Ruhe und bleibt bis zum Schluss getrieben. Die aufwändige Entwicklung ihrer Charaktere findet in beiden Erzählsträngen keinen sonderlich befriedigenden Abschluss, was etwas enttäuscht. Auch hätte das Wasserthema noch mehr Aufmerksamkeit und weitere Perspektiven verdient.
Maja Lunde, Die Geschichte des Wassers. Hörverlag 2018.
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