Daniel Kehlmanns Roman Tyll spielt in der Zeit des 30jährigen Krieges (1618-1648) und schildert verschiedene Geschehnisse um (bekannte) Persönlichkeiten dieser Zeit, darunter verschiedene Wissenschaftler, Autoren, aber auch der "Winterkönig" Friedrich V. und dessen Frau Elizabeth Stuart. Verbindendes Element der einzelnen Kapitel, die nicht chronologisch erzählt werden, ist die Figur des Narren Tyll, die Kehlmann offenkundig an Till Eulenspiegel anlehnt. Geboren als Sohn des später als Ketzer hingerichten Claus Ulenspiegel, reist Tyll mal als Schausteller durch das Land, mal ist er Hofnarr und auch in den Krieg wird er hineingezogen. Immer wenn die Situation bedrohlich wird, zieht er weiter.
Die Schilderung der historischen Figuren und Ereignisse entspricht im groben Abriss den wahren Geschehnissen, aber es geht dem Autor vielmehr um das subjektive Erleben der Figuren. Die Grenzen zwischen historischer Erzählung und der rein fiktionalen und oft fantasievollen Schelmendichtung sind immer fließend. So ergeht es auch den Charakteren selbst, die in Momenten der Bedrängnis in ihren Erinnerungswelten entschwinden und nicht mehr unterscheiden können, was Traum und was Wirklichkeit ist. Außerdem wird an verschiedenen Stellen darauf hingewiesen, dass die Wissenschaftler und Autoren jener Zeit oft Erfundenes als Bewiesenes ausgaben, hemmungslos bei anderen abkupferten und das Geschriebene als absolut unzuverlässig gelten muss.
Die Figur des Tyll selbst ist kein Sympathieträger, er ist clever, durchaus humorvoll natürlich, er gibt nie auf, aber er ist a. Vielleicht muss er dies auch, bedenkt man, in welche Zeit Kehlmann seinen Narren versetzt hat. Tyll beinhaltet auch die intensive Schilderung der kruden Lebensbedingungen für die einfachen Leute und natürlich auch die Brutalität der Kriegshandlungen. Zwar reflektiert einer der Erzähler, der dicke Graf, darüber, dass das Schlachtengeschehen derart schrecklich sei, dass niemand Worte dafür finden kann und will, und auch er als Autor entschließt sich, dafür die Schilderungen eines anderen zu verwenden, aber das Entsetzen wird dennoch offenkundig. Im Gegensatz dazu stehen die teils naiven, teils eitlen Beweggründe, die die Herschenden der Zeit antreiben, den Krieg fortzuführen, dargestellt durch die emotional-menschliche Sichtweise von Friedrich und Elizabeth.
uch stets auf seinen Vorteil, sein eigenes Überleben, bedacht und setzt dafür alle ihm gegebenen Mittel ein
Die nicht chronologische Erzählweise ermöglicht zahlreiche Querverweise, inhaltlich und metaphorisch, die zeigen, wie spielerisch und geschickt Kehlmann seinen Roman konstruiiert hat. Tyll ist kein einfaches, kein schönes Buch, aber durchaus lesenswert.
Daniel Kehlmann, Tyll. Argon 2017.
Tuesday, June 30, 2020
Monday, June 29, 2020
Hummingen 2020
Saturday, June 27, 2020
Siegfried Lenz - Das Wrack
In Siegfried Lenz' kurzer Geschichte Das Wrack geht es um den armen Flussfischer Baraby. Wir lernen ihn in einem Moment großer Hoffnung und Optimismus kennen: Er entdeckt ein Wrack in der Flussmündung, das noch niemand vor ihm entdeckt hat und das er auszuschlachten hofft. Mit seinem Sohn zusammen versucht er die Ladung zu heben. Nach ersten kleinen Erfolgen beginnen die Enttäuschungen. Baraby muss erkennen, dass das Wrack ist ohne Tauchzubehör nicht zu betreten ist, und er tauscht seinen Außenbordmotor - eine der Grundlagen für seine Fischerei - dafür ein. Der Tauchgang gelingt, aber seine Wünsche auf eine gewinnbringende Ladung im Wrack erfüllen sich nicht. Am Ende treiben Vater und Sohn hilflos und enttäuscht auf dem Wasser.
Das Wrack ist meisterhaft aufgebaut, die verschiedenen Stufen von Hoffnung und Enttäuschung übertragen die Anspannung des Protagonisten mit auf den Leser. Die sachliche, berichtartige Sprache steht in krassem Gegensatz zu der dramatischen Enttäuschung, die der Protagonist erfährt. Übrig bleiben, wie bei jeder guten Kurzgeschichte, gewichtige Fragen nach dem Fortgang der Geschichte und dem Schicksal der Figuren. Siegt die Verzweiflung, in der sich Vater und Sohn am Ende befinden, oder gibt es Hoffnung auf eine Wende, auf einen Neuanfang?
Siegfried Lenz, Das Wrack. Hoffmann und Campe, Hamburg 2013.
Das Wrack ist meisterhaft aufgebaut, die verschiedenen Stufen von Hoffnung und Enttäuschung übertragen die Anspannung des Protagonisten mit auf den Leser. Die sachliche, berichtartige Sprache steht in krassem Gegensatz zu der dramatischen Enttäuschung, die der Protagonist erfährt. Übrig bleiben, wie bei jeder guten Kurzgeschichte, gewichtige Fragen nach dem Fortgang der Geschichte und dem Schicksal der Figuren. Siegt die Verzweiflung, in der sich Vater und Sohn am Ende befinden, oder gibt es Hoffnung auf eine Wende, auf einen Neuanfang?
Siegfried Lenz, Das Wrack. Hoffmann und Campe, Hamburg 2013.
Carys Davies - West
In einer Zeitung liest der Maultierzüchter Cy Bellman 1815 in Pennsylvania von einem außergewöhnlichen Fund: Weit im Westen sind riesige Knochen gefunden worden. Der Gedanke an unfassbar große, unentdeckte Tiere lässt Bellman nicht mehr los. Er will diese Tiere suchen gehen, lässt dafür seine Tochter Bess bei ihrer Tante zurück und reitet mit einem Zylinder und großer Sehnsucht los.
Parallel wird ab dann die Geschichte von Bellmans Entdeckungsreise und die seiner Tochter erzählt.
Bellman reist später mit einem indianischen Jungen, der seine Sprache nicht versteht, anfangs ist er noch getrieben von der Sehnsucht und dem Entdeckergeist, später kommen ihm Zweifel, ob er nicht besser zuhause in seinem bescheidenen Leben und bei seiner Tochter hätte bleiben sollen.
Sprachlich und stilistisch ist West von Carys Davies durchaus beeindruckend. Interessant ist der Gegensatz der zwei Figuren Bellman und dem indianischen Jungen, deren unterschiedliche Denkstrukturen und Lebensgrundlagen deutlich zutage treten. Bess' Schicksal, die Halbwaise, die auch noch vom Vater zurückgelassen wird, ist anrührend und ihre Perspektivlosigkeit als junges Mädchen in dieser Zeit an diesem Ort bedrückend.
Trotz dieser Vorzüge konnte mich West von Carys Davies nicht sonderlich fesseln, die Charaktere wuchsen mir trotz ihrer guten Ausarbeitung nicht ans Herz. Vielleicht liegt es daran, dass es wenig Anlass zu Hoffnung oder Freude gibt in dieser Geschichte - der starke Entdeckerdrang und der Wunsch nach Neubeginn kippen um ins Bittere angesichts der Auswirkungen, die diese auf alle Beteiligten haben. Insgesamt aber ein lesenwertes Buch.
Carys Davies, West. Luchterhand, München 2019.
Parallel wird ab dann die Geschichte von Bellmans Entdeckungsreise und die seiner Tochter erzählt.
Bellman reist später mit einem indianischen Jungen, der seine Sprache nicht versteht, anfangs ist er noch getrieben von der Sehnsucht und dem Entdeckergeist, später kommen ihm Zweifel, ob er nicht besser zuhause in seinem bescheidenen Leben und bei seiner Tochter hätte bleiben sollen.
“He began to feel that he might have broken his life on this journey, that he should have stayed at home with the small and the familiar instead of being out here with the large and the unknown.”Währenddessen erlebt Bess mit der Tante und einem ihr nachstellenden Nachbarn wenig Gutes, sie hofft lange und vergebens auf die Rückkehr des Vaters.
Sprachlich und stilistisch ist West von Carys Davies durchaus beeindruckend. Interessant ist der Gegensatz der zwei Figuren Bellman und dem indianischen Jungen, deren unterschiedliche Denkstrukturen und Lebensgrundlagen deutlich zutage treten. Bess' Schicksal, die Halbwaise, die auch noch vom Vater zurückgelassen wird, ist anrührend und ihre Perspektivlosigkeit als junges Mädchen in dieser Zeit an diesem Ort bedrückend.
Trotz dieser Vorzüge konnte mich West von Carys Davies nicht sonderlich fesseln, die Charaktere wuchsen mir trotz ihrer guten Ausarbeitung nicht ans Herz. Vielleicht liegt es daran, dass es wenig Anlass zu Hoffnung oder Freude gibt in dieser Geschichte - der starke Entdeckerdrang und der Wunsch nach Neubeginn kippen um ins Bittere angesichts der Auswirkungen, die diese auf alle Beteiligten haben. Insgesamt aber ein lesenwertes Buch.
Carys Davies, West. Luchterhand, München 2019.
Tuesday, June 23, 2020
Jean-Luc Bannalec - Bretonische Spezialitäten
In seinem neunten Fall ist Kommissar Dupin zunächst schwer genervt, dass er ausgerechnet mit seinem nervigen Präfekten Locmariaquer zu einer Fortbildung in die Nord-Bretagne muss. Einziger Trost - es sind auch einige sehr exklusive kulinarische Events im Programm. Doch als Dupin in der Mittagspause durch die Markthallen von St. Malo schlendert, geschieht beinahe direkt vor seinen Augen ein Mord: Zwei Star-Köchinnen, noch dazu Schwestern und Rivalinnen, streiten sich, die eine sticht die andere nieder und flieht.
Erst soll sich Dupin aus allem heraushalten, doch als die Ermittlungen durch das beharrliche Schweigen der verhafteten Täterin und weitere Morde erschwert werden, wird ein Sonderermittlerteam aus drei Kommissaren gebildet. Die Zusammenarbeit fällt dem einzelgängerischen Kommissar Dupin natürlich nicht leicht und lange ist nicht klar, was das Motiv für die Morde sein könnte, was zusätzlich frustrierend ist.
Wie immer schildert Bannalec die Landschaft und die Köstlichkeiten seiner bretonischen Wahlheimat kennerhaft und detailliert, was die Grundlage für die atmosphärische Krimireihe ist. Dupin ist ein Genießer und gut in seinem Job, selbst wenn er nicht in seiner Heimat und mit seinem Team arbeiten kann. Bretonische Spezialitäten besticht atmosphärisch und auch das Erzähltempo reißt den Leser mit, so dass der Roman ein echter Pageturner ist. Der Fall selbst hingegen beginnt zwar vielversprechend in der kulinarischen Szene, man wartet auf Enthüllungen in dem Bereich der Sterneküche. Das tatsächliche Motiv, das auf den letzten Seiten aufgedeckt wird, ist dagegen reichlich konstruiert. Es ist zwar soweit plausibel, will aber nicht so recht zum Thema (und Titel) des Buches passen. Die Täterin, obwohl als besonders skrupellos gezeichnet, bleibt unscharf und fremd, die vielen Toten unverhältnismäßig. So ist dieser neunte Fall sicherlich nicht der am besten konstruierte, aber ein Lesevergnügen aufgrund des sympathischen Kommissars und des Lokalkolorits.
Jean-Luc Bannalec, Bretonische Spezialitäten. Kiepenheuer und Witsch, Köln 2020.
Erst soll sich Dupin aus allem heraushalten, doch als die Ermittlungen durch das beharrliche Schweigen der verhafteten Täterin und weitere Morde erschwert werden, wird ein Sonderermittlerteam aus drei Kommissaren gebildet. Die Zusammenarbeit fällt dem einzelgängerischen Kommissar Dupin natürlich nicht leicht und lange ist nicht klar, was das Motiv für die Morde sein könnte, was zusätzlich frustrierend ist.
Wie immer schildert Bannalec die Landschaft und die Köstlichkeiten seiner bretonischen Wahlheimat kennerhaft und detailliert, was die Grundlage für die atmosphärische Krimireihe ist. Dupin ist ein Genießer und gut in seinem Job, selbst wenn er nicht in seiner Heimat und mit seinem Team arbeiten kann. Bretonische Spezialitäten besticht atmosphärisch und auch das Erzähltempo reißt den Leser mit, so dass der Roman ein echter Pageturner ist. Der Fall selbst hingegen beginnt zwar vielversprechend in der kulinarischen Szene, man wartet auf Enthüllungen in dem Bereich der Sterneküche. Das tatsächliche Motiv, das auf den letzten Seiten aufgedeckt wird, ist dagegen reichlich konstruiert. Es ist zwar soweit plausibel, will aber nicht so recht zum Thema (und Titel) des Buches passen. Die Täterin, obwohl als besonders skrupellos gezeichnet, bleibt unscharf und fremd, die vielen Toten unverhältnismäßig. So ist dieser neunte Fall sicherlich nicht der am besten konstruierte, aber ein Lesevergnügen aufgrund des sympathischen Kommissars und des Lokalkolorits.
Jean-Luc Bannalec, Bretonische Spezialitäten. Kiepenheuer und Witsch, Köln 2020.
Saturday, June 20, 2020
Claudia Ahlering und Julian Voloj - Die Judenbuche
Die Judenbuche von Annette Droste-Hülshoff erschien erstmals 1842. Die Autorin legt ihrer Novelle eine wahre Begebenheit zugrunde, einen Mordfall in einem westfälischen Dorf. Dennoch handelt es sich nicht allein um eine Kriminalgeschichte, sondern Die Judenbuche wird als Milieustudie der Zeit verstanden.
Claudia Ahlering und Julian Voloj nehmen sich in ihrer Graphic Novel dem bekannten Werk an und auch wenn einige inhaltliche Veränderungen erfolgten (beispielsweise in der Abfolge der Ereignisse - der Mord wird vorweggenommen), bemühen sie sich um eine adequate Umsetzung des Stoffes. Wie die Novelle enthält die Graphic Novel die wesentlichen Fragen - die nach Antisemitismus und die nach Gesetz, Recht und Gerechtigkeit.
Künstlerisch umgesetzt in schwarz-weißen, düsteren und häufig Personen-zentrierten Bildern wird der Leser in diese raue, von Armut durchzogene Vergangenheit versetzt. Nicht immer sind die Charaktere eindeutig wiederzuerkennen, was vielleicht durchaus beabsichtigt ist, zumindest in Bezug auf den Protagonisten Friedrich Mergel und seinen Halbcousin Johannes Niemand, der eine Art Alter Ego darstellt. Erzählerische Lücken werden durch passende Erklärungen vor Orts- und Zeitwechseln in den Panels geschlossen. Die Zeitsprünge entsprechen den verschiedenen Teilen der Vorlage.
Sperrig bleibt die Erzählung dennoch, Fragen bleiben offen.
Doch dies passt durchaus zur literaturkritischen Rezeption des Romans, wie ein kurzer Aufsatz von Dr. Jochen Grywatsch, Leiter der Droste-Forschungsstelle, nachweist, der die "Rätselhaftigkeit des Textes" als elementares Charakteristikum benennt (S.125). Auch zu dem historischen Fall, den lokalen Gegebenheiten in Ostwestfalen und den Überlegungen zur Adaption durch Claudia Ahlering und Julian Voloj geben erläuternde Texte im Anhang Auskunft und werten damit das Buch und das Verständnis für diese Umsetzung deutlich auf. Insgesamt weckt die Graphic Novel Interesse für diesen Klassiker der deutschen Literaturgeschichte, ist aber in der Lektüre auch keine reine Freude.
Claudia Ahlering und Julian Voloj, Die Judenbuche. Knesebeck, München 2017.
Claudia Ahlering und Julian Voloj nehmen sich in ihrer Graphic Novel dem bekannten Werk an und auch wenn einige inhaltliche Veränderungen erfolgten (beispielsweise in der Abfolge der Ereignisse - der Mord wird vorweggenommen), bemühen sie sich um eine adequate Umsetzung des Stoffes. Wie die Novelle enthält die Graphic Novel die wesentlichen Fragen - die nach Antisemitismus und die nach Gesetz, Recht und Gerechtigkeit.
Künstlerisch umgesetzt in schwarz-weißen, düsteren und häufig Personen-zentrierten Bildern wird der Leser in diese raue, von Armut durchzogene Vergangenheit versetzt. Nicht immer sind die Charaktere eindeutig wiederzuerkennen, was vielleicht durchaus beabsichtigt ist, zumindest in Bezug auf den Protagonisten Friedrich Mergel und seinen Halbcousin Johannes Niemand, der eine Art Alter Ego darstellt. Erzählerische Lücken werden durch passende Erklärungen vor Orts- und Zeitwechseln in den Panels geschlossen. Die Zeitsprünge entsprechen den verschiedenen Teilen der Vorlage.
Sperrig bleibt die Erzählung dennoch, Fragen bleiben offen.
Doch dies passt durchaus zur literaturkritischen Rezeption des Romans, wie ein kurzer Aufsatz von Dr. Jochen Grywatsch, Leiter der Droste-Forschungsstelle, nachweist, der die "Rätselhaftigkeit des Textes" als elementares Charakteristikum benennt (S.125). Auch zu dem historischen Fall, den lokalen Gegebenheiten in Ostwestfalen und den Überlegungen zur Adaption durch Claudia Ahlering und Julian Voloj geben erläuternde Texte im Anhang Auskunft und werten damit das Buch und das Verständnis für diese Umsetzung deutlich auf. Insgesamt weckt die Graphic Novel Interesse für diesen Klassiker der deutschen Literaturgeschichte, ist aber in der Lektüre auch keine reine Freude.
Claudia Ahlering und Julian Voloj, Die Judenbuche. Knesebeck, München 2017.
Thursday, June 18, 2020
Jostein Gaarder - 2084 - Noras Welt
Das Thema von Jostein Gaarders Roman 2084 - Noras Welt könnte nicht wichtiger sein. Es geht der Protagonistin um Klimaschutz und Artenerhaltung. Nora in der Jetztzeit ist besorgt, denn sie fürchtet, das bald immer mehr Arten aussterben werden und ihre Nachfahren ihr dies zum Vorwurf machen werden. Diese Ängste werden dadurch befeuert, dass sie sehr lebhafte Träume von ihrer Urenkelin namens Nova hat. In diesen Träumen ist sie Nova und sieht sich selbst sozusagen aus der Zukunft. Daraus entsteht der starke Wunsch, etwas zu tun, so dass sie eine Aktivistengruppe zusammen mit ihrem Freund gründet.
Das wäre ein ganz ordentlicher Plot, aber leider nur wäre... Denn die einzelnen Elemente der Geschichte werden derartig wirr und zusammenhanglos aneinandergereiht, dass keine zusammenhängende Geschichte entsteht. Mal ist die Protagonistin Nora, dann Nova, dann begegnen sie sich, dann wird eine weitere Geschichte, um eine entführte Umweltaktivistin in Afrika eingeschoben, an deren Schicksal Nora Anteil nimmt, weil diese die Tochter ihres Psychologen ist, der ihr trotz ihrer Wahrträume bestätigt, mit ihr sei alles in Ordnung und den sie fortan bei jeder Gelegenheit privat anruft... Dazwischen werden diverse Artikel/Essays/Aufsätze zum Thema Artenschutz und der Einstellung der Menschheit zu den Konsequenzen des eigenen Handelns für kommende Generationen eingefügt. Hier fühlt man sich an Sofies Welt, den Erfolgsroman des Autors erinnert, in dem philosophisches Wissen kindgerecht verpackt wurde. Doch hier gibt es keine im Entfernten interessante Geschichte, um diese Wissenspäckchen zu verknüpfen.
Der mysteriöse Ring, die Wahrträume und natürlich auch das Klimaproblem, das alles bleibt ungelöst und unerklärt.
Die Intention ist ehrenwert, auch die Informationen sind wichtig und wissenswert, die Story selbst hingegen funktioniert - leider - gar nicht.
Jostein Gaarder, 2084 - Noras Welt. Hanser 2013.
Das wäre ein ganz ordentlicher Plot, aber leider nur wäre... Denn die einzelnen Elemente der Geschichte werden derartig wirr und zusammenhanglos aneinandergereiht, dass keine zusammenhängende Geschichte entsteht. Mal ist die Protagonistin Nora, dann Nova, dann begegnen sie sich, dann wird eine weitere Geschichte, um eine entführte Umweltaktivistin in Afrika eingeschoben, an deren Schicksal Nora Anteil nimmt, weil diese die Tochter ihres Psychologen ist, der ihr trotz ihrer Wahrträume bestätigt, mit ihr sei alles in Ordnung und den sie fortan bei jeder Gelegenheit privat anruft... Dazwischen werden diverse Artikel/Essays/Aufsätze zum Thema Artenschutz und der Einstellung der Menschheit zu den Konsequenzen des eigenen Handelns für kommende Generationen eingefügt. Hier fühlt man sich an Sofies Welt, den Erfolgsroman des Autors erinnert, in dem philosophisches Wissen kindgerecht verpackt wurde. Doch hier gibt es keine im Entfernten interessante Geschichte, um diese Wissenspäckchen zu verknüpfen.
Der mysteriöse Ring, die Wahrträume und natürlich auch das Klimaproblem, das alles bleibt ungelöst und unerklärt.
Die Intention ist ehrenwert, auch die Informationen sind wichtig und wissenswert, die Story selbst hingegen funktioniert - leider - gar nicht.
Jostein Gaarder, 2084 - Noras Welt. Hanser 2013.
Sunday, June 14, 2020
Kristina Ohlsson - Tausendschön
Als das Ermittlerteam um Alex Recht zwei neue Fälle zugewiesen bekommt, ein Unfallopfer und ein erschossenes Ehepaar, vermutlich ein erweiterter Selbstmord, scheint es, als wäre beide Fälle relativ klar und damit schnell zu
erledigen. Doch bereits nach den ersten Ermittlungen stellen Recht,
Frederika Bergman und Peder Rydh in beiden Fällen Unstimmigkeiten fest - hängen die beiden vielleicht sogar zusammen?
Gleichzeitig erfahren wir Teile der Geschichte aus der Perspektive einer der zwei Töchter des toten Ehepaars, die beide unauffindbar sind. Wie hängen die Morde, denn als solche stellen sich die Tode heraus, mit dem Engagement für Flüchtlinge zusammen?
Gleichzeitig erfahren wir Teile der Geschichte aus der Perspektive einer der zwei Töchter des toten Ehepaars, die beide unauffindbar sind. Wie hängen die Morde, denn als solche stellen sich die Tode heraus, mit dem Engagement für Flüchtlinge zusammen?
Als Leser hat man durch die verschiedenen Perspektiven zum Teil schon mehr Wissen als die Ermittler, dennoch balanciert die Autorin ihre Andeutungen, Vorgriffe und Rückblenden so aus, dass man sich bis zum Ende nicht ganz sicher sein kann, wie alles zusammenhängt. Dies ist phasenweise interessant, kann aber auch als störend empfunden werden. Wie schon im ersten Band liegt ein Fokus auch auf dem persönlichen Leben und Erleben der Ermittler, die allesamt persönliche Krisen durchleben, die sich gegen Ende teils relativieren und teils dramatisieren. Dabei ist das berufliche Tun definitiv etwas, dass alle Charaktere antreibt und in dem sie gut sind - ungeachtet der privaten Schwierigkeiten. Es wird ermittelt, es werden Schlüsse gezogen, Verhöre geführt und Theorien entwickelt und überprüft. Die Lösung fällt nicht wie in manch anderen Krimis vom Himmel und, wenngleich sie vielleicht im Vorfeld zu erahnen war, so ist sie plausibel. Das macht Tausendschön zu einem guten Kriminalroman mit menschlichen Ermittlern und einem ordentlichen Spannungsbogen.
Kristina Ohlsson, Tausendschön. Random House Audio 2012.
Wednesday, June 03, 2020
Teutotour: Der Eiserne Anton auf dem Ebberg
Tuesday, June 02, 2020
Alex Capus - Königskinder
Alex Capus' Königskinder ist eine doppelte Liebesgeschichte. Max und Tina schneien auf einem Alpenpass ein und anstatt sich wie sonst immer andauernd zu streiten, erzählt Max Tina die Geschichte von Jakob und Marie. Die Geschichte nimmt ihren Anfang genau an eben diesem Alpenpass, der arme Kuhhirte aus dem Greyerzerland verliebt sich in Marie, die Tochter des reichen Bauern, der ihre Verbindung zu verhindern sucht. So wird Jakob erst Söldner und kommt dann an den (Bauern-) Hof des dem Untergang geweihten Ludwig XVI. Erst über diesen Umweg können die zwei Liebenden sich zusammentun, während auf dem Pass wieder die Sonne aufgeht und die Schneefräse Max und Tina befreit.
Es ist ein großer Spaß, wie Capus sprachlich den Bogen zwischen heute und damals schlägt, seine Erzähler Max gegenüber der kritischen Tina die Schwachstellen der Geschichte - aus heutiger Sicht - verteidigen lässt und gleichzeitig der Liebe in ihrer Schlichtheit - sie ist einfach - heute wie damals Raum gibt.
Alex Capus, Königskinder. Hanser, München 2018.
Es ist ein großer Spaß, wie Capus sprachlich den Bogen zwischen heute und damals schlägt, seine Erzähler Max gegenüber der kritischen Tina die Schwachstellen der Geschichte - aus heutiger Sicht - verteidigen lässt und gleichzeitig der Liebe in ihrer Schlichtheit - sie ist einfach - heute wie damals Raum gibt.
Alex Capus, Königskinder. Hanser, München 2018.
Agatha Christie - Fata Morgana
Miss Marple wird von einer Freundin beauftragt, auf dem Anwesen der gemeinsamen Freundin Carrie Louise nach dem Rechten zu sehen. Das Anwesen Stonygate ist merkwürdig genug, da seine Nebengebäude von Carrie Louises drittem Ehemann zu einer Erziehungsanstalt für straffällige Jugendliche umfunktioniert wurden, die dort unter anderem in Theaterproduktionen eingebunden werden. Zahlreiche Familienangehörige aus den diversen Ehen leben ebenfalls dort und Miss Marple ist irritiert von den vielfältigen Charakteren und Beziehungen und der für sie leicht unwirklichen Stimmung. Als der Stiefsohn von Carrie Louise, gleichzeitig der Vermögensverwalter für die Stiftungsgelder der Anstalt, ermordet wird, ist klar, dass es nur jemand von Stonygate gewesen sein kann.
Miss Marple wirkt etwas irritiert, fast deplaziert, in diesem für sie ungewohnten, theatralischen Setting, indem ihr alles aufgesetzt und gespielt vorkommt - eine Empfindung, die ihr schließlich zur Lösung des Falles verhilft. Die Lösung erschien mir nach den vergleichsweise langen Schilderungen der Personen und ihren Beweggründen im ersten Teil des Romans dann etwas rasch und sogar holprig, besonders die briefliche Zusammenfassung des Endes durch Carrie Louises Enkelin.
Nichtsdestotrotz ist es immer eine Freude, Miss Marple zu begegnen.
Agatha Christie, Fata Morgana, Atlantik, Hamburg 2015.
Miss Marple wirkt etwas irritiert, fast deplaziert, in diesem für sie ungewohnten, theatralischen Setting, indem ihr alles aufgesetzt und gespielt vorkommt - eine Empfindung, die ihr schließlich zur Lösung des Falles verhilft. Die Lösung erschien mir nach den vergleichsweise langen Schilderungen der Personen und ihren Beweggründen im ersten Teil des Romans dann etwas rasch und sogar holprig, besonders die briefliche Zusammenfassung des Endes durch Carrie Louises Enkelin.
Nichtsdestotrotz ist es immer eine Freude, Miss Marple zu begegnen.
Agatha Christie, Fata Morgana, Atlantik, Hamburg 2015.
Monday, June 01, 2020
SuBAP-Challenge: Stand Mai 2020
Buch 1: John Grisham - Die Firma
- liegt seit vor 2019 auf dem Sub: 2 Punkte
- hat über 500 Seiten: 2 Punkte
- passt zur Monatsaufgabe: 2 Punkte
Buch 2: Ken Kesey - Einer flog über das Kuckucksnest
- liegt seit 2019 auf dem SuB: 1 Punkt
- passt zur Monatsaufgabe: 2 Punkte
- passt zum Monatsthema: 1 Punkt
Buch 3: M.E. Stedman - Das Licht zwischen den Meeren
- liegt seit vor 2019 auf dem SuB: 2 Punkte
- hat über 400 Seiten: 1 Punkt
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