Die Judenbuche von Annette Droste-Hülshoff erschien erstmals 1842. Die Autorin legt ihrer Novelle eine wahre Begebenheit zugrunde, einen Mordfall in einem westfälischen Dorf. Dennoch handelt es sich nicht allein um eine Kriminalgeschichte, sondern Die Judenbuche wird als Milieustudie der Zeit verstanden.
Claudia Ahlering und Julian Voloj nehmen sich in ihrer Graphic Novel dem bekannten Werk an und auch wenn einige inhaltliche Veränderungen erfolgten (beispielsweise in der Abfolge der Ereignisse - der Mord wird vorweggenommen), bemühen sie sich um eine adequate Umsetzung des Stoffes. Wie die Novelle enthält die Graphic Novel die wesentlichen Fragen - die nach Antisemitismus und die nach Gesetz, Recht und Gerechtigkeit.
Künstlerisch umgesetzt in schwarz-weißen, düsteren und häufig Personen-zentrierten Bildern wird der Leser in diese raue, von Armut durchzogene Vergangenheit versetzt. Nicht immer sind die Charaktere eindeutig wiederzuerkennen, was vielleicht durchaus beabsichtigt ist, zumindest in Bezug auf den Protagonisten Friedrich Mergel und seinen Halbcousin Johannes Niemand, der eine Art Alter Ego darstellt. Erzählerische Lücken werden durch passende Erklärungen vor Orts- und Zeitwechseln in den Panels geschlossen. Die Zeitsprünge entsprechen den verschiedenen Teilen der Vorlage.
Sperrig bleibt die Erzählung dennoch, Fragen bleiben offen.
Doch dies passt durchaus zur literaturkritischen Rezeption des Romans, wie ein kurzer Aufsatz von Dr. Jochen Grywatsch, Leiter der Droste-Forschungsstelle, nachweist, der die "Rätselhaftigkeit des Textes" als elementares Charakteristikum benennt (S.125). Auch zu dem historischen Fall, den lokalen Gegebenheiten in Ostwestfalen und den Überlegungen zur Adaption durch Claudia Ahlering und Julian Voloj geben erläuternde Texte im Anhang Auskunft und werten damit das Buch und das Verständnis für diese Umsetzung deutlich auf. Insgesamt weckt die Graphic Novel Interesse für diesen Klassiker der deutschen Literaturgeschichte, ist aber in der Lektüre auch keine reine Freude.
Claudia Ahlering und Julian Voloj, Die Judenbuche. Knesebeck, München 2017.
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