In seinem neunten Fall ist Kommissar Dupin zunächst schwer genervt, dass er ausgerechnet mit seinem nervigen Präfekten Locmariaquer zu einer Fortbildung in die Nord-Bretagne muss. Einziger Trost - es sind auch einige sehr exklusive kulinarische Events im Programm. Doch als Dupin in der Mittagspause durch die Markthallen von St. Malo schlendert, geschieht beinahe direkt vor seinen Augen ein Mord: Zwei Star-Köchinnen, noch dazu Schwestern und Rivalinnen, streiten sich, die eine sticht die andere nieder und flieht.
Erst soll sich Dupin aus allem heraushalten, doch als die Ermittlungen durch das beharrliche Schweigen der verhafteten Täterin und weitere Morde erschwert werden, wird ein Sonderermittlerteam aus drei Kommissaren gebildet. Die Zusammenarbeit fällt dem einzelgängerischen Kommissar Dupin natürlich nicht leicht und lange ist nicht klar, was das Motiv für die Morde sein könnte, was zusätzlich frustrierend ist.
Wie immer schildert Bannalec die Landschaft und die Köstlichkeiten seiner bretonischen Wahlheimat kennerhaft und detailliert, was die Grundlage für die atmosphärische Krimireihe ist. Dupin ist ein Genießer und gut in seinem Job, selbst wenn er nicht in seiner Heimat und mit seinem Team arbeiten kann. Bretonische Spezialitäten besticht atmosphärisch und auch das Erzähltempo reißt den Leser mit, so dass der Roman ein echter Pageturner ist. Der Fall selbst hingegen beginnt zwar vielversprechend in der kulinarischen Szene, man wartet auf Enthüllungen in dem Bereich der Sterneküche. Das tatsächliche Motiv, das auf den letzten Seiten aufgedeckt wird, ist dagegen reichlich konstruiert. Es ist zwar soweit plausibel, will aber nicht so recht zum Thema (und Titel) des Buches passen. Die Täterin, obwohl als besonders skrupellos gezeichnet, bleibt unscharf und fremd, die vielen Toten unverhältnismäßig. So ist dieser neunte Fall sicherlich nicht der am besten konstruierte, aber ein Lesevergnügen aufgrund des sympathischen Kommissars und des Lokalkolorits.
Jean-Luc Bannalec, Bretonische Spezialitäten. Kiepenheuer und Witsch, Köln 2020.
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