Saturday, October 29, 2011

Alain Claude Sulzer: Privatstunden

Alain Claude Sulzer ist ein schweizerischer Autor, der mir gänzlich unbekannt war, sein auf dem Klappentext genanntes Werk Ein perfekter Kellner auch.

Der Roman Privatstunden erzählt die Geschichte von Leo und Martha und einigen weiteren Randfiguren, sie spielt in den 60er Jahren. Leo ist aus einem nicht weiter definierten osteuropäischen Land in die Schweiz geflohen und muss Deutsch lernen. Martha, ehemalige Deutschlehrerin, steckt in einer Ehe mit zwei Kindern und hat sich von ihrem Ehemann entfremdet. Trotz Altersunterschied und der gesellschaftlich-moralischen Barriere beginnen die beiden eine Liebesbeziehung, die mit Leos Weggang nach Kanada endet. Martha bleibt zurück in ihrer Ehe und bekommt – ohne dass dieser es weiß – einen unehelichen Sohn von Leo.
Die Nebenfiguren des Buches sind der psychisch erkrankte, schweigende Vater Marthas, die vereinsamte Großmutter Leos und Marthas Sohn Andreas. Dieser Andreas ist es auch, der die Geschichte aufschreibt. In Prolog und Epilog wird ersichtlich, dass er Leo für seine Recherchen in den USA aufgetrieben hat, ihn befragt und ihm von seinem bereits verstorbenen Sohn erzählt hat. Dieser bleibt unberührt, ebenso wie Martha, die, obwohl inzwischen von ihrem Ehemann getrennt, Leo nicht wiedersehen will.
Ein Thema des Buches vermutlich ist der Kontrast zwischen Normalität und Abenteuer, zwischen Establishment und Neubeginn. Martha, gefangen in ihrer Ehe, entflieht sonst nur in die Welt der Bücher und erlebt mit Leo plötzlich selbst ein Abenteuer, in das sie aber mehr gesogen wird, als dass sie sich selbst dafür entscheidet, es wirkt beinahe unfreiwillig.
Leo beschäftigt der Abschied von seiner alten Welt, seiner alten Liebe, seine ungewisse Zukunft. Seine Entscheidung, Martha am Weihnachtsabend zu küssen, wirkt spontan, ungeplant, planlos. So ist es von vornherein klar, dass dies für ihn nicht von Dauer sein kann.
Von einer „Erfüllung in einer heimlichen Liebe“, wie es auf dem Klappentext heißt, ist wenig zu spüren, auch wird die tatsächliche Liebesbeziehung, als sie denn dann beginnt, kaum mehr geschildert, das Buch endet kurz darauf.
Unklar bleibt auch, warum Sulzer die erzählerische Klammer des schreibenden Sohnes Andreas wählt, außer dass dieser sich darüber auslässt, dass er sich selbst beweisen will, außer journalistischen auch schriftstellerische Qualifikationen zu haben (S. 229). Den Leser lässt die Geschichte ratlos zurück, was ist zu lernen von diesen verzweifelten Charakteren und aus dieser Liebesgeschichte, sofern es denn überhaupt eine Liebesgeschichte ist? Die Liebe wirkt ungewollt von beiden, sie leuchtet nicht, sie vergeht einfach wieder, als einziger Zeuge bleibt der uneheliche Sohn zurück und selbst dieser verstirbt an Leukämie und ist vergangen, als die Geschichte erzählt wird.
So wird vermutlich auch der Eindruck dieses Buches schnell vergehen.

Alain Claude Sulzer, Privatstunden. Suhrkamp, Zürich 2009.

Wednesday, October 26, 2011

Annie M.G. Schmidt: Otje und ihr Papa Toss

Vor einiger Zeit erreichte mich eine Postkarte aus den Niederlanden mit einer Illustration von Fiep Westendorp aus dem Buch Otje und ihr Papa Toss von Annie M.G. Schmidt. Schmidt ist so etwas wie die niederländische Astrid Lindgren und eine der beliebtesten Kinderbuchautorinnen dort. Das Buch habe ich inzwischen auf dem Dachboden wiedergefunden und noch einmal gelesen. Vorweg: Die Illustrationen von Westendorp sind wunderschön, mit viel Liebe zu den Kleinigkeiten, so dass es immer etwas zu entdecken gibt, und sie passen exakt zur Erzählung.
Die Geschichte ist einfach und steckt dennoch voller kindgerechter Abenteuer:
Otjes Papa Toss ist Koch. Leider ist er sehr jähzornig und er wirft dann schon einmal Gegenstände an die Wand oder Leuten an den Kopf. Davon kann ihn nur Otje manchmal abhalten, aber auch nicht immer. So hat Toss einen seiner Anfälle im „Kompjuterhaus“ bekommen, als er gerade seine „Papiere“, also seine Ausweise verlängern wollte. Man warf ihn hinaus – ohne die Papiere! So sind Otje und Toss stets auf der Flucht vor der Polizei und Toss findet keine neue Arbeit, nachdem er den alten Job nach einem seiner Anfälle verloren hat.
Einzige Verbündete sind die Tiere, vor allem die Vögel auf dem Land und in der Stadt, mit denen Otje stets Freundschaft schließt und die ihnen oft aus der Klemme helfen. Die Flucht führt die beiden ständig in neue brenzlige Situationen und die fehlenden Papiere bedrohen ihre Existenz: Sie verlieren ihren Campingbus und müssen sich schließlich sogar trennen, was für beide eine Katastrophe ist. Als Toss auch noch in der Psychiatrie landet, scheint das Unglück vollkommen, doch ein liebeswerter Antiquar kommt ihnen zu Hilfe und das Blatt wendet sich – bis zum Happy End, bei dem sie schließlich ihren Platz in der Welt finden.
Schmidt hat hier sehr ungewöhnliche Protagonisten erfunden, die durch ihre Andersartigkeit immer weiter an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden, ohne dass sie tatsächlich etwas dafür können. Dabei bleibt Otje dennoch ein recht normales Kind, mal davon abgesehen, dass sie mit Tieren spricht. Sie vollbringt keine Wunder, sie hat Angst und sie ist traurig, aber sie fasst auch Mut immer weiterzugehen mit Hilfe ihrer Freunde. 


Annie M.G. Schmidt, Otje und ihr Papa Toss. Oetinger, Hamburg 1983.
(im Original erschienen 1980 in den Niederlanden)

Tuesday, October 25, 2011

Jussi Adler Olsen: Erlösung

Nach Erbarmen und Schändung ist mit Erlösung nun endlich der dritte Band der Jussi Adler Olsen Reihe um Kommissar Carl Mørck erschienen.
Wie auch bei den Vorgängern ist der Plot ein besonders grausamer: Ein Psychopat entführt in Serie jeweils zwei Kinder und hält sie in einem Bootshaus gefangen. Da ihn die Kinder und auch ihre Eltern als Täter kennen (wenngleich auch nie seinen wahren Namen, denn er ist ein nahezu genialer Verwandlungskünstler) , tötet er nach der erfolgreichen Geldübergabe dennoch eines der beiden Kinder und setzt die Familien dem lebenslangen Druck aus, er könne jederzeit wieder zuschlagen.
Carl Mørcks (Familien-) Beziehungen sind immer noch chaotisch und ungeklärt, ihn belasten auch immer noch die Vorkommnisse, bei denen sein Kollege Hardy gelähmt worden ist. Hardy wohnt inzwischen bei Carl und diese Situation trägt nicht zu dessen Entspannung und Erleichterung bei.
Gleichzeitig erscheinen seine beiden Mitarbeiter im Dezernat Q für ungelöste Fälle auch immer rätselhafter: Wer ist Assad wirklich und Rose wird zu ihrem Alter Ego Yrsa – eine erfundene Zwillingsschwester, die es gar nicht gibt. Lose Enden, die auch in Erlösung nicht zusammengefügt werden.
Die Fäden des Falles hingegen werden mit Hilfe aller jedoch meisterlich zusammengeknüpft, die Ermittlungsschritte sind schlüssig, die Gegebenheiten, die den Beteiligten zu Hilfe kommen, nicht zu sehr vom Zufall bestimmt. Hier wird logisch gedacht, gründlich recherchiert und kombiniert, eine Oase in einer Krimilandschaft, die zu oft von Deus Ex Machina Auflösungen bestimmt wird. Dazu kommen die passenden Prisen Action und humorvolle (Selbst-) Ironie der Protagonisten, so dass sich Erlösung zu einem spannenden ganzen zusammenfügt. Zu den Stärken Jussi Adler Olsens zählt die Gestaltung eines Showdowns auf den letzten Seiten, bei dem man trotz Wissen um Täter und Auflösung mitfiebern und das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann.
Gelungener dritter Fall, weiter bitte!

Jussi Adler Olsen, Erlösung. dtv, München 2011.

Sunday, October 16, 2011

Made in Dagenham


Made in Dagenham (2010, published in Germany under the irritating title of We want Sex - see banner on picture for explanation, the complete one said sex equality...) is a film by British director Nigel Cole (Saving Grace/Grasgeflüster, 2000).

It deals with the female Ford employees (responsible for sewing car seats) going on strike after being told that their work was in the less-skilled category so they would receive less pay. They demanded equal pay because male workers were given more money for a less skilled job. This Ford sewing machinists strike of 1968 led to a standstill in car production when they ran out of car seats. Finally the strike leaders negotiated with Barbara Castle, the Secretary of State for Employment and Productivity under Prime Minister Harold Wilson. After an immediate pay rise the Equal Pay Act was established in 1970.

Although the film invented the leading role of Rita as spokeswoman of the strikers and changed a few details of the historical events the film gives a good impression of the way women's work was regarded at the time and what an immense turmoil this strike must have caused in the men's world. I especially liked the aspects of the film that showed what additional struggle working women had to endure in their private homes, the expectations of men how women should function at home although working full hours like themselves and how slowly these things change.

I didn't know before that the laws that try to ensure equal pay in most countries of the world had their beginning in this one factory in Dagenham. It's bitter though that equal pay still isn't the reality.

Sunny Days

England September 2011

Saturday, October 15, 2011

Friday, October 14, 2011

Finding things


Tigger had been bouncing in front of them all this time, turning round every now and then and ask, 'Is this the right way?' - and now at last they came in sight of Kanga's house, and there was Christopher Robin.
Tigger rushed up to him.
'Oh, there you are, Tigger!' said Christopher Robin. 'I knew you'd be somewhere.'
'I've been finding things in the Forest,' said Tigger importantly. 'I've found a Pooh and a Piglet and an Eeyore, but I can't find any breakfast!'

Alan Alexander Milne, The house at Pooh Corner (1928)

postcrossing card by Daffydo

Wednesday, October 12, 2011

Whirls around the April moon...


This postcard from Anstasia from Ukraine reminded me of one of my favourite songs by Sting. This goes way back...

A stones's throw from Jerusalem
I walked a lonely mile in the moonlight
And though a million stars were shining
My heart was lost on a distant planet
That whirls around the April moon
Whirling in an arc of sadness

I'm lost without you
Though all the kingdoms turn to sand
And fall into the sea
I'm mad about you

Sting, Mad about you (from The Soul Cages, 1991), live in Berlin 2010 with The Royal Philharmonic Orchestra.

Sunday, October 09, 2011

Beijing

Postcrossing card from Briseis showing Qianxiwachang Hutong, traditional Beijing Residence, China. Beijing reminded me of Katie Melua's Song (from the album Piece by Piece, 2005).

There are nine million bicycles in Beijing
That's a fact,
It's a thing we can't deny
Like the fact that I will love you till I die.

We are twelve billion light years from the edge,
That's a guess,
No-one can ever say it's true
But I know that I will always be with you.

I'm warmed by the fire of your love everyday
So don't call me a liar,
Just believe everything that I say

There are six BILLION people in the world
More or less
and it makes me feel quite small
But you're the one I love the most of all ...


Wednesday, October 05, 2011

Monday, October 03, 2011

Tea time


Noel Coward is an English playwright, composer, director, actor and singer (1899-1973).
I found this on top of my English breakfast tea (Twinings) I brought back from the UK. So British.They are also running a campaign "to take ten", to relax with a cup of tea. They did an animation video and chose a song by Charlene Soraia, Where You Will Go. Nicely done.

Sunday, October 02, 2011

Listography


While in Brighton last week I saw this book: Listography. Your Life in Lists by Lisa Nola, Chronicle Books 2007. I didn't buy it then but the idea of refreshing the teenage habit of making lists of silly things and ideas got stuck in my head. So I researched and found that there's listography.com where you can make all kinds of lists and get ideas for a lot of lists no one in their right mind could come up with. There's no use in doing this apart from having fun writing those lists and it's definitely silly sharing the nonsense. That said I'll go and set one or two lists up myself. Silly me.

Saturday, October 01, 2011

Czech puppets


I received a card from Nela from Czech Republic showing a cartoon version of the two famous Czech puppet characters Spejbl and Hurvínek. They were designed by Josef Skupa (1892-1957) and are still on stage in Prague today. They reminded me of the German Augsburger Puppenkiste which I loved as a child.
Addition: Today (23rd November 2011) I received another card with these two from Tiffi.