Wednesday, October 26, 2011

Annie M.G. Schmidt: Otje und ihr Papa Toss

Vor einiger Zeit erreichte mich eine Postkarte aus den Niederlanden mit einer Illustration von Fiep Westendorp aus dem Buch Otje und ihr Papa Toss von Annie M.G. Schmidt. Schmidt ist so etwas wie die niederländische Astrid Lindgren und eine der beliebtesten Kinderbuchautorinnen dort. Das Buch habe ich inzwischen auf dem Dachboden wiedergefunden und noch einmal gelesen. Vorweg: Die Illustrationen von Westendorp sind wunderschön, mit viel Liebe zu den Kleinigkeiten, so dass es immer etwas zu entdecken gibt, und sie passen exakt zur Erzählung.
Die Geschichte ist einfach und steckt dennoch voller kindgerechter Abenteuer:
Otjes Papa Toss ist Koch. Leider ist er sehr jähzornig und er wirft dann schon einmal Gegenstände an die Wand oder Leuten an den Kopf. Davon kann ihn nur Otje manchmal abhalten, aber auch nicht immer. So hat Toss einen seiner Anfälle im „Kompjuterhaus“ bekommen, als er gerade seine „Papiere“, also seine Ausweise verlängern wollte. Man warf ihn hinaus – ohne die Papiere! So sind Otje und Toss stets auf der Flucht vor der Polizei und Toss findet keine neue Arbeit, nachdem er den alten Job nach einem seiner Anfälle verloren hat.
Einzige Verbündete sind die Tiere, vor allem die Vögel auf dem Land und in der Stadt, mit denen Otje stets Freundschaft schließt und die ihnen oft aus der Klemme helfen. Die Flucht führt die beiden ständig in neue brenzlige Situationen und die fehlenden Papiere bedrohen ihre Existenz: Sie verlieren ihren Campingbus und müssen sich schließlich sogar trennen, was für beide eine Katastrophe ist. Als Toss auch noch in der Psychiatrie landet, scheint das Unglück vollkommen, doch ein liebeswerter Antiquar kommt ihnen zu Hilfe und das Blatt wendet sich – bis zum Happy End, bei dem sie schließlich ihren Platz in der Welt finden.
Schmidt hat hier sehr ungewöhnliche Protagonisten erfunden, die durch ihre Andersartigkeit immer weiter an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden, ohne dass sie tatsächlich etwas dafür können. Dabei bleibt Otje dennoch ein recht normales Kind, mal davon abgesehen, dass sie mit Tieren spricht. Sie vollbringt keine Wunder, sie hat Angst und sie ist traurig, aber sie fasst auch Mut immer weiterzugehen mit Hilfe ihrer Freunde. 


Annie M.G. Schmidt, Otje und ihr Papa Toss. Oetinger, Hamburg 1983.
(im Original erschienen 1980 in den Niederlanden)

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