Saturday, March 31, 2007

Horst Eckert

Leser1: Wer ist denn Horst Eckert?
Leser2: Keine Ahnung.
L1: Und was soll dieses Bild hier?

L2: Tja... Keine Ahnung. Kommt mir aber irgendwie bekannt vor.
L1: Ja, der Stil... hmmm.
IJ: Kleiner Tipp: Panama.
L1: Panama???
L2: Oh, wie schön ist...
L1: ...Panama!!!
L2: Janosch!
IJ: Und der heißt eigentlich Horst, Horst Eckert. Kann er ja nichts für.
L1: Aha.
IJ: Inzwischen ist er schon 76 Jahre alt. Das macht schon diverse Generationen mit Tigerente, Kastenfrosch und kleinem Tiger. Und dem Land, das über und über nach Bananen riecht. Verblüffend fand ich in all der Zeit die Phase, als es sogar in war, Tigerenten als Ohrringe zu tragen.
L2: Oh je, ja, das hatte ich schon verdrängt.
IJ: Inzwischen ist der gute Mann völlig vermarktet, bekommt es aber zum Glück wohl in seiner Hängematte auf Teneriffa nicht so mit. Schade ist eigentlich, dass kaum jemand seine Romane kennt. Die sind wirklich lesenswert, voll mit kleinen und mittelgroßen Weisheiten. Besonders den "Polski Blues" (siehe Bild oben) mochte ich gern.
L1: Weisheiten?
IJ: Naja, ich weiß nicht, ob sie den Namen verdienen, aber wie ist zum Beispiel das hier:

Die meisten Leute tragen ein diffuses Unglück mit sich herum. Die einen, weil sie zu wenig haben, die anderen weil sie zu viel haben.
(Polski Blues, München 1991, S.39)
Oder:
Du musst begreifen, dass du das, was du suchst, nie verloren hattest. Das ist so einfach, dass du mich nicht verstehst. Habe ich recht?"
(Polski Blues, München 1991, S.129)
Das ist natürlich auch ein wenig so wie in dem Panama-Bilderbuch, auch wenn es weniger nach Bananen riecht. Aber das Suchen ist manchmal nötig, um herauszufinden, dass man nicht hätte suchen müssen. Mit etwas Glück findet man unterwegs aber dennoch etwas, das man gar nicht gesucht hat. In diesem Sinne wünsche ich allen Suchenden ein rotes Plüschsofa.
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Friday, March 30, 2007

Jonathan Stroud: Bartimaeus

Spätestens nach den ersten Harry Potter-Bänden war Kinder- und Jugendliteratur, genauer gesagt Kinder- und Jugendfantasy plötzlich in. (Genereller gesprochen war Lesen als solches plötzlich wieder in - etwas, für das man Harry bzw. Mrs Rowling dankbar sein muss!) Einige der neuen Jugendbücher waren vielleicht nur ein Abklatsch, aber einiges war wunderbar und teilweise herrlich zynisch und machte sich mit zwinkerndem Auge auch ein wenig über die klar strukturierte Gut&Böse-Magie in Hogwarts lustig. Ich denke da zum Beispiel an die wunderbaren Geschichten eines Lemony Snicket, huh... Aber über "Unfortunate Events" will ich hier heute nichts erzählen, auch wenn Bartimaeus sicherlich einige seiner Erlebnisse in Jonathan Strouds Trilogie seines Lebens auch als unerfreulich bezeichnen würde.
Magier, deren Magie eigentlich nur Handwerk ist, Dämonen/Geister, die versklavt werden, um den Magiern ihre Macht zu erhalten, und eine unterdrückte Mehrheit von Bürgern (wobei das Wort "commoners" irgendwie besser passt), die den Machtspielchen der Magier nahezu hilflos ausgeliefert sind. Das sind die drei Komponenten der Trilogie, die von den drei Hauptcharakteren Nathaniel, Bartimaeus und Kitty vertreten werden. Drei Erzählperspektiven - drei Sichtweisen auf das Geschehen. Das Geschehen - nun, zuviel will ich eigentlich nicht verraten: Magische Objekte, Feinde der Regierung, Widerstand und Revolution, aber auch die persönliche Verstrickung dreier höchst interessanter Charaktere, die sich zunächst völlig konträr und unvereinbar einander gegenüber stehen. Am glorreichsten aber die Sprache der Bücher, die es (zumindest auf Englisch, eine deutsche Übersetzung habe ich noch nicht in der Hand gehabt) zum puren Lesevergnügen macht. Allen voran natürlich Bartimaeus, so zynisch, so bissig und witzig... Alles in allem eine wirklich perfekte Mischung aus Sprachvergnügen, spannender Story und nachdenklichen Momenten.

Wer "Samarkand" sagt, wird hin zum "Ptolomy's Gate" nicht aufzuhalten sein.










Eine Kostprobe zu Bartimaeus Witz kann man auf der Website des Autors finden, nämlich in "Bartimaeus' Journal". Außerdem gibt es auch ein Forum zur Trilogie, in dem der Autor von Zeit zu Zeit Fragen beantwortet.

Friday, March 23, 2007

Nachtrag zum Schreiben

"Man kann sich nichts vom Leib schreiben. Man schreibt sich alles auf den Leib. Selbst wenn man einen politischen Artikel schreibt, wird das Elend und die Wut immer größer, nicht kleiner. Schreiben ist keine Therapie, Schreiben ist gefährlich."
- Peter Bichsel

Als ich dieses Zitat fand, wollte ich natürlich auch wissen, wer Peter Bichsel ist: Er ist Schweizer Schriftsteller, geboren 1935, und Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. Er hat einige Literaturpreise gewonnen - darunter auch den Preis der Gruppe 47 1965. Ist eben manchmal doch verblüffend, wie Dinge, die einen beschäftigen, Kreise ziehen und sich wiedertreffen.

Schreiben über das Schreiben










Schreiben ist wichtig für mich.
Schreiben ist für mich Meditation.
Das Papier unter den Fingern zu spüren, das Gewicht des Stiftes in der Hand, die zarten Linien, die entstehen, die Buchstaben und Wörter zusammenführen, um schließlich Sinn zu ergeben.
Schreiben ist auch Arbeit.
Den finsteren Rotstift ansetzen, gnadenlos auf Fehler und Unzulänglichkeiten stoßen, das Schreiben anderer am Ende mit einem einzigen roten Wort zusammenfassen und beurteilen. Dies ist eigentlich nie ein Vergnügen.
Schreiben dient dazu Ordnung zu schaffen.
Nicht nur in Form der nicht enden wollenden, nie abgearbeiteten To-Do-Listen, die natürlich eine gewisse Ordnung auf dem Schreibtisch schaffen. Eher in Form von Gedanken, die fast wie von selbst durch den Stift auf das Papier fließen, Gedanken, die auszusprechen so viel schwieriger wäre, Gedanken, die sich erst durch das Niederschreiben des vorangegangenen Gedankens ergeben, sich aneinanderreihen und miteinander sprechen, auf dem Papier nebeneinander stehen, in Konkurrenz und Kommunikation treten. So kann ich sie sehen und besser verstehen.
So kann Schreiben auch Sinn schaffen.
Schreiben ist wichtig für mich.

Thursday, March 22, 2007

Störche, Otter, Esel, Uhus...

Hey, zugegeben, Bielefeld ist nicht der Nabel der Welt. Manch einer behauptet eben auch, Bielefeld gibt es gar nicht (siehe Bielefeldverschwörung), aber nun, wenn man hier wohnt, kann man es schlecht leugnen, oder? Wer sich also hierher verirrt oder sogar freiwillig einen Besuch wagt - Sehenswürdigkeiten gibt es vielleicht nicht allzu viele. Man würde vielleicht zunächst die Sparrenburg erwähnen oder gar die Kunsthalle (?!), aber ich finde ja eine der Hauptattraktionen ist der Tierpark Olderdissen. Wunderbare Tierwelt Ostwestfalens, kein Eintritt, prima Spaziergangsgelände und ein wirklich nettes Café, um hinterher die wohlverdiente Pause zu machen. Allerdings nicht geeignet für Wochenendsbesucher, da wird man von Kinderwagen überrollt. Aber bitte sonst nicht verpassen!

Erich Fried: Benennungen

Es ist schön
deutlich getäuscht zu werden

Ein Bild von Magritte

auf diesem Stein steht BROT
auf diesem Messer steht VOGEL

Ganz einfach

du siehst und du liest
und die verstehst die Methode

und könntest lachen

Aber worauf steht hier LIEBE

und was trägt die Auschrift
DENOKRATIE

Was ist das in Wirklichkeit
und warum N
statt M

Ist das Absicht oder ein Irrtum

Und dort steht LEBEN
mit einem Strich mitten durch

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Mal wieder ein Funstück von Fried, ich kann nicht wiederstehen, wenn er auch noch weitere Dinge berührt, die ich mag und schätze. Mehr über René Magritte bei Wikipedia.