Kay Scarpetta wohnt nun in Charleston, South Carolina, und betreibt dort ein forensisches Labor für Pathologie. Das läuft ganz gut – alles andere eher nicht.
Marino säuft und lässt sich auf eine üble Frau und auf weitere üble Dinge ein und verliert durch seine Taten gänzlich alle Lesersympathien, falls noch vorhanden. Lucy ist immer noch krank (sie ist nicht die Einzige), aber steht irgendwie nicht im Mittelpunkt dieses Romans. Benton ist da, nicht mehr tot (haha), aber irgendwie auch nicht da. Dann musste leider auch noch einmal Dr. Self aus dem letzten Band wieder auftauchen, die war doch schon im letzten Band ganz schrecklich zu lesen. So nehmen die Dinge ihren Lauf.
Die schlechten Beziehungen aller Protagonisten untereinander und ihre Unfähigkeit zur Kommunikation stehen im Vordergrund, der eigentlich Fall rückt etwas an den Rand, auch wenn man dem Mörder folgt und ihn kennt, die endgültige Auflösung lässt doch noch bis zum letzten Kapitel auf sich warten.
Ich war von den ersten 7 oder 8 Romanen mit Kay Scarpetta wirklich in den Bann gezogen. Natürlich waren Pathologie-Thriller da noch nicht gar so verbreitet, aber sie waren einfach in sich stimmig, die gute Mischung aus Sympathien für die Protagonisten, die man – vermutlich auch mit dem Autor zusammen – immer besser kennen- und lieben lernt.
Es ist vermutlich nicht leicht, diese immer wieder neu zu erfinden, wenn man das erste Dutzend Romane hinter sich hat. Kay kommt trotz vieler Veränderungen nicht wirklich voran und man kann eigentlich bei allen Charakteren von Verfall sprechen. So betrachtet ist „Totenbuch“ wirklich deprimierend.
Jedoch war ich trotzdem gefesselt und habe die 444 Seiten ziemlich verschlungen, man verzeiht Lieblingsautoren einiges. So hoffe ich nun, dass der ungewisse Zustand, in dem Kay, Lucy, Rose, Benton und vor allem Marino(!)bis zum Erscheinen des nächsten Bandes verbleiben müssen, sich zum Guten wenden wird.
Patricia Cornwell bei krimi-couch.de