Wieder einmal ein Fall von "Popsugar made me read it": A nonfiction book about Indigenous people
Sachbücher sind nicht mein Lieblingsgenre, aber ich versuche ja immer, es meinen Reading Challenges recht zu machen, und da fand ich in der Onleihe das e-book von Thomas Jeier, Die ersten Amerikaner. Der 1947 geborene Autor schreibt viel und vielfältig, Fiktionales vor allem im Bereich Kinder- und Jugendliteratur und auch Sachbücher zu verschiedenen Themen. In seinem Buch geht er mehrfach darauf ein, dass er auf seinen zahlreichen USA-Reisen mit Native Americans in Kontakt gekommen sei und ihre Kultur auf ihren Pow-Wows kennenlernen durfte.
In zehn Kapiteln greift er verschiedene historische und kulturelle Themenbereiche auf, von der ursprünglichen Besiedelung, der Vielfalt der Stämme, über die Ausbeutung und fast vollständigen Vernichtung durch die Europäer bis hin zur aktuellen Lebenswirklichkeit der indigenen Amerikaner. Einige der Aspekte waren mir nicht bekannt, wie zum Beispiel der Einfluss, den die politische Struktur des Irokesenbundes der "Five Nations" auf die Verfassung der USA hatte. Einige Kapitel waren voller Einzelbeispiele von Massakern und Schlachten, die in ihrer Fülle wenig zu meinem tieferen Verständnis beitrugen. Während der Autor in den ersten Kapitel noch darlegt, wie vielfältig die Kultur und Stämme auf dem riesigen Gebiet waren, so neigt er später doch zu leichten Pauschalisierungen. Manche Passagen wirken dann wieder wie eine Sammlung von Geschichten zu einem Thema und greifen diverse Einzelschicksale auf, was ich im Lesefluss phasenweise ermüdend fand, während ich andere Beobachtungen, etwa zur Stellung der Geschlechter, wiederum recht differenziert und reflektiert fand.
Insgesamt ist das Konzept von Die ersten Amerikaner etwas holprig - einerseits Sammlung von Anekdoten, historischen Beispielen und Einzelschicksalen, die dadurch sicherlich gewürdigt werden, andererseits bemüht um eine korrigierende Darstellung des Indianerbildes in seiner Gesamtheit, was meines Erachtens nur mäßig gelingt, wobei ich dem Autor nicht absprechen möchte, sich in dem Themenkreis auszukennen. Ich würde das Buch nicht weiterempfehlen, vermutlich findet sich fundiertere, besser konzipierte Literatur zum Thema.
Thomas Jeier, Die ersten Amerikaner - Eine Geschichte der Indianer. DAV, München 2011.