Eigentlich ist der Krieg vorbei, so die Ansicht vieler in Penzberg, selbst den Radiosender hat "der Feind" schon übernommen. Doch hat Hitler aufgerufen, bis zum bitteren Ende zu kämpfen, was einige Wehrmachtssoldaten und vor allem die sogenannten Werwölfe sehr ernst nehmen. Statt also weiterzuziehen und Penzberg sich selbst zu überlassen, verüben sie an den einheimischen "Vaterlandsverrätern", die schon das Rathaus von den Nazis befreien wollten, einen Massenmord.
Kirsten Boie erfuhr von der "Penzberger Mordnacht" und setzte dieses schockierende Beispiel eines "Endphaseverbrechens" in einen kurzen Jugendroman um. Man nimmt die Perspektive verschiedenen Jugendlicher ein, zwei von ihnen gerade frisch verliebt, die plötzlich Zeugen des drastisch geschilderten Verbrechens mit Erschießungen und dem Erhängen vertrauter Mitbürger:innen werden. In einem Nachwort schildert die Autorin noch ihre Empörung darüber, dass die Täter zwar zum Teil verurteilt, aber in der Revision durch ehemalige Nazi-Richter wieder freigesprochen wurden. Auch die Aufarbeitung vor Ort empfindet sie als nicht ausreichend, erst 2022, also nach dem Erscheinen des Romans, wurden Stolpersteine verlegt, die an die Opfer erinnern.
Kirsten Boie, Dunkelnacht. Oetinger 2021.
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