Sunday, September 01, 2024

Ursula Poznanski - Thalamus

In Thalamus erzählt Ursula Poznanski die Geschichte des siebzehnjährigen Timos, der bei einem schweren Unfall ein Schädelhirntrauma erlitten hat. Vor allem sein Sprachzentrum ist betroffen, aber auch körperlich ist er eingeschränkt. Auf dem Markwaldhof, einem Rehabilitationszentrum, soll er sich erholen. Er findet Freunde, aber erlebt schon bald seltsame Dinge. Der Junge im Wachkoma, mit dem er sich das Zimmer teilt und der gar nichts kann, läuft nachts herum, spricht und bedroht ihn. Auch Timo erfährt am eigenen Leib, dass er nachts schlafwandelt und dabei viel mehr seiner Fähigkeiten wiedererlangt als tagsüber. Nur leider kann er keinem so richtig von diesen Erfahrungen berichten, denn bei Tage hindert ihn sein defektes Sprachzentrum an der Kommunikation. Als er auch noch beginnt, Stimmen zu hören, will er der Sache unbedingt auf den Grund gehen, denn in der Klinik passieren zu viele unfassbare Dinge. 

Thalamus greift das aktuelle und spannende medizintechnisches Thema der Nanobots auf. Dies wird eingebettet in die mysteriösen Geschehnisse in der Klinik, die zunächst fantastisch wirken - sowohl auf den Protagonisten Timo als auch auf die Leser:innen. Ohne viel medizinisches Wissen zu haben, bin ich mir sicher, dass die Autorin mit ihren Schilderungen der sich vernetzenden Bots, ihrer Steuerung etc. dann auch dazu fantasiert hat, was in einem Jugendbuch vielleicht verzeihlich ist (oder auch nicht!?). Das Erzähltempo schwankt sehr, der erste Teil, der Timos Situation und die ersten Merkwürdigkeiten umfasst, erschien mir zum Teil langatmig, dafür ist der Showdown am Ende sehr dicht und wirkt etwas erzwungen. Hier mussten offensichtlich noch zu viele lose Ende schnell verknüpft werden.
Der Pluspunkt für mich war die Lesung durch Jens Wawraczeck, für immer ein Favorit. Ansonsten insgesamt eher mittelprächtig, da hat die Autorin auch Besseres verfasst. 

Ursula Poznanski, Thalamus. Hörverlag 2018.

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