Saturday, June 27, 2020

Siegfried Lenz - Das Wrack

In Siegfried Lenz' kurzer Geschichte Das Wrack geht es um den armen Flussfischer Baraby. Wir lernen ihn in einem Moment großer Hoffnung und Optimismus kennen: Er entdeckt ein Wrack in der Flussmündung, das noch niemand vor ihm entdeckt hat und das er auszuschlachten hofft. Mit seinem Sohn zusammen versucht er die Ladung zu heben. Nach ersten kleinen Erfolgen beginnen die Enttäuschungen. Baraby muss erkennen, dass das Wrack ist ohne Tauchzubehör nicht zu betreten ist, und er tauscht seinen Außenbordmotor - eine der Grundlagen für seine Fischerei - dafür ein. Der Tauchgang gelingt, aber seine Wünsche auf eine gewinnbringende Ladung im Wrack erfüllen sich nicht. Am Ende treiben Vater und Sohn hilflos und enttäuscht auf dem Wasser.

Das Wrack ist meisterhaft aufgebaut, die verschiedenen Stufen von Hoffnung und Enttäuschung übertragen die Anspannung des Protagonisten mit auf den Leser. Die sachliche, berichtartige Sprache steht in krassem Gegensatz zu der dramatischen Enttäuschung, die der Protagonist erfährt. Übrig bleiben, wie bei jeder guten Kurzgeschichte, gewichtige Fragen nach dem Fortgang der Geschichte und dem Schicksal der Figuren. Siegt die Verzweiflung, in der sich Vater und Sohn am Ende befinden, oder gibt es Hoffnung auf eine Wende, auf einen Neuanfang?

Siegfried Lenz, Das Wrack. Hoffmann und Campe, Hamburg 2013.

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