
Going Zero, das bedeutet in Anthony McCartens Roman, dass man unauffindbar bleiben muss. Cy Baxter und sein Team haben eine Software entwickelt, die sämtliche Daten aus Social Media, Daten- und Kameraüberwachung auswertet, um den Aufenthaltsort eines Einzelnen festzustellen. In einem Betatest versuchen zehn ausgewählte Personen, 30 Tage lang der Entdeckung zu entgehen, um ein Preisgeld von 3 Millionen zu verdienen. Für Baxter eine wichtige Phase, denn es geht um nichts anderes als die Zusammenarbeit mit dem CIA und zukünftige Beteiligung an Regierungseinsätzen seiner Technik.
Man sieht zu, wie die Mechanismen greifen, wie selbst die technisch versierten Testpersonen Fehler machen und von den Programmen aufgespürt und aufgegriffen werden. Übrig bleibt eine Frau, der zumindest Cy Baxter nicht zugetraut hat, lange durchzuhalten. Doch mehrfach entwischt Kaitlyn ihren Verfolgern und es wird klar, dass sie ihr eigenes Ziel verfolgt - nämlich Cy zu zwingen, mit seiner Technologie ihren verschwundenen Ehemann zu finden.
Der erste Teil des Romans mit den verschiedenen Verfolgungsszenen und den unterschiedlichen Charakteren und ihren Strategien empfand ich als recht spannend. Im zweiten Teil verschob sich der Fokus auf Kaitlyns Agenda und das Thema Datenspeicherung und -schutz bekam eine zusätzliche Ebene, die aber wenig überraschend war. Wir alle gehen davon aus, inzwischen ein weitgehend gläsernes Leben zu führen, gespeicherte Daten sind nie irgendwo sicher und es wird illegal vermutlich alles gespeichert und auch ausgewertet, was man sich nur vorstellen kann. Passend dazu wird der Charakter des Cy Baxter so willkürlich und unverantwortlich dargestellt, wie nur möglich. Vor dem Hintergrund der aktuellen Machtposition eines anderen Medienmoguls in den USA erregt das Übelkeit. Der Schluss ist wohl plausibel, aber ebenso desillusionierend.
Anthony McCarten, Going Zero. Diogenes 2023.
No comments:
Post a Comment