Monday, May 24, 2010

Frank Schätzing: Tod und Teufel



Frank Schätzing hat, ähnlich wie bei Der Schwarm, selbst mitgemischt bei dieser Hörspielproduktion. Die Sprecher (Adorf, Engelke, Köster, Matic (letzterer Synchronstimme von Ben Kingsley, passt wunderbar zur Rolle!).,..) sind angenehm und abwechslungsreich. Mir hat auch die musikalische Gestaltung gut gefallen, Flötentöne als Motiv für Jacop, der Fuchs, Dramatischeres für die Gruppe der Verschwörer und den Mörder.
Die Geschichte selbst ist ein mittelalterlicher Krimi zur Zeit des Dombaus in Köln. Der Dombaumeister wird ermordet, Jacop ist Zeuge und wird dadurch selbst zur Zielscheibe des Mörders. Es kommt zu einer Hetzjagd, die er nur mit Hilfe anderer überleben kann.
Nebenthemen sind Religion, die Politik der Zeit und die Frage der persönlichen Schuld.
Gerade letztere bieten viel Angriffsfläche für Kritiker (einige Amazon-Rezensionen sind wirklich harsch), zuviel Historisches, zuviel Religion, das Historische nicht genau genug, die Politik zu oberflächlich...
Ich habe die sieben CDs insgesamt als sehr gelungen und spannend empfunden, die Charaktere sind für mich glaubhaft, die Inszenierung überzeugend. Klare Hörempfehlung.

Frank Schätzing, Tod und Teufel, der Hörverlag 2006.

Saturday, May 22, 2010

Yrsa Sigurdardottir: Die eisblaue Spur


Im Januar las ich bereits Das letzte Ritual von Yrsa Sigurdardottir.
Die eisblaue Spur ist nun der vierte Kriminalroman der isländischen Autorin.

Diesmal verlagert sie das Geschehen um die Rechtsanwältin Dora und ihren deutschen Freund Matthias nach Grönland. Dort sind einige Teammitglieder eines Bauunternehmens, die Probebohrungen durchführen sollen, verschwunden, der Rest des Teams will dort nun nicht mehr arbeiten. Eventuell verliert die isländische Geldgeberbank dadurch Geld, weswegen sie ein Team entsendet, um die Vorkommnisse aufzuklären.
Das Setting ist also durchaus ungewöhnlich und interessant, der kulturelle Kontrast zwischen Grönländern und Isländern spannend. Denn es stellt sich heraus, dass die Bohrungen in einem Gebiet stattfinden, das von den Grönländern nicht betreten werden darf... Dora recherchiert beharrlich, die Geschichte entwickelt sich jedoch sehr zäh und die 340 Seiten bis zur Aufklärung ziehen sich sehr in die Länge. Als Protagonistin ist Dora zwar eine interessante Figur, dennoch schafft sie es diesmal nicht, mich für sich zu gewinnen. Jedenfalls reizt es mich nun nicht sonderlich, die dazwischen liegenden Bände 2 und 3 auch noch zu lesen.
Yrsa Sigurdardottir, Die eisblaue Spur, Fischer, Frankfurt am Main 2010.

David Baldacci: Das Labyrinth


David Baldacci schreibt erfolgreiche Krimis. Am erfolgreichsten darunter wohl Der Präsident (1996). Auch Das Labyrinth erhält u.a. bei krimi-couch.de gute Kritiken. Das Hörspiel des WDR bricht den Roman von über 600 Seiten herunter auf weniger als zwei Stunden Erzählzeit in zwei Teilen. Die Handlung ist komplex, viele Personen, drei Erzählperspektiven und eine Menge Verwirrspiel. Um die Stränge überhaupt verständlich zu machen, hilft sich das Hörspiel mit Zusammenfassungen, so scheint es. Die Charaktere bleiben blass und letztlich wirkt alles sehr konstruiert und unverständlich. Der Krimi mag gut sein, das Hörspiel ist es nicht.

Thursday, May 13, 2010

vincent will meer

Das Filmplakat lässt auf eine lustige Liebeskomödie tippen - und tatsächlich bietet vincent will meer zum Lächeln und zum Lachen. Doch erzählt der Film eigentlich eine andere Geschichte. Drei Menschen - einer mit Tourette-Syndrom (Vincent), einer mit Zwangsstörungen (Alexander) und eine anorektische Frau (Marie) brechen aus ihrer Klinik aus und machen sich auf den Weg ans italienische Meer - mit dem gestohlenen Wagen ihrer Ärztin. Verfolgt werden sie von Vincents Vater und besagter Ärztin. So ist der Film ein Roadmovie einerseits und andererseits zeigt er Menschen, die scheinbar nicht in die "normale" Gesellschaft passen wollen, die belächelt, ausgelacht, bedauert, ausgeschlossen und ignoriert werden.
Die drei schaffen miteinander, was sie allein nie geschafft hätten. Sie gehen Bindungen ein und erreichen das Meer tatsächlich, wenngleich auch klar ist, dass sie ihre Krankheiten nicht ignorieren oder wegzaubern können. Zum Schluss bleibt offen, wie es weitergehen kann, nur dass es gemeinsam und mit Toleranz und gegenseitiger Akzeptanz besser geht, das ist klar.
Der Film wirbt für Verständnis für die Andersartigkeit psychisch kranker Menschen, erklären tut er diese wenig. Zwar erfährt man ein bisschen über die Hintergründe von Tourette und man kann erkennen, dass Anorexie eine Vorgeschichte hat. Woher Alexanders "Ticks" kommen, die in vielen Szenen absurd und lustig wirken, erfahren wir allerdings nicht.
Hier enden vielleicht auch die Möglichkeiten eines solchen Films. Bei einer Krankheit jedoch, unter der etwa 2 Prozent der Bevölkerung leiden, die aber oft lange nicht richtig diagnostiziert wird, so dass es Jahre dauern kann, bis ein passender Therapieansatz gefunden werden kann, wäre es schön gewesen, gerade darüber mehr zu erfahren.
Dennoch ein sehr sehenswerter Film.

Ken Follett: Die Leopardin


Die Leopardin ist der Deckname einer britischen Agentin im besetzten Frankreich von 1945. Eigentlich heißt sie Felicity Clairet und sie hat nur zehn Tage Zeit, um mit einem auf die Schnelle zusammen gestellten, leicht skurilen Team einen gefährlichen Auftrag zu erfüllen. Ihr Gegenspieler ist der deutsche Major Franck, der an Grausamkeit, aber auch an Intelligenz fast nicht zu überbieten zu sein scheint.
Die Darstellung des historischen Stoffes ist überzeugend und realistisch. Die Handlung ist von Beginn an spannend und lässt einen bis zum Schluss nicht los.
Faszinierend ist dabei vor allem die Erzählperspektive, abwechselnd erleben wir das Geschehen aus der Sicht von Felicity und aus der Sicht von Major Franck. Dies wurde mit der Wahl von zwei Sprechern, Joachim Kerzel und Franziska Pigulla, hervorragend und überzeugend umgesetzt. Insgesamt fesselnd.
Ken Follett, Die Leopardin. Bastei Lübbe Audio 2002.

Saturday, May 08, 2010

Erich Fried: Auf welches Instrument...




Auf welches Instrument sind wir gespannt?

Unglück
gebettet
zwischen ein
und ein anderes
Glück

Und Glück
gelegt
zum Spiel
zwischen Unglück
und Unglück

Endlos
nach beiden Seiten
die schwarzen
und weißen
Tasten

aber
kein Tastsinn
kein Sinn
kein Spieler
kein süßes Lied

von Erich Fried, aus: Lebensschatten, Verlag Wagenbach, Berlin 1981.
Der Titel des Gedichts und seine beiden letzten Worte zitieren ein Gedicht von Rainer Maria Rilke.

Rilke: Liebes-Lied



Liebeslied

Wie soll ich meine Seele halten, dass
sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie
hinheben über dich zu andern Dingen?
Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas
Verlorenem im Dunkel unterbringen
an einer fremden stillen Stelle, die
nicht weiterschwingt, wenn deine Tiefen schwingen.
Doch alles, was uns anrührt, dich und mich,
nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich,
der aus zwei Saiten eine Stimme zieht.
Auf welches Instrument sind wir gespannt?
Und welcher Geiger hat uns in der Hand?
O süßes Lied.

Rainer Maria Rilke. Aus: Neue Gedichte, 1907.

Tagesstreit

habe gestern gerahmt und zu den anderen tagen gehängt.
sie streiten wer schöner war.
werden die doof gucken, wenn ich morgen heute dazu hänge.

elbpoet alias Sascha Sprunk

Monday, May 03, 2010

Jacques Berndorf: Eifel-Sturm


Nach und nach liest Autor Jacques Berndorf (alias Michael Preute) auch seine älteren Eifel-Krimis als Audiobooks ein. So ist Eifel-Sturm eigentlich schon 1999 bei Grafit erschienen, aber erst seit 2009 bei Radioropa als Hörbuch erhältlich.
Der wievielte Band der Reihe es nun ist, darüber kann man unterschiedlicher Meinung sein. Die für mich halbwegs sinnvolle (da chronologische) Zählung kann man bei krimicouch.de nachlesen, denn es gibt einige ältere Krimis mit Siggi Baumeister als Protagonisten, die aber nicht den typische Eifel-...-Titel tragen.
In Eifel-Sturm treten erstmals Vera und Hund Cicso auf, Baumeisters Haus brennt ab. Insgesamt hat Eifel-Sturm einige sehr ruhige Passagen, in denen nicht viel passiert, aber man in Eifel-Blues schwelgen kann. Das Thema: Politiker und das Geschiebe um EU-Zuschüsse und Windkraftanlagen. Die Aufklärung, nunja... etwas lau.
Der Eifel-Sturm ist wohl eher etwas für echte Berndorf-Anhänger, die wie ich einfach zwischendurch mal Sehnsucht nach Siggi und seinen Katzen in der schönen Eifel bekommen.
Jacques Berndorf, Eifel-Sturm. Radioropa 2009.

Sunday, May 02, 2010

Hermannsweg

Hermannsweg April 2010


Ein wunderschöner Tag im Teutoburger Wald - eine Wanderung von etwa 13 Kilometern mitten durch den Frühling.

Zwischen zwei Herzschlägen...



Auf der Schwelle des Hauses

In den Dünen sitzen. Nichts sehen
Als Sonne. Nichts fühlen als
Wärme. Nichts hören
Als Brandung. Zwischen zwei
Herzschlägen glauben: Nun
ist Frieden.

Günter Kunert
aus: Erinnerung an einen Planeten. Gedichte. Wilhelm Heyne Verlag, München 1980.