Arnaldur Indridason schreibt über Island und das nicht nur in Kriminalromanen (z.B. in Gletschergrab über Beziehungen zu den in Island stationierten Amerikanern).
Codex Regius spielt genau genommen kaum in Island, sondern in u.a. im Kopenhagen und Berlin der 50er Jahre. Der isländische Student Valdemar trifft in Kopenhagen auf seinen Professor für Nordistik. Der ist ganz schön heruntergekommen, säuft und scheint insgesamt verzweifelt, fasziniert Valdemar aber dennoch. Der Professor zieht Valdemar hinein in die Suche nach dem Codex Regius, wohinter sich nichts anderes verbirgt als die Pergament-Handschrift der Edda! Sie ist dem Professor während des zweiten Weltkrieges abhanden gekommen und er ist seitdem auf der Suche, um sie zurück zu bekommen, denn noch weiß niemand, dass sie verschwunden ist. Sein Gegenspieler ist ein Deutscher, der aufgrund der Wichtigkeit der Edda für den deutschen Sagenhintergrund (Nibelungen!) auch hinter der Handschrift her ist.
So entspinnt sich ein Wettlauf um die Nachforschungen nach dem Pergament, der sein Finale auf dem begrenzten Raum eines Passagierdampfers hat - genau an jenem Tag im Jahr 1955, an dem der isländische Autor Halldór Laxness den Literaturnobelpreis erhält. Eine literaturgeschichtlich schöne Schleife.
Der Roman selbst ist vielleicht nicht von besonderer literarischer Bedeutung, aber jemand mit ein wenig Interesse für Literaturgeschichte und für die Bedeutung von Geschriebenem für die Kultur eines Landes liest Indridasons Geschichte sicherlich gern.
Arnaldur Indridason: Codex Regius. Lübbe, Köln 2010.
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