
Die Idee, eine interessante historische Figur in die Gegenwart zu versetzen, ist nicht neu. Die Umsetzung hingegen gelingt unterschiedlich gut. Baronsky macht ihren Mozart zu einer liebenswerten, aber glaubhaften Figur, mit den genialen und den menschlich teils problematischen Seiten seines Wesens. Historisch wirkt dies akurat und ausreichend recherchiert. Besonders das erste Drittel des Romans ist sehr unterhaltend, man empfindet die Deplatzierung Mozarts nach, vor allem sprachlich und die gesellschaftlichen Konventionen betreffend. Als er beginnt, seine neue Welt zu erkunden und vor allem 200 Jahre Musikgeschichte nachzuholen, ist dies spannend und witzig zugleich. Auch sein Staunen und sein Urteil über die musikalische Gegenwart sind interessant, seine Anpassung an die neue Wirklichkeit so denkbar und bemerkenswert. Im weiteren Verlauf verpufft diese Spannung leider ein wenig, an die Stelle des Abenteuers und des Entdeckens tritt eine Stimmung des Scheiterns. Obwohl das Genie weiter in ihm lebendig ist, gelingt es ihm auch bei diesem seinem zweiten Versuch nicht, dafür die Anerkunnung und Erfüllung zu finden, die er eigentlich verdient hat und die er sich ersehnt.
In der Summe ist Herr Mozart wacht auf ein unterhaltsamer Roman, der Musik und Komponist gebührende Anerkennung schenkt.
Eva Baronsky, Herr Mozart wacht auf. Aufbau, Berlin 2011.
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Für die Buchchallenge 20/15 habe ich in diesem Buch aus der II. Umgebung das Verkehrsmittel ausgesucht. Sowohl Mozarts erste Autofahrt als auch die Begegnung mit der U-Bahn sind witzig erzählt.
No comments:
Post a Comment