Wednesday, April 16, 2025

John Irving - Das Hotel New Hampshire

Meine erste Begegnung mit John Irvings Roman Das Hotel New Hampshire kann ich zeitlich nicht mehr verorten, ich weiß nur, dass ich die Geschichte und seine Art zu erzählen als herrlich anders und skuril im positiven Sinne empfunden habe. Mit Rufus Beck als Vorleser wird das sogar noch besser.
Den Inhalt kann man gut auf den entsprechenden Wikipedia-Seiten nachlesen. Erzählt wird die Geschichte von John, dem mittleren von fünf Kindern der Familie Berry. Es werden mehrere Hotels mit dem Namen New Hampshire gegründet, wobei keines davon ein wirtschaftlicher Erfolg ist. Bären und Hunde spielen eine wichtige Rolle. Das Thema Vergewaltigung und Gewalt im Allgemeinen, aber auch Prostitution, sind wiederkehrende Motive. Antisemitismus, Freud in Wien, Selbstmord, Terrorismus, Homosexualität, literarische Querbezüge z.B. zu The Great Gatsby - Irving hat seinen Roman mit Symbolismus und Querverweisen vollgestopft. Was zunächst grotesk erscheint, wirkt auf den zweiten nachdenklicheren Blick hin bedeutungsschwer und philosophisch. Dramatische Szenen wechseln sich ab mit unglaubhaften und lustigen Geschehnissen, es ist ein andauerndes Wechselbad von Emotionen, Dabei ist die Frage stets präsent, ob der Erzähler das noch ernst meinen kann, so surreal ist die Handlung manchmal. Vor diesem manchmal abstrusen Hintergrund sind die Charaktere in ihrer Diversität allesamt spannend und liebenswert. Nicht für alle geht die Geschichte gut aus, aber es ist vor allem das System der Familie Berry und ihre Liebe füreinander, das Das Hotel New Hampshire zu so einem besonderen Leseerlebnis werden lässt. 

John Irving, Das Hotel New Hampshire. Random House Audio 2012.

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