Annie Ernaux erzählt in Der Platz von ihrem Vater und seinem Leben, anlässlich seines Todes. Dabei liefert sie zwar auch Lebensdaten und Werdegang, aber ihr Fokus liegt vor allem auf ihrer eigenen (schwierigen) Beziehung zu ihm. Während er nur wenig Schulbildung erhielt, als Bauer lange hart körperlich arbeiten musste und schließlich mit seinem Lebensmittelladen nur ein gerade ausreichendes Einkommen hatte, konnte sie lange lernen und einen Bildungsgrad erreichen, der ihr gesellschaftlichen Aufstieg aus der Arbeiterklasse zur Zugehörigkeit zum Bürgertum ermöglichte. Dadurch ergab sich ein Bruch zwischen ihr und dem Vater, da dieser ihre Lebensweise nicht verstehen konnte, obwohl er stolz auf sie war. Die Autorin formuliert gleichfalls Stolz auf die Errungenschaften des Vaters, zugleich aber auch Scham über die Begrenztheit ihrer Eltern in manchen Dingen.
Die Adaption des kurzen Romans durch Stephanie Eidt ist sehr gut gelungen, die Vielschichtigkeit der Emotionen ist greifbar, ebenso wie die Zerrissenheit über das schwierige Verhältnis zum Vater.
Annie Ernaux, Der Platz. DAV 2020.
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