Eine junge Frau steigt aus. Aus allem. Nur mit Zelt und Schlafsack wandert und trampt eine junge Holländerin Anne (Lotte Verbeek) durch Irland. Irritierend. Krank? Enttäuscht vom Leben, der Liebe, der Gesellschaft?
Dann stolpert sie in das Leben des Eigenbrötlers Martin (Stephen Rea), dessen Probleme ebenfalls schwer wiegen, auch wenn er mit seinem Haus und dem wohl organisierten Alltag ungleich angepasster wirkt. Er bietet ihr Essen für Arbeit und sie nimmt, verbunden mit der Abmachung, keine persönlichen Fragen zu stellen, an.
Man sieht ihnen bei ihrem Arrangement zu, sieht das rauhe und das schöne Irland, sieht das Elend und die Lebensfreude.
Doch Menschen sind nicht für die Einsamkeit gemacht, auch wenn Anne das gern so hätte. So nähern sie sich an. Das Ende ist verstörend und unklar, bietet viel Raum für eigene Interpretation. Genauso erfährt man nichts über die tatsächliche Geschichte der beiden - was ist ihnen eigentlich genau wiederfahren, was hat sie zu dem gemacht, was sie sind? Man spekuliert, man denkt, man vermutet.
Vielleicht liegt hier gerade der Reiz des Films - wir erfahren, dass es ein Leben ohne die eigene Geschichte, ein Leben ohne ein Miteinander nicht geben kann, so ist Leben nicht, auch wenn man es sich so wünscht. Aber das Vergangene muss nicht entscheidend das Leben im Jetzt bestimmen. Man kann immer weitergehen.
Urszula Antoniak, Nothing Personal, 2010.
1 comment:
"Das Befummeln privater Dinge in der Öffentlichkeit hat etwas Abstoßendes und ist der passende Auftakt für einen Film, der Nothing Personal heißt und sich vom psychologisierenden Kino, wie es schon länger Mode ist, kräftig absetzt. In Urszula Antoniaks Debüt wird wenig gesprochen, und man erfährt so gut wie nichts über die beiden Hauptfiguren. Der Glaubenssatz unserer integrationssüchtigen Gesellschaft, dass man doch über alles reden können muss, dürfte der Regisseurin heftig gegen den Strich gehen."
http://www.sueddeutsche.de/kultur/873/508024/text/
Liebe Grüße,
Hendrik
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