Saturday, September 11, 2010
Andreas Steinhöfel: Die Mitte der Welt
Der 17-jährige Phil lebt mit seiner Mutter Glass und seiner Zwillingsschwester Dianne in einem verwunschenen alten Haus namens "Visible" und wäre allein dadurch schon anders genug, um sich von den anderen Menschen der Kleinstadt zu unterscheiden und mit Misstrauen betrachtet zu werden. Außerdem ist er noch schwul, das macht die Sache nicht einfacher.
Beeindruckend erzählt er von seinen Gedanken und Gefühlen und der Reise, die das Erwachsenwerden und die Entdeckung der Liebe in all ihren Formen nun einmal ist. Ein wunderschönes Jugendbuch, das Steinhöfel da mit Die Mitte der Welt geschrieben hat. Überhaupt beeindruckt mich der Autor mit jedem Buch, das ich von ihm lese, mehr. Bedauerlich, dass ich seine Lesung versäumt habe.
"Das habe ich gelernt: Liebe ist ein Wort, das du nur mit blutroter Tinte schreiben solltest. Liebe treibt dich dazu, die seltsamsten Dinge zu tun. Sie lässt dich regenbogenfarbene Bonbons verteilen, sie lässt dich in roten Schuhen durch die Straßen tanzen, und sie schreckt nicht davor zurück, dich nachts mit blutenden Händen Gräber in paradiesische Gärten hacken zu lassen. Liebe schlägt dir tiefe Wunden, aber auf eine ihr eigene Art heilt sie auch deine Narben, vorausgesetzt, du vertraust ihr und gibst ihr die Zeit dazu. Meine Narben werde ich nicht anrühren. Ich werde neue Wunden davontragen, noch ehe die alten verheilt sind, und ich werde anderen Menschen Wunden zufügen. Jeder von uns trägt ein Messer." (S.456f.)
Andreas Steinhöfel, Die Mitte der Welt. Carlsen, Hamburg 2004.
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