Wednesday, April 20, 2011

Hanns-Josef Ortheil: Die Moselreise


"Die Mosel ist grünblau und grünbraun,
an den Rändern aber eher grün.
In der Mitte ist die Mosel wie ein dunkler, stiller Teich,
fett und dunkelgrün und unheimlich."


Hanns-Josef Ortheil schreibt alles auf. Ereignisse, Beobachtungen, Dinge, die ihn umgeben. Daraus bastelt er Romane. Gleichzeitig ist er auch noch Universitätsprofessor. Und offensichtlich ein bisschen schräg, bedingt durch eine merkwürdige Biographie (einziges überlebendes von fünf Kindern, die Mutter verstummt durch die Trauer und er mit ihr, er findet erst mit sieben Jahren zum Sprechen zurück).
Mit 11 Jahren macht er mit seinem Vater eine Wanderreise an der Mosel entlang und schreibt basierend auf seinen Notizen einen Reisebericht. Dieser Bericht ist der Kern von Die Moselreise, er wird umrahmt von Anmerkungen zu seiner Biographie und seiner Einstellung zum Schreiben und zum Reisen.
Anrührend sind die Worte des Elfjährigen, einfach, klar, bestechend in den Beobachtungen, die das Kinderauge macht und die durch den Blick des erwachsenen Lesers an Bedeutsamkeit gewinnen. Man hat Achtung vor dem Schreibtalent des Kindes - mich macht es neugierig auf seinen von erwachsener Hand geschriebenen Roman Die Erfindung des Lebens.
Das Buch hat außerdem einen bemerkenswerten Umschlag. Ich bin mir nicht sicher, was für ein Material es ist: kühl, glatt, gefühlt lederartig - laut Verlag Pappe, aber Hardcover?! Dazu dieses schillernde, wässrige Grün. Abgerundeter Seitenschnitt. Schön, man mag es gern anfassen.

Es ist ein Buch für Schreiberlinge, Reisende und Bücherliebhaber.

Hanns-Josef Ortheil, Die Moselreise. Roman eines Kindes. Luchterhand, München 2010.

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