Friday, January 18, 2013

Ulrich Greiner: Leseverführer

"Was geschieht mit uns, wenn wir lesen, und warum tun wir es so gern? Muss man alles zu Ende lesen und was sollte man wirklich über den Autor wissen? Und wo liest man was am besten?" 
Fragen, die auf dem Klappentext von Ulrich Greiners Leseverführer - eine Gebrauchsanweisung zum Lesen schöner Literatur verzeichnet sind.
Greiner ist Literaturwissenschaftler und das merkt man auch.
In zehn Kapiteln greift er verschiedene Aspekte von Literatur auf und versucht sie dem Leser zu erklären. Da wäre beispielsweise das Verhältnis von Erfundenem und Wahrheit, die Protagonisten/Helden, Romananfänge oder Erzählperspektiven. Dies verknüpft er mit der Bedeutung, die diese Aspekte auf das Lesen und den Leser haben können. Gemixt mit einer kleinen Auswahl von Beispielromanen mit Zitaten und Inhaltszusammenfassungen ergibt das etwa 200 Seiten Buch.
Die ersten Kapitel fielen mir recht leicht, sie waren unterhaltsam und in leichtem Ton geschrieben, später driftet er zunehmend in literturwissenschaftlichen Jargon ab, den ich allzu gut kenne. Das macht selten Spaß zu lesen. Und um den Spaß ging es Greiner eigentlich, so auch der Titel, Verführen zum Lesen...
Nein, irgendwie hakt dieses Buch, denn wer gern und viel liest, der kennt die Botschaft längst: Finde deinen eigenen Leseweg, lies was Freude macht, stelle dich ab und an einer Herausforderung und suche dir neue Autoren, Genre und Schreibstile. Wer nicht liest, dem wird dieses Buch ganz gewiss nicht dabei helfen, ein eifriger oder besserer (geht das?) Leser zu werden.
Ich glaube, eine gewisse Überheblichkeit scheint durch das ganze Buch hindurch (das geht mir übrigens auch beim Lesen der ZEIT oft so, deren Literaturressort Greiner leitet, aber das nur am Rande). Die genannten Werke sind häufig eher Beispiele komplexer/gehobener Literatur, einige davon habe ich gelesen, weil sie zur Weltliteratur, wie man so schön sagt, zählen, aber Spaß hat das im ersten Sinne meistens nicht gemacht, auch wenn man hinterher stolz auf die bewältigte Aufgabe blickte und bestenfalls auch ein paar neue Eindrücke und mehr Wissen über einen berühmten Autor und sein Werk mitnahm.
Die Frage, die sich mir nach der Lektüre dieses Buches stellt, ist jedenfalls eher die nach dem hohen Anspruch an Literatur und ob man diesem gerecht werden muss, um ein glücklicher Leser zu sein. Ich glaube nicht. Oben genannte Fragen fühle ich wenig beantwortet - aber vermutlich wurde hier auf dem Klappentext aus Werbezwecken ein wenig simplizifiert...

Ulrich Greiner: Ulrich Greiners Leseverführer - eine Gebrauchsanweisung zum Lesen schöner Literatur. Beck, München 2005.

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