Friday, September 20, 2013

Roddy Doyle - Mary, Tansey und die Reise in die Nacht


Selten wählt man ein Buch aus, weil man den Übersetzer schätzt. Aber wenn Andreas Steinhöfel sich die Zeit nimmt, ein Buch zu übersetzen, dann ist da bestimmt etwas dran.
Der Autor Roddy Doyle (geboren 1958) ist Ire und schreibt Romane, Dramen und Drehbücher. Ich war überrascht, als ich herausfand, dass er der Autor der literarischen Vorlage zu dem Film The Commitments (1991) ist.
Mary, Tansey und die Reise in die Nacht ist ein Kinder- und Jugendroman, in dem es um Familie und Tod geht. Mary ist zwölf und übellaunig, weil einerseits gerade ihre beste Freundin weggezogen ist und andererseits ihre geliebte Großmutter Emer im Krankenhaus im Sterben liegt. Auf dem Nachhauseweg wird sie plötzlich von einer altmodisch gekleideten Frau angesprochen, die sich als Tansey vorstellt. Marys Mutter Scarlett stellt sofort fest, dass dies der Name der lange verstorbenen Urgroßmutter von Mary ist. Tansey ist ein Geist!
Anrührend wird in kurzen Rückblicken die Geschichte von Emer und Tansey erzählt, wobei klar wird, dass die Leben der vier Frauen auf besondere Art verbunden ist und verbunden bleiben wird, ungeachtet der Tatsache, das eine bereits tot ist, eine im Sterben liegt und die andere fast noch ein Kind ist.
Zusammen unternehmen sie eine Reise in die Nacht, bei der sie ihren Wurzeln und Gemeinsamkeiten nachspüren und Mary Hoffnung schöpft, dass das Leben auch trotz Verlusten gut sein wird.

Es ist eine leise Geschichte, vorsichtig und mit Fingespitzengefühl erzählt, die mir inhaltlich und sprachlich gut gefallen hat. Die Verbundenheit der Generationen, die Familiengeschichte und vor allem die Kraft, die man daraus schöpfen kann, sind anrührende, berührende Themen.  

Roddy Doyle, Mary, Tansey und die Reise in die Nacht. cbj, München 2011.

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