Thursday, February 27, 2020
D.H. Lawrence - Söhne und Liebhaber
D.H. Lawrences dritter Roman Söhne und Liebhaber wurde 1913 veröffentlicht und gilt heute als eines der besten Werke des Autors, obwohl er bei seinem Erscheinen keine großen Erfolge erzielte. Der Roman kann in Teilen als autobiografisch gelten, das familiäre Setting ist ähnlich.
Im Roman leidet Gertrude in ihrer unglücklichen, lieblosen Ehe zu dem Minenarbeiter Walter Morel, sie ist unzufrieden mit ihrer Lebenssituation. Den einzigen Lebenssinn und auch die einzige Liebe, die sie empfindet, gilt ihren Kindern bzw. ihren zwei Söhnen, die Tochter spielt kaum eine Rolle. Die Söhne William und Paul lieben ihre Mutter entsprechend sehr, geraten aber im Erwachsenenalter in emotionale Schwierigkeiten, weil sie neben der Mutter keine stabile und sinnstiftende Beziehung zu Frauen aufbauen können. William flüchtet zwar von zuhause, vertut aber sein Geld und schließlich auch sein Leben an eine oberflächliche Frau, die ihn nicht liebt. Nach Williams Tod durch Lungenentzündung, bleibt Gertrude nur noch ihr Sohn Paul. Dieser scheitert gleich zweimal in seinen Beziehungen zu anderen Frauen, die er beide von sich stößt, weil sie neben der Liebe zu seiner Mutter nicht bestehen können. Als Gertrude schließlich an Krebs stirbt, steht Paul als noch junger Mann vor den Scherben seines Lebens - ob er einen tatsächlichen Neuanfang wagen oder seinen suizidalen Tendenzen erliegen wird, bleibt offen.
Söhne und Liebhaber ist durchaus bedrückend, sind die Charaktere doch alle unglücklich und gleichzeitig unfähig, aus ihrer emotionalen Bedrängung auszubrechen. Dabei zeigt Lawrence nicht mit dem Finger auf jemanden, alle sind Opfer ihrer Situation, ihres Empfindens, der Summe ihrer begrenzten Erfahrungen. Denn obwohl der Roman bei seinem Erscheinen als anstößig empfunden wurde (u.a. durch die Schilderung von außerehelichem Sex), ist er bestimmt durch die gesellschaftliche Enge der Zeit. Weder Gertrude, noch die Söhne und schon gar nicht die übrigen Frauen können ihrer Situation entkommen, sie sehen schlichtweg keine Möglichkeit dazu.
Die Schilderung der Charaktere und dabei vor allem die deprimierende Negativentwicklung Paul Morels ist durchaus beeindruckend, aber zugleich auch nichts, was Begeisterung weckt. So bleibt vielmehr ein bitterer Beigeschmack zurück angesichts des ernüchternden und hoffenungslosen Endes des Romans.
D.H. Lawrence, Söhne und Liebhaber. HörVerlag 2013.
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