Kalteis ist Andrea Maria Schenkels zweites Buch über einen historischen Kriminalfall. Nach Tannöd, bei dem sie sich mit Plagiatsvorwürfen herumschlagen musste (vgl. wikipedia-Artikel) basiert dieses Buch nun auf Vernehmungsprotokollen und Polizeiberichten.
In München verfolgt ein Mann mit dem Fahrrad Frauen, um diese schließlich zu überfallen, zu vergewaltigen und zu töten.
Der Täter steht in dem Roman von Anfang an fest, er taucht bereits zu Beginn in den Protokollen und bei seiner eigenen Hinrichtung auf. Fans vom klassischen "Who dunnit?" kommen also nicht auf ihre Kosten, es ist nichts mitzuraten. Vielmehr liegt die Faszination des Buches wie auch schon bei Tannöd darin, dass die unterschiedlichen Beteiligten mit ihren ganz persönlichen Sichtweisen zu Wort kommen: Beobachter, Freude, Ehemänner, Opfer... und der Täter.
Das Konzept war nun nicht mehr ganz neu, die Taten allerdings brutaler und schockierender durch Täterperspektive, man will nicht in dessen Gedankenwelt eintauchen, nicht denken, was er denkt, nicht sehen, was er sieht. Tannöd hingegen faszinierte auch dadurch, dass man wusste, einer der Erzähler muss der Täter sein, aber man wusste lange nicht, wer es denn ist. Durchaus ein Krimi eben.
Kalteis ist unstrukturierter und verwaschener in seinen Charakteren (wer spricht eigentlich genau?). Für mich hatte die Erzählform zwar nach wie vor ihren Reiz, aber hinter Tannöd bleibt dieser zweite Roman deutlich zurück.
Andrea Maria Schenkel: Kalteis. Hamburg, Nautilus, 2007.
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