Nach den Kurzgeschichtenbänden Die Sicht der Dinge und Von der Natur des Menschen ist Vertraute Fremde der erste Roman des Japaners Jirō Taniguchi.
Der Architekt Hiroshi Nakahara kommt aus Versehen nach langen Jahren wieder in seine Geburtsstadt - und fällt durch die Zeit zurück in die 60er Jahre, als er noch ein Teenager war. Mit dem Wissen des 48jährigen durchlebt er erneut diese Zeit, sieht seine Mitschüler, seine Familie und auch sich selbst mit anderen Augen. Besonders erinnert er sich an das Ende jenes Sommers, als nämlich sein Vater spurlos verschwand und die Familie zurückließ.
Während die Graphic Novel die Zeitparadoxa weitgehend außer Acht lässt (wie auch immer Hiroshi handelt, es treten wichtige Ereignisse dennoch ein), ist die Reflexion des Erwachsenen über die Welt des Jugendlichen, die er noch einmal erleben darf/muss, interessant. Er wertet anders, er hinterfragt und gelangt schließlich auch zu der Erkenntnis, dass er sein eigenes Leben nun auch anders wahrnimmt - und erst in diesem Augenblick kann er zurückkehren.
Die Bilder Taniguchis bestechen einmal mehr durch Klarheit und große Emotionalität und erzählen mindestens die Hälfte der Geschichte - wenn nicht mehr.
Jirō Taniguchi, Vertraute Fremde. Carlsen, Hamburg 2007.
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