1983. Tschernobyl ist noch nicht geschehen, der Kalte Krieg noch nicht beendet. Es Gudrun Pausewang veröffentlicht ihr Buch Die letzten Kinder von Schewenborn. Es handelt von einem fiktiven Atomschlag in Europa, bei dem alle größeren deutschen Städte zerstört werden. Der Erzähler ist der Jugendliche Roland Bennewitz, der mit seiner Familie gerade auf dem Weg zu den Großeltern ist, als die Bomben fallen. Sie erreichen den Heimatort der Großeltern - Schewenborn - schließlich, aber die Großeltern wurden durch die Bombe im nahegelegenen Fulda getötet. Schonungslos und zum Teil drastisch erzählt Roland von den Folgen der Bombe. Er beobachtet das Sterben der Menschen um ihn herum und muss auch in seiner Familie zahlreiche Verluste ertragen. Strahlenkrankheit, Seuchen wie Typhus und Ruhr, dann schließlich Hunger und Kälte raffen die Menschen dahin. Zwar überlebt er, am Ende des Buches ist er 17 Jahre alt, aber eine Zukunft scheint es nicht zu geben.
Unbarmherzig schildert die Autorin die Qualen und Chancenlosigkeit, die den Menschen im Falle der atomaren Katastrophe drohen - und ist damit vermutlich realistisch. Pausewang war fest verankert in der Friedensbewegung und schrieb über zahlreiche Themen, aber mit ihren Büchern zu atomaren Bedrohung (nach Tschernobyl schrieb sie ihr vielleicht bekanntestes Werk Die Wolke, veröffentlicht 1987) erhielt sie die größte öffentliche Aufmerksamkeit. Für ihr Gesamtwerk wurde sie 2017 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Sie wolle Menschen wachrütteln und dazu bewegen, im Kleinen selbst etwas für den Frieden zu tun.
Die letzten Kinder von Schewenborn rüttelt wach, erinnern, mahnt, auch über 40 Jahre nach seiner Ersterscheinung, denn leider ist "Nie wieder Krieg!" auch in 2018 noch nicht zur Wirklichkeit geworden, ganz im Gegenteil.
Gudrun Pausewang, Die letzten Kinder von Schewenborn. Ravensburger, Ravensburg 2015.
ZEIT-Artikel zu Pausewangs 90.Geburtstag
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