Angie Thomas hat mit The Hate U Give einen sehr beeindruckenden Roman geschrieben, der bereits im vergangenen Jahr zahlreiche Auszeichnungen erhielt.
Die Protagonistin Starr Carter lebt in zwei Welten: Zum einem in ihrem Heimatviertel Garden Heights, wo sie vertraut ist mit Drogendealern, Gangmitgliedern und all den anderen Problemen der schwarzen Community, zum anderen geht sie auf eine Schule, die beinahe nur von Weißen besucht wird. Sie trennt beide Welten strikt voneinander und kommt damit - meistens - gut zurecht.
Als sie eines Abends mit ihrem alten Freund Khalil im Auto nach Hause fährt, wird dieser - obwohl unbewaffnet - von der Polizei angehalten und erschossen.
Starr wird von ihrer Familie in allem unterstützt, was auf dieses dramatische Ereignis folgt, doch ist sie unsicher, wie sie mit der besonderen Situation, die sie als einzige Zeugin bei diesem Mord innehat, umgehen soll. Sie beginnt im Zuge der folgenden Ereignisse und des öffentlichen Interesses an dem Fall über grundlegende gesellschaftliche Probleme nachzudenken - und vor allem über ihre eigene Rolle dabei. Statt vorsichtig und angepasst zu reagieren, sieht sie Chancen zur Veränderung und will ihren Teil dazu beitragen.
Stärken hat The Hate U Give viele:
An erster Stelle eine interessante, facettenreiche Protagonistin, die sich im Zuge des Romans weiterentwickelt, dabei witzig, nachdenklich, intelligent und emotional zugleich ist. Die Schilderung des Milieus ist so authentisch, wie es nur sein kann, auch Starrs Probleme beim Wechsel zwischen den unterschiedlichen Welten sind absolut glaubhaft. Wie könnte es auch anders sein, bedenkt man, dass die Autorin über ähnliche Erfahrungen verfügt. Auch die übrigen Charaktere haben Tiefe, werden weiterentwickelt und sind liebenswert und interessant.
Bereits durch den Klappentext wird zwar das dramatische Ereignis vorweggenommen, das den Roman eröffnet, dennoch bleibt eine hohe Spannung erhalten, wie sich die Dinge für Starr und ihre Familie und Freunde weiterentwickeln. Gleichzeitig weiß man um die große Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit weiter Teile der afroamerikanischen Bevölkerung in bestimmten Bezirken - wie kann die Situation wirklich verändert, verbessert werden? Rassismus kommt in vielen Facetten daher, The Hate U Give weist mit großer Eindringlichkeit auf die kleinen und großen Dinge hin, die den gleichberechtigten Umgang von schwarz und weiß (und rot und gelb und ...) immer noch erschweren oder gar unmöglich machen.
Dieses Buch geht unter die Haut, denn auch wenn es um Rassismus geht, so ist doch nichts einfach schwarz oder weiß, richtig oder falsch. Zusammen mit Starr entdeckt der Leser die Komplexität der Thematik, nur um zugleich mit großer Einfachheit und Klarheit darauf hingewiesen zu werden, dass jeder dazu beitragen muss, die Dinge zu verändern. Man kann nur bei sich selbst beginnen.
"Sometimes you can do everything right and things will still go wrong. The key is to never stop doing right."
"What's the point of having a voice if you're gonna be silent in those moments you shouldn't be?"Angie Thomas, The Hate U Give. cbt, München 2017.
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