Monday, August 20, 2012

Nele Neuhaus: Tiefe Wunden


Nele Neuhaus hat sich für ihren dritten Roman Tiefe Wunden eine Mordreihe an alten Menschen ausgedacht. Diese verbindet ein gemeinsames Geheimnis, das in der NS-Zeit in Masuren seinen Ursprung hat. Die Ermittlung dieses Aspekts wird flugs einer lang vermissten Freundin von Pia Kirchhoff übertragen, die praktischerweise polnisch kann und gleich nach Polen reist, um von dort dann immer mal anzurufen, um den sich schleppend dahinziehenden Fall wieder mit neuen Details ins Laufen zu bringen. Oliver von Bodensteins Baby taucht nur am Anfang kurz auf (vielleicht ist es auch der Hörbuchkürzung zum Opfer gefallen?!), schade, sein Charakter wird in diesem Band nicht weiterentwickelt, Hauptermittlerin ist Pia Kirchhoff.
Ansonsten gilt die gleiche Kritik wie in den vorangegangenen Bänden: Zu viele Personen, die zu komplex miteinander in Verbindung stehen. Dabei bleiben die meisten Charaktere flach, weil natürlich entsprechend wenig Zeit auf sie verwendet wird. Der Showdown im polnischen, verfallenen Landschloss wirkt erzwungen, die Hauptperson hat keinen triftigen Grund, sich dort aufzuhalten, außer für den Effekt. Für das heikle Thema, Altnazis, die mit fremden Identitäten unter uns leben, geht mir das alles zu schnell und ist mir zu oberflächlich. Vielleicht auch, weil ich noch unter dem Eindruck von Das Alphabethaus stehe, das weitaus besser recherchiert und konstruiert ist.
Sprachlich gingen mir diesmal deutlich die doch sehr platten und verbrauchten sprachlichen Bilder auf die Nerven. "Augen hart wie Glasmurmeln"? Muss das? Wird das noch besser?

Nele Neuhaus: Tiefe Wunden. HörbuchHamburg/Downtown 2011. zur Rezension bei krimi-couch.de

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