Der vierte Fall um Sebastian Bergman und das Team der Reichsmordkommission beginnt mit einer schrecklichen Bluttat: Die ganze Familie Carlsten, wohnhaft in Torsby, einem kleinen Ort in Värmland, ist in ihrem eigenen Haus ermordet worden. Erst verspätet finden die Ermittler heraus, dass es eine Zeugin gegeben haben muss - Nicole, die zehnjährige Nichte der Carlstens. Ihre
Fußabdrücke führen in den nahe gelegenen Wald. Bergman schafft es, Nicole zu finden, bevor der Killer sie doch noch erwischt.
Das Kind steht jedoch unter Schock und schweigt, hat aber eine offensichtliche Bindung zu ihrem Retter. Doch für Bergman ist die Beziehung zu dem Mädchen nicht unproblematisch, da sie ihn an seine eigene Tochter erinnert. Statt zu sprechen, zeichnet Nicole nach und nach Hinweise darauf, wie die Morde abgelaufen sind, während die Reichsmordkommission anderen Spuren folgt. Beide Bemühungen zusammen führen schließlich zur Aufklärung des Falls.
Auch wenn Bergman nach wie vor durchweg ein unsympathischer Protagonist ist, kommt man nicht umhin, Mitgefühl mit ihm zu empfinden, wie er stellvertretend versucht, Nicole zu helfen und sie an sich zu binden, dabei Berufliches und sein privates Trauma vermischt, ohne selbst in der Lage zu sein, dies zu erkennen. Dass seine noch lebende, erwachsene Tochter Vanja schließlich eingreift, um für das Kind und ihre Mutter weiteres Leid zu verhindern, ist passend und bizarr zugleich, da Bergman es immer noch nicht fertiggebracht hat, ihr zu sagen, dass er ihr Vater ist.
Das Mädchen, das verstummte hat einen spannungsgeladenen Plot mit einem ausgewogenen Verhältnis von solider Ermittlungsarbeit und Darstellung der Beziehungen der Protagonisten. Lediglich das nach Abschluss des Falls nachgeschobene Ende ist verstörend, auch wenn es sicherlich als Cliffhanger für den nächsten Band gut funktioniert.
Hjorth und Rosenfeldt, Das Mädchen, das verstummte. Rowohlt, Reinbek 2014.
No comments:
Post a Comment