Wednesday, October 05, 2016

Jeffery Deaver - Der faule Henker

Der faule Henker ist der fünfte Lincoln Rhyme Fall von Jeffery Deaver: In einer Musikschule wird ein ermordetes Mädchen aufgefunden - zwei Streifenpolizistinnen hätten den Täter beinahe erwischt, als er sich auf mysteriöse Weise in Luft auflöste und verschwand. Die am Tatort aufgefundenen Spuren deuten auf einen Täter aus dem Zauberer- und Illusionistenmillieu und bald stecken Lincoln Rhyme und Amelia Sachs mitten in einem Wettlauf mit der Zeit, denn es ist bald klar, dass der Täter bald wieder zuschlagen wird - und niemand weiß, mit welchen Taschenspieler- und Zaubertricks der extrem (ver-) wandlungsfähige Täter agieren wird. In dem Wirrwarr der falschen und richtigen Spuren hilft ihnen die junge Magierin Kara, die unerlässlich ist für die Identifizierung der zum Teil klassischen Zaubertricks und die ihnen erklärt, mit welchen Mitteln der Täuschung der Täter arbeitet. 

Wie schon bei Das Gesicht des Drachen hat Deaver auch bei Der faule Henker offensichtlich intensive Recherchearbeit geleistet, um das Illusionistenmillieu realistisch und umfassend darzustellen. Nun bringt dieses eine Unmenge an Täuschungen und kleineren und größeren Wendungen im Plot mit sich, etwas, das durchaus als ein tragendes Element von Deavers Romanen gelten kann. Allerdings leidet die Glaubwürdigkeit des Plots deutlich, wenn Täuschung zum Thema eines Thrillers wird und man sowieso nichts mehr für wirklich hält. Der Leser folgt der Story ohne besondere Erwartungshaltung, außer der einen, nämlich dass alles sowieso anders ist als dargestellt. [Achtung, Spoiler...] Hinzu kommt, dass die Vortäuschung des eigenen Tods durch den verhafteten Täter dann doch eine Spur zu dick aufgetragen ist und man der darauf folgenden Erzählschleife nur noch müde lächelnd folgen mag und das endgültige Ende herbeisehnt. An den Charakteren ist derweil nicht viel zu meckern, wenngleich Lincoln weniger Fleiß in der Spurenanalyse und weniger systematisches Denken und Logik verwendet als zuvor - beides Dinge, die eigentlich positive Merkmale der vorangegangenen Bände waren. Fazit, nicht Deaver stärkster Roman, mal sehen, was die Reihe im Folgenden bringt. 
 
Jeffery Deaver, Der faule Henker. Randomhouse Audio 2012.

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