Die beiden Vorgänger (#4 Das Licht in einem dunklen Haus, 2011, und #5 Tage des letzten Schnees, 2014) von Jan Costin Wagners Reihe um den stillen Ermittler Kimmo Joentaa waren spannend, sprachlich interessant und erzählten ungewöhnliche Geschichten aus ungewöhnlichen Perspektiven.
In der Fortsetzung Sakari lernt, durch Wände zu gehen ist Kimmo plötzlich Vater einer Tochter, die so heißt wie seine verstorbene Frau aus Band 1, Sanna. Im Haus am See scheint er seine Familienidylle gefunden zu haben, auch wenn unklar bleibt, wo die Mutter der Kleinen ist.
Die Idylle wird durchbrochen von Kimmos Kollegen Petri, der Rat bei ihm sucht. Bei einem Einsatz in der Innenstadt von Turku hat er einen jungen Mann erschossen, der nackt mit einem Messer in einem Brunnen stand. Die Situation und der Hintergrund des jungen Mannes wirft viele Fragen auf, denen sich Petri zusammen mit Kimmo stellen will. Dabei tauchen sie ein in gleich zwei von Tragödien geplagten Familien und unter der Lupe der Ermittlung werden die verschiedenen menschlichen Reaktionen auf undenkbare, undenkbar schreckliche Ereignisse sichtbar.
Erzählt wird aus unterschiedlichen Perspektiven der Beteiligten, der Autor gibt allen eine Stimme. In der Hörbuchfassung führt dies an manchen Stellen zu Verständnisschwierigkeiten, eventuell ist zum Teil auch schlecht gekürzt worden. Denn obwohl der Roman eine ähnliche Atmosphäre hat, wie seine Vorgänger, sprang der Funke der Geschichte für mich nicht so recht über. Vieles blieb in der Luft, war psychologisch angerissen, aber nicht zufriedenstellend erklärt und in keinen ordentlichen Gesamtzusammenhang gebracht. Dennoch endet die Geschichte auf einer hoffnungsvollen Note, Menschen mit Wunden und Narben, die sich zusammenschließen, um dennoch in die Zukunft zu blicken und einen Neuanfang - symbolisiert durch das Baumhaus, dass sie gemeinsam wieder aufbauen - wagen.
Jan Costin Wagner, Sakari lernt, durch Wände zu gehen. Argon 2017.
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