Reinhard Mey ist einer der Musiker, die in meiner Familie immer präsent waren, zahlreiche Schallplatten, CDs und vor allem die häufigen Zitate zu allen Lebenslagen zeugen davon.Wer Meys Liedern aufmerksam zuhört, der weiß auch automatisch schon einiges über sein Leben, seine Familie, seine Überzeugungen.
Der Schriftsteller Bernd Schroeder hat zahlreiche Gespräche mit Reinhard Mey geführt und aus den Mitschnitten dieser Gespräche, vielen Liedtexten und Fotografien ist die Biographie Was ich noch zu sagen hätte entstanden, die 2005 erschien. Der Gesprächscharakter ist dabei weitgehend erhalten geblieben, was einerseits einen vertrauten Tonfall erzeugt, andererseits aber auch dazu führt, dass es inhaltlich auch nicht tiefer geht oder Dinge anders beleuchtet werden, als Mey dies selbst zulässt.
Die Liedtexte erläutern dabei die einzelnen Lebensabschnitte oder Themen in Meys Leben und bilden eine schöne Einheit. Natürlich findet man keine oder nur wenig kritische Töne, schließlich ist der Sänger auch der Autor, aber man erfährt auch zwischen den Zeilen manchmal Dinge, die neu sind und nicht in dem Maße öffentlich waren. Einen bitteren Beigeschmack bekommen die Stellen, an denen Mey über seinen Sohn Max spricht bzw. an denen dieser selbst zu Wort kommt, nachdem dieser im Mai dieses Jahres nach fünf Jahren im Wachkoma verstorben ist. Diese Familientragödie hat den Sänger offensichtlich schwer getroffen, denn aus seinen Äußerungen über seine Kindern wird deutlich, dass diese in Meys Leben den größten Stellenwert einnehmen und sinnstiftend sind.
Es ist keine überragende Biographie, die Mey in einem gänzlich anderen Licht darstellt oder Überraschendes bietet, aber es ist ein Zeugnis seines Lebens, seiner Musik und seiner Lebensüberzeugungen - und dadurch für Fans und Interessierte sicherlich lesenswert.
Reinhard Mey mit Bernd Schroeder, Was ich noch zu sagen hätte. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2005.
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