Ernest Clines Ready Player One (2011) ist bereits ein Klassiker und spätestens seit der Verfilmung durch Steven Spielberg 2018 einer breiten Masse bekannt. Cline, geboren 1972, versetzt die Leser in ein dystopisches Jahr 2045, die Lebensbedingungen sind denkbar schlecht und die einzige Zuflucht aller ist die OASIS, eine virtuelle Realität. Ihr Erschaffer James Halliday verzichtete auf die vollständige kommerzielle Ausbeutung der OASIS und in Ermangelung eines Erben, programmiert er eine virtuelle Schnitzeljagd, ein Easter-Egg, in der OASIS. Als Fan der 80er Jahr Pop- und Trashkultur beziehen sich alle Hinweise und Aufgaben dieser Jagd auf diese Zeit - wer das Easter-Egg findet, wird zum Erben von Hallidays Welt und Milliarden. Die böse Konkurrenz, ein Konzern namens IOI, versucht selbstverständlich auch mit allen Mitteln, die Kontrolle über OASIS zu erlangen und ist dabei besser ausgestattet als die kleinen privaten Jäger.
Der Protagonist Wade ist entsprechend als Gegensatz ein mittelloser, verwaister Jugendlicher, augenscheinlich chancenlos, aber durch seine Obsession mit den 80ern eben doch nicht. Es beginnt ein Wettlauf im Rätsellösen, Kräftemessen auf dem popkulturellen Wissen und im Spielen alter Computer- und Arcadespiele. Doch kann Wade es nicht allein schaffen, er findet Mitstreiter und obwohl es zum Ehrenkodex der Jäger gehört, allein zu suchen, kommt er nur mit ihrer Hilfe die Lösung.
Um es vorweg zu nehmen, Kritiker bemängeln zu Recht die etwas schlicht und sehr vorhersehbar angelegte Prämisse des Romans. Natürlich gewinnt der Underdog gegen die böse Übermacht, allen Unwahrscheinlichkeiten zum Trotz. Man muss an manchen Stellen schon fest die Augen zukneifen, um einfach so hinzunehmen, dass beispielsweise ein Hinweis auf einen Songtext mit drei Wörtern erst entschlüsselt wird, als die Reihenfolge der Wörter geändert wird - Google lehrt uns anderes. Plausible, glaubhafte Plotführung geht anders. Auch über die Anlage der (Neben-) Charaktere ließe sich viel Negatives sagen, natürlich. Und die Liebesgeschichte... ohne Worte.
Aber vielleicht kommt es darauf nicht an.
Ready Player One ist eine Pop-Geschichte, voller Songs, Spiele und Kultur aus eine Ära, in der sich der Autor auskennt und die er offensichtlich liebt. Das Universum der OASIS ist ein Traum, eine Welt, in der sich Identitäten schaffen lassen, Nachteile ausgeglichen werden können. Auch hier kann man einwerfen, dass Cline diese Utopie in der Dystopie nicht bis zum Ende denkt, aber die Vorstellung einer solchen virtuellen Realität macht dennoch Spaß. Genauso wie man auch mit Spaß das Abenteuer der Jagd und des Rätsellösens mitverfolgen kann, wenn man das ganze nicht zu sehr hinterfragt.
Ich kann mir gut vorstellen, dass der Film vielleicht besser funktioniert als das Buch, weil Musik und visuelle Umsetzung sicher noch den Spaß an der Story erhöhen. Trotz augenscheinlicher literarischer Schwachstellen, hat mir das Buch und die kleine Zeitreise in die 80er mit einem Umweg über die Zukunft Freude gemacht.
Ernest Cline, Ready Player One. Fischer, Frankfurt am Main 2017.
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