Im Gegensatz zu Der Geschmack von Apfelkernen, das mich begeisterte, und Vom Schlafen und Verschwinden, das ich sehr gut fand, konnte mich Das Geräusch des Lichts von Katharina Hagena nicht vollends überzeugen.
Es ist eine sehr unzuverlässige Erzählerin, die sich in der unsäglichen Warterei in einer Arztpraxis, in der sie eine unangenehme Diagnose erwartet, in Geschichten eine Ablenkung, eine Flucht zu erfinden sucht. So sieht sie sich die anderen Menschen im Wartezimmer an und erfindet deren Lebensgeschichten, dramatisch, fantasievoll, zum Teil miteinander verwoben, da sie alle nach Kanada führen, zum Teil sich widersprechend. Sprachlich gewohnt und ungewöhnlich gut, beginnen hier mehrere gute Geschichten, die jede für sich größeren Raum verdient hätten. Und doch brechen sie ab, werden nicht bis zum Ende erzählt, werden variiert, in Frage gestellt, abgelöst von der nächsten und wieder nächsten. Vermutlich bewusst bleiben viele Leerstellen, die zu füllen dem Leser überlassen bleiben. Auch wenn dies gewollt ist, so bleibt es dennoch zum Teil irritierend.
Die verschiedenen Geschichten werden in der Audiobookproduktion von GoyaLit durch verschiedene Stimmen sehr gut umgesetzt, besonders anrührend dabei David Hofner (*2005), der in die Rolle eines Jungen schlüpft, der den Tod von Mutter und Schwester als Weiterreise zum Planeten Tschu umdeutet. So ist Das Geräusch des Lichts als Audiobook durchaus empfehlenswert, wenn man sich auf dies ungewöhnliche Stück Literatur einlassen möchte.
Katharina Hagena, Das Geräusch des Lichts. GoyaLit 2016.
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