In Supergute Tage oder die sonderbare Welt des Christopher Boone von Mark Haddon erzählt der 15jährige Christopher, wie eine Kette von Ereignisse seine geordnete Welt durcheinander bringt. Der Hund der Nachbarin wird mit einer Mistgabel getötet und er ermittelt. Allerdings ist dies für Christopher, der eine Form von Autismus hat und zu einer Sonderschule in Swindon geht, keine einfache Sache. Denn jede Durchbrechung seiner Routinen, jeder Kontakt mit nicht vertrauten Menschen ist für ihn eine Bedrohung. Sehr sachlich, denn Logik ist seine einzige Herangehensweise an die Welt, beschreibt er, wie es ausgehen kann, wenn er sich bedroht fühlt. So muss seine Umwelt - und auch seine Eltern - mit Schreien und Umsichschlagen rechnen, wenn Christopher nicht mehr weiter weiß. Bei seinen Ermittlungen, die er auf Anraten seiner Betreuerin in der Schule in einem mit Primzahlen nummerierten Buch niederschreibt, kommt er dann einem ganz anderen Geheimnis auf die Spur, das ihn zwingt, noch größere Gefahren einzugehen.
Die Erzählweise von Supergute Tage versucht die ungewohnten Denkstrukturen eines Kindes auf dem autistischen Spektrum zu spiegeln, so dass man sich direkt in die seinem Denken entsprechende Logik einfinden muss, wodurch seine Handlungen nachvollziehbar, ja, logisch werden. So sonderbar ist es plötzlich nicht mehr, aber dennoch wird klar, dass Christopher immer Schwierigkeiten in der Welt "der Normalen" haben wird, auch wenn er Hoffnung auf ein selbstbestimmtes Leben hat. Von einigen seiner Träume - zum Beispiel Astronaut zu werden - verabschiedet er sich auf seiner Reise, da er zunehmend reflektiert, an welchen Stellen, seine Weltsicht und seine Logik in Konflikten resultiert. Aber er erfährt auch Bestätigung, dass er in einigen Bereichen Stärken hat.
Seit dem ersten Erscheinen von Mark Haddons Roman im Jahr 2003 ist das Bewusstsein über die Schwierigkeiten und Stärken autistischer Menschen und die Probleme, die der Umgang mit Autisten für deren Umwelt darstellt, deutlich gewachsen. Andere Publikationen, auch von autistischen Autoren selbst, und öffentliche Diskussionen sorgen dafür, dass zumindest in Teilen ein größeres Verständnis herrscht. Dennoch ist Supergute Tage nach wie vor eine lohnende Lektüre, um durch die Ich-Perspektive zu erfahren, wie es vielleicht im Innern dieser besonderen Persönlichkeiten aussieht.
Mark Haddon, Supergute Tage oder die sonderbare Welt des Christopher Boone. cbt, München 2015.
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