1963 erschien der autobiographisch gefärbte Roman Die Glasglocke von Sylvia Plath.
Er erzählt die Geschichte von Esther Greenwood, die nach einem Praktikum bei einem New Yorker Magazin zunehmend psychisch erkrankt. Sie fühlt sich den Ansprüchen und Möglichkeiten, die das Leben ihr bietet, nicht gewachsen, ihre Beziehungen erscheinen ihr hohl und tragen sie nicht. Vor allem die Idee eines typisch weiblichen Lebenswegs als Ehefrau und Mutter erschreckt sie und wird von ihr abgelehnt. Als sie den von ihr zunächst angestrebten Schreibkurs im Anschluss an das Praktikum nicht machen kann und statt dessen wieder zuhause bei ihrer Mutter wohnt, verschlechtert sich ihr mentaler Zustand, sie leidet unter Schlafstörungen, wird depressiv und unternimmt schließlich einen Selbstmordversuch. Den Gepflogenheiten der 60er Jahre entsprechend wird sie unter anderem mit Elektroschocktherapie behandelt. Nach einem längeren Klinikaufenthalt tritt sie am Ende des Romans schließlich vor ein Ärztegremium, das darüber entscheiden soll, ob sie geheilt entlassen werden kann.
Viele der im Roman geschilderten Erfahrungen finden nahezu identische Parallelen in Sylvia Plaths Leben. Zusammen mit der Protagonistin rutscht der Leser immer weiter abwärts auf der Depressionsspirale. Während Esther zunächst noch mit zynisch-kritischem Blick auf die artifizielle New Yorker Mode- und Lifestyleszene blickt, ihre Zukunft skeptisch hinterfragt und das Konstrukt der Ehe und das Frauenbild der Zeit schonungslos enttarnt, gerät sie zunehmend in einen Sog aus Selbstzweifel. Wenn sie ihren Platz in der Welt nicht finden kann, keine Orientierung hat, so bleibt ihr schließlich nur der Weg aus dem Leben, der Selbstmord als logischer Schluss. Drastisch und schlichtweg düster sind die Schilderungen des therapeutischen Teils des Romans und nur zögernd mag man am Ende hoffen, dass sich Esther auf dem Weg der Besserung und zurück in ein lebenswertes Leben befindet - gibt doch die Therapie und das Verhalten der Ärzte wenig Anlass zur Hoffnung - noch weniger vor dem Hintergrund, dass sich die Autorin bei einer erneuten depressiven Episode nur wenige Monate nach dem Erscheinen des Romans selbst umbrachte.
Trotz aller Düsternis - oder auch gerade deswegen - ist Die Glasglocke ein dichtes Werk mit vielen auch heute noch zum Nachdenken anregenden Ideen und beeindruckenden Bildern. Es ist ein unbedingt empfehlenswerter Klassiker.
Sylvia Plath, Die Glasglocke. Suhrkamp, Berlin 2013.
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