In der Schwebe von Tess Gerritsen handelt von einer mysteriösen Epidemie die auf der internationalen Weltraumstation ISS ausbricht. Ein Experiment verhält sich auffällig, aber bevor es vernichtet werden kann, erkranken und sterben zunächst einige Versuchstiere, dann entwickelt der erste Astronaut Symptome. An Bord ist die Medizinwissenschaftlerin Emma Watson, doch auch sie kann die Effekte, die dieser seltsame Erreger auf die Menschen an Bord hat, nicht aufhalten. Der Rettungsversuch der NASA scheitert auf bittere Weise und nun schalten sich das Militär und das weiße Haus ein.
Zusammen mit Emma im All und ihrem (noch) Ehemann Jack auf der Erde gerät der Leser in einen Wettlauf mit der Zeit, um die Zusammenhänge und den Ursprung der Katastrophe auszumachen und ein Gegenmittel zu finden.
Wie gewohnt schildert Tess Gerritsen starke Protagonisten und räumt auch den Nebenfiguren genügend Raum ein, um interessant zu sein. Das Setting ist ungewöhnlich und fesselnd, gerade wenn man nicht allzu viel über Raumfahrt und die Abläufe auf einer Raumstation weiß. Wie glaubhaft oder realistisch diese Schilderungen sind, kann ich hingegen nicht beurteilen, allerdings beruft sich die Autorin auf eine mehrere Monate dauernde Recherche.
Der Anlass, wegen dem sie darauf auf ihrer Website darauf hinweist, ist allerdings eher unerfreulich: Im Jahr 1999, also im gleichen Jahr der Erstveröffentlichung von Gravity, so der Originaltitel, verkaufte Gerritsen die Filmrechte an New Line Productions, einer Filmproduktionsfirma, die 2008 vom Branchenriesen Warner Bros aufgekauft wurde. Während der ursprünglich geplante Film nicht umgesetzt wurde, lief Gravity schließlich 2913 in den Kinos an, die Regie hatte Alfonso Cuarón, die Hauptrollen waren besetzt mit Sandra Bullock und George Clooney. Der Film war recht erfolgreich und gewann 2014 zwei Oskar für Schnitt und Regie. Prima, denkt man, wie schön für Tess Gerritsen.
Aber die Autorin sah für das Projekt nicht einen Dollar! Trotz des Vertrags, den sie mit NLP geschlossen hatte, und obwohl der gleiche Regisseur für das Projekt vorgesehen war, behauptet Warner Bros, es wäre ein völlig unabhängiges Projekt. Betrachtet man die offensichtlichen Parallelen - nicht zuletzt der Titel! - ist dies schon eine wahrhaft peinliche Behauptung. Der Prozess um die vollständige Aufklärung der Zusammenhänge läuft noch...
Der Roman ist definitiv lesenswert und hält einen langen Spannungsbogen - vor dem Hintergrund kann dann auch der Hollywoodstreifen mit einem anderen Blick betrachtet werden. Ich würde Gerritsen jedenfalls ihren Anteil an den 700.000 Dollar gönnen, den der Film eingespielt hat.
Tess Gerritsen, In der Schwebe. RandomHouse Audio 2012.
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