Nach Nacht über Reykjavík hatte ich plötzlich Sehnsucht nach Erlendur und hörte mir den ersten Fall Menschensöhne noch einmal an.
Gleich zwei Todesfälle beschäftigen die isländische Polizei in Reykjavík: Ein pensionierter Lehrer stirbt in den Flammen seines Hauses - offensichtlich wurde er vorher gefesselt und dann angezündet. Außerdem stürzt sich der Nervenklinik ein Patient namens Daníel in den Tod, während sein Bruder Pálmi daneben steht. Daníel war Schüler des verbrannten Lehrers und dieser hatte ihn kurz vorher besucht. Erlendur beginnt zu ermitteln, doch auch Pálmi stellt Nachforschungen an.
Was geschah vor über 25 Jahren in der Klasse von Daníel? Fast alle seiner Klassenkameraden fanden einen frühen, zum Teil gewaltsamen Tod. Nach und nach wird klar, dass damals skrupellos mit den Kinder experimentiert wurde. Die Geschehnisse haben Auswirkungen bis in die Jetztzeit, nicht nur weil die Dinge von damals vertuscht und letzte Zeugen ausgeschaltet werden sollen, sondern weil die Opfer von damals immer noch benutzt werden...
Inspiriert von noch aktuellen Meldung eines geklonten Schafs namens Dolly (*1996) konstruierte Indriðason eine Geschichte von skrupellosen Pharmaunternehmern, die ihre Ideen mit Macht und Geld umsetzen, ohne nach Moral oder Gesetz zu fragen. Selbst wenn sie direkt durch ihre Opfer konfrontiert werden, empfinden sie keine Schuld und bleiben wahnhaft begeistert von ihrer Idee. Viele der anderen Figuren in Menschensöhne sind Randfiguren der isländischen Gesellschaft, haben schwierige Familien- und Lebensgeschichten. Erlendur als Ermittler bleibt noch vage, aber es wird klar, dass auch er eine Vergangenheit in sich trägt, die ihn belastet.
Arnaldur Indriðason, Menschensöhne. Lübbe Audio 2005.
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